Hornisse (Vespa crabro Linnaeus, 1758)

DE Deutschland , DE-SN Sachsen Druckansicht

Diagnose

Körperlänge: 19–35 mm (größte einheimische Faltenwespe).

Kopf: hinter den Augen stark erweitert; die dreieckförmig angeordneten Nebenaugen (Ocelli) sind vom Hinterrand des Kopfes viel weiter entfernt als vom Rand der Komplexaugen; Kopfhinterrand rotbraun.

Ähnliche Arten: Die Königin der Mittleren Wespe Dolichovespula media ähnlich groß wie die Arbeiterinnen der Hornisse, aber mit rötlich-gelber Zeichnung auf Thorax und Hinterleib.

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Nomenklatur

Vespa crabro Linnaeus, 1758: 572
= Vespa vexator Harris, 1776
= Vespa major Retz., 1783
= Vespa germana Christ, 1791
= Vespa borealis Rad., 1863
= Vespa flavofasciata Cameron, 1903
= Vespa tartarea Buysson, 1904

Merkmale

Verbreitung

Die Hornisse ist in ganz Europa nördlich bis 62°N sowie in weiten Teilen des temperaten Asiens, einschließlich der Türkei und China bis Japan verbreitet (Bequaert 1931; GBIF). Im 19. Jahrhundert wurde sie in Nordamerika eingeschleppt und breitete sich in der Folge bis Zentralamerika aus (Landolt et al. 2010).

Für ihr natürliches Verbreitungsgebiet in der Paläarktis wurden mehrere Variationen beschrieben, deren Namen auch geographischen Regionen zugeordnet wurden (Birula 1925; Bequaert 1931), doch wurden verschiedene Variationen auch innerhalb einer Region oder sogar innerhalb eines Nestes gefunden (##), so dass eine Unterscheidung von Unterarten (in den meisten Fällen) nicht gerechtfertigt ist. 

Lebensweise

Jedes Jahr ab Mitte April erfolgt die Neugründung eines Familienstaates durch ein überwintertes, begattetes Weibchen. Das Nest wird aus einer papierähnlichen Masse, die aus fein zerkautem (meist morschem) Holz und Wespenspeichel verleimt wird, hergestellt. Die Nester finden sich in Baumhöhlen, Nistkästen, Schuppen und auf Dachböden. Im Mai bis Juni schlüpfen die ersten Arbeiterinnen; die Königin fliegt dann nicht mehr aus. Die für die Arterhaltung wichtigen Jungköniginnen und Männchen schlüpfen erst viel später. Im Juli bis September erreicht das Hornissenvolk mit einigen Hundert (sehr selten mehr als Eintausend) Individuen sein Maximum, erlischt aber mit den ersten Nachtfrösten.
Hornissen ernähren sich räuberisch von anderen Insekten. Die Königin und ihre ebenso wehrhaften Arbeiterinnen sind sanftmütig. Wenn man sie und das Nest nicht attackiert und sich in Nestnähe gemessen bewegt, erfolgt kein Angriff. Wer Hornissen in seiner Umgebung akzeptieren kann, wird von Fliegen und Wespen nicht belästigt.
Der Stich ist für den Menschen schmerzhafter, aber nicht giftiger als der anderer Wespen. Im Versuch führt das Gift bei 50 % der Ratten nach 150 Stichen / kg Körpergewicht zum Tod. Problematisch ist bei einigen Menschen in erster Linie eine allergische Reaktion auf das Gift von Bienen, Wespen und Hornissen, die zum Kreislaufkollaps führen kann.

Lebensräume

Das natürliche Vorkommen der Hornisse ist an Altbäume mit Höhlungen gebunden. Heute dürften Hornissen Nistgelegenheiten überwiegend im menschlichen Siedlungsbereich in alten Schuppen, Holzverschalungen an Terrassen und Balkonen, Winterverkleidungen an Dächern, Rollladenkästen und Nischen in Dachböden finden.

Bestandssituation

Einen Überblick über die Bestandssituation der Hornisse in Ostdeutschland während der 1980er Jahre gibt Koch (1998). Der Bestand der Hornisse gilt weder in Deutschland noch in Sachsen als gefährdet.

Literatur

  • Bellmann, H. 1995: Bienen, Wespen, Ameisen: die Hautflügler Mitteleuropas. – Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart. 336 S.
  • Bequaert, J. 1931: The color forms of the common hornet, Vespa crabro Linnaeus. – Konowia 10: 101–109.
  • Birula, A. A. 1925: Über die russischen Wespen und ihre geographische Verbreitung (Erster Beitrag). – Archiv für Naturgeschichte (Abteilung A) 90 (12): 88–102.
  • Dvořák, L. & S. P. M. Roberts 2006: Key to the paper and social wasps of Central Europe (Hymenoptera: Vespidae). – Acta Entomologica Musei Nationalis Pragae 46: 221-244.
  • Koch, F. 1998: Zur Bestandssituation der Hornisse (Vespa crabo L.) in Ostdeutschland - eine Retrospektive. – Bembix 11: 23–26.
  • Landolt, P. J., J. Monzón Sierra, T. R. Unruh, R. S. Zack 2010: A new species of Vespula, and first record of Vespa crabro L. (Hymenoptera: Vespidae) from Guatemala, Central America. – Zootaxa 2629: 61–68.
  • Linnæus, C. 1758: Systema naturæ per regna tria naturæ, secundum classes, ordines, genera, species, cum characteribus, differentiis, synonymis, locis. Tomus I. Editio decima, reformata. – Holmiæ, Salvius. S. [1–4], 1–824.
  • Orlow, M. von 2011: Mein Insektenhotel. Wildbienen, Hummeln & Co. im Garten. – Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart. 190 S.

Links

 

Autor(-en): Matthias Nuß, Wolf-Harald Liebig. Letzte Änderung am 10.07.2022

Hornisse (Vespa crabro), Saubachtal bei Constappel, Mai 2017
(© Steffen Hintersaß)


Hornisse im April 2015, östlich Liegau-Augustusbad
(© Tilmann Adler)


Hornisse im April 2015, östlich Liegau-Augustusbad
(© Tilmann Adler)


Porträt einer Hornisse (Vespa crabro), Gelände der Naturschutzstation Herrenhaide im September 2013
(© Jens Schubert)


Das Hornissennest befand sich in einer Werkstatt und wurde von der Bewohnerin des Anwesens geduldet (24.09.2011, Krauschwitz).
(© Wolf-Harald Liebig)


Blick ins Hornissennest. Das Tier oben mit den langen Fühlern ist ein Drohn (Männchen).
(© Wolf-Harald Liebig)


Königin am Licht - Westlausitz, Masseneiwald südl. Großröhrsdorf/Kleiner Stern, 30. Mai 2023
(© Gert Schulze)


Dieses Hornissennest befand sich in einem hohlem Ast einer Eiche. Der Ast war abgebrochen und das Nest mit den Larven und Puppen wurde aufgegeben. Chemnitz-Helbersdorf, 13.08.2019
(© Benjamin Franke)


Dieses Hornissennest befand sich in einem hohlem Ast einer Eiche. Der Ast war abgebrochen und das Nest mit den Larven und Puppen wurde aufgegeben. Chemnitz-Helbersdorf, 13.08.2019
(© Benjamin Franke)
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