Kleine Goldschrecke (Euthystira brachyptera (Ocskay, 1826))

DE Deutschland , DE-SN Sachsen Druckansicht

Diagnose

Körperlänge: Männchen 14–17 mm, Weibchen 19–22 mm.

Körper leuchtend hellgrün mit metallischem Glanz.

Kopf: Stirn ohne Scheitelgrübchen.

Thorax: Flügel bei beiden Geschlechtern normalerweise deutlich reduziert, beim Männchen zu hellgrünen Flügeln, die nur knapp über die Mitte der Hinterschenkel hinausragen, beim Weibchen zu rosafarbenen Schuppen, Hinterknie hell.

Hinterleib: Subgenitalplatte der Männchen deutlich zugespitzt, Legeröhrenklappen der Weibchen sehr lang.

Gesang der Männchen: Weniger als eine Sekunde lange Verse, bestehend aus vier bis zwölf kaum einzeln wahrnehmbaren Silben. Relativ leiser Gesang, der im Frühsommer gut zu hören ist. Mit zunehmender Gesangsaktivität anderer Heuschreckenarten geht er jedoch leicht in der Geräuschkulisse unter.

Ähnliche Arten: Die Männchen sind leicht mit Männchen des Gemeinen Grashüpfers (Pseudochorthippus parallelus) und des Sumpfgrashüpfers (Pseudochorthippus montanus) zu verwechseln, diese besitzen aber Scheitelgrübchen sowie die Chorthippus-typischen Ausbuchtungen am Vorderrand der Vorderflügel. Männchen der Großen Goldschrecke (Chrysochraon dispar) mit dunklen Hinterknien.

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Rote Liste Sachsen: ungefährdet
Rote Liste Deutschland: ungefährdet

Merkmale

Verbreitung

Von Deutschland, Polen und dem Baltikum südlich bis Spanien, Italien und Griechenland (PESI), östlich bis zum Baikalsee (GBIF). Die nördliche Verbreitungsgrenze verläuft in Deutschland durch Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Hessen (Fischer et al. 2020).

Lebensweise

Die Weibchen legen je fünf bis sechs Eier in einer aushärtenden, schaumigen Flüssigkeit (Oothek) zwischen Blättern krautiger Pflanzen (55%) und Gräser (18%) sowie in der Moos- und Moderschicht ab (16%); übrige Ootheken konnten nicht zugeordnet werden (11%) (Reinhardt 1998). Die Larven schlüpfen zwischen Ende März und Anfang Mai im darauffolgenden Jahr. Die adulten Tiere treten von Mitte Mai bis in den Oktober hinein auf (Fischer et al. 2020). Die Tiere ernähren sich herbivor von verschiedenen Süßgräsern wie beispielsweise Knaulgras, Rispengras und Straußgras (Ingrisch & Köhler 1998).

Lebensräume

Trockene bis feuchte Lebensräume mit höherer oder dichter, grasreicher Vegetation wie nicht oder nur gelegentlich genutzte Grasfluren und Säume: junge Brachen, Säume, extensiv genutzte Streuwiesen, hochwüchsige, grasreiche Magerrasen (Fischer et al. 2020), trockene Kurzgrasbestände, Frischwiesen, Feuchtheiden, Moore, Gewässerränder, Riede und Großseggen (Landeck & Wiedemann 1998). Im Białowieza Nationalpark besiedelt die Kleine Goldschrecke Offenlandhabitate mit einer Mindestgröße von 1000 und einer Maximalgröße von 100.000 Quadratmetern sowie Korridore mit 10–40 m Breite und Flußniederungen mit 100–200 m Breite (Theuerkauf & Rouys 2006).

Bestandssituation

Die Kleine Goldschrecke wurde Anfang der 1990er Jahre in der Roten Liste Sachsen als gefährdet (Börner et al. 1994), eineinhalb Jahrzehnte später und unter Anwendung neuer Kriterien zur Erstellung der Roten Listen (Ludwig et al. 2009) als ungefährdet eingestuft (Klaus & Matzke 2010).

Literatur

  • Börner, J., K. Richter, M. Schneider & S. Straube 1994: Rote Liste Heuschrecken. – Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie, Materialien zu Naturschutz und Landschaftspflege. Radebeul. 12 S. 
  • Fischer, J., D. Steinlechner, A. Zehm, D. Poniatowski, T. Fartmann, A. Beckmann & C. Stettmer 2020 (2. Aufl.): Die Heuschrecken Deutschlands und Nordtirols - Bestimmen - Beobachten – Schützen. – Quelle & Meyer, 372 S.
  • Ingrisch, S. & G. Köhler 1998: Die Heuschrecken Mitteleuropas. – Die Neue Brehm-Bücherei 629. – Westarp Wissenschaften, Magdeburg. 460 S.
  • Klaus, D. & D. Matzke 2010: Heuschrecken, Fangschrecken, Schaben und Ohrwürmer - Rote Liste und Artenliste Sachsens. – Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie. 36 S.
  • Landeck, I. & D. Wiedemann 1998: Die Geradflüglerfauna (Dermaptera, Orthoptera) der Niederlausitzer Bergbaufolgelandschaft. Ein Beitrag zur Ökologie und Verbreitung der Arten. – Articulata 13 (1): 81–100.
  • Ludwig, G., H. Haupt, H. Gruttke & M. Binot-Hafke 2009: Methodik der Gefährdungsanalyse für Rote Listen. – In: H. Haupt, G. Ludwig, H. Gruttke, M. Binot-Hafke, C. Otto & A. Pauly, Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands. Band 1: Wirbeltiere. – Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (1): 19–71.
  • Luquet, G. & J.-F. Voisin 1977: Sur la présence d'individus femelles de coloration brune ou grise dans certaines populations d'Euthystira brachyptera (Orthoptera Acrididae). – L'Entomologiste 33 (4–5): 193–196.
  • Müller, H. P. 1965: Zur Frage der Steuerung des Paarungsverhaltens und der Eireifung bei der Feldheuschrecke Euthystira brachyptera Ocsk. Unter besonderer Berücksichtigung der Rolle der Corpora allata. – Zeitschrift für vergleichende Physiologie 50: 447–497.
  • Reinhardt, K. 1998: Zur Eiablagepräferenz der Kleinen Goldschrecke, Euthystira brachyptera (Ocskay) - Freiland versus Gewächshaus. – Articulata 13: 29–37.
  • Theuerkauf, J. & S. Rouys 2006: Do Orthoptera need human land use in Central Europe? The role of habitat patch size and linear corridors in the Białowieża Forest, Poland. – Biodiversity & Conservation 15: 1497–1508.
Autor(-en): Tommy Kästner, Matthias Nuß, Jennifer Wintergerst. Letzte Änderung am 10.08.2020

Männchen der Kleinen Goldschrecke auf Sandfläche in der Dresdner Heide, Juni 2017.
(© Michael Kurth)


Weibchen der Kleinen Goldschrecke am 14.08.2012 in Altenberg
(© Stefan Höhnel)


Kleine Goldschrecke, Niederseidewitz, August 2019. Weibchen mit vergrößerten Flügeln.
(© Jörg Richter)


Paarung der Kleinen Goldschrecke, Muskauer Heide, Juli 2019
(© Tommy Kästner)


Weibchen der Kleinen Goldschrecke bei der Eiablage. Tharandter Wald, Waldwiese am Wiesenweg, 26.06.2018.
(© Lothar Brümmer)


Ruf von Euthystira brachyptera, im Hintergrund sind leise Rufe von C. albomarginatus zu hören. Feldaudioaufnahme. Altenberg, 22.09.2020. Zoom H6, SGH-6 Shotgun Mic Capsule, unbearbeitete Originalaufnahme.
(© Tommy Kästner)
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