Waldschenkelbiene (Macropis fulvipes (Fabricius, 1804))

DE Deutschland , DE-SN Sachsen Druckansicht

Diagnose

Weibchen: Hintertibia puschig gelbbraun behaart; Metatarsen 2 und 3 mindestens innen rotbraun behaart. Männchen: Labrum komplett gelb. Hintertibia beim Spornansatz spitz verlängert.

Die Hintertibia des Weibchens der sehr ähnlichen Macropis europaea ist weiß behaart (jedoch durch Öl-Pollen-Gemisch oft gelblich verfärbt); die Metatarsen 2 und 3 sind innen und außen schwarz behaart. Das Labrum des Männchens von Macropis europaea ist mindestens teilweise schwarz gefärbt; der Spornansatz der Hintertibia endet rechtwinklig.

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Merkmale

Eher kleine schwarze Bienen mit schütterer, größtenteils hell falbfarbener Behaarung, gedrungenem Körperbau und fast halbkugelförmigem, kahlem, glänzendem Abdomen mit hellen Endbinden. Das Mittelfeld des Propodeum ist gerunzelt und erscheint matt.

Das Waldschenkelbienen-Weibchen ist mit 8 – 9 mm etwas größer als das Männchen. Der hintere Metatarsus des Weibchens ist stark verbreitert, das folgende Fußglied setzt in seinem vorderen Endwinkel an. Die dichte Sammelbürste der Hinterbeine ist an den Tibien gelbbraun und an den Metatarsen rotbraun gefärbt. Die Tergite 3 und 4 tragen weiße Endbinden, auf Tergit 3 sind diese mittig unterbrochen. Das Mesonotum ist dunkel behaart. Die Endfranse ist schwarz. Die ersten beiden Tergite sind kaum und undeutlich punktiert. Der Clypeus ist fein und dicht punktiert.

Die Weibchen von Macropis fulvipes und Macropis europaea unterscheiden sich vor allem durch die Färbung der Sammelbürste. Diese ist bei Macropis fulvipes wenig kontrastiert oben gelbbraun und unten rotbraun behaart, bei Macropis europaea dagegen oben weiß und unten schwarz.

Das Männchen ist 8 mm groß und trägt eine auffällige gelbe Gesichtszeichnung. Das Labrum ist komplett gelb gefärbt (mind. teilweise schwarz bei Macropis europaea). Die hinteren Femora und Tibien sind stark keulig verdickt (namensgebend). Die Tergite 4 – 5 tragen hellen Haarbinden, bei Tergit 3 nur seitlich. Der Spornansatz der Hintertibien ist zu einer Spitze ausgezogen (rechtwinklig bei Macropis europaea).

Verbreitung

Europa ohne England bis ca. 1250 m. ü. M., nördlich bis Süd-Finnland.

Lebensweise

Waldschenkelbienen nisten solitär und einzeln oder in kleinen Kolonien in selbstgegrabenen, wenige Zentimeter tiefen Nestern in verschiedenen Bodenarten; sowohl ebenerdig als auch in Uferböschungen und Wiesenhängen. Ein Hauptgang mit bis zu drei Nebengängen und 2 – 3 Brutzellen an deren Ende.

Macropis fulvipes ist streng auf bestimmte Gilbweiderich-Arten spezialisiert. Anders als M. europaea sammelt das Weibchen den Larvenproviant außer vom Gewöhlichen Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris) auch vom ebenfalls heimischen Pfennig-Gilbweiderich (Lysimachia nummularia) und dem häufig in Gärten kultivierten Punktierten Gilbweiderich (Lysimachia punctata). Gilbweideriche gehören zu den "Ölblumen", die statt Nektar Blütenöl abscheiden. Mit Gilbweiderichpollen vermischt, bildet dieses Öl den Larvenproviant der Schenkelbienen. Außerdem dient das Öl vermutlich zur Imprägnierung der Brutzellen. Die Larven spinnen einen Kokon und überwintern als Ruhelarve.
Zur Energieversorgung werden verschiedenste Nektarpflanzen beflogen.

Besondere Form der "Beinsammler": das fette Blütenöl wird mit speziellen Saugpolstern an den Innenseiten der Vorder- und Mittelbeintarsen aufgenommen, mit Gilbweiderichpollen zu einer klumpigen Masse vermischt und mit Hilfe der puschigen Behaarung der Hinterbeine zum Nest transportiert.

Brutparasit: Die Kuckucksbiene Epeoloides coecutiens (Schmuckbiene).

Flugzeit: Männchen: Juni – Anfang August, Weibchen: Juni – Ende August, Macropis fulvipes fliegt bereits 2 – 3 Wochen vor M. europaea, ca. mit Blühbeginn des Pfennig-Gilbweideriches. Eine Generation im Jahr

Lebensräume

Lichte Waldstellen, Parks und Gärten mit Beständen der genannten Gilbweidericharten.

Bestandssituation

Verbreitet.

Aktive Förderung

Durch ihre Anspruchslosigkeit beim Nestbau in Bezug auf Bodenverhältnisse und Bewuchs ist die Waldschenkelbiene weniger als andere Bienenarten von Habitatverlusten betroffen. Durch ihre enge Bindung an die genannten Lysimachia-Arten ist sie jedoch direkt von deren Vorkommen abhängig. Um Waldschenkelbienen anzulocken und dauerhaft anzusiedeln, lohnt die gezielte Kultur von Pfennig-Gilbweiderich als Bodendecker sowie des Punktierten Gilbweideriches in trockenen und des Gewöhnlichen Gilbweiderichs in bodenfeuchten Bereichen im Garten.

Literatur

  • Schmiedeknecht, O. 1907: Die Hymenopteren Mitteleuropas, Jena. 804 S.
  • Amiet, F., M. Herrmann, A. Müller & R. Neumeyer 2007: Fauna Helvetica – Apidae 5, Neuchâtel. 356 S.
  • Scheuchl, E. 2006. Illustrierte Bestimmungstabellen der Wildbienen Deutschlands und Österreichs. Band II – Stenstrup. 192 S.
  • Amiet F., Krebs, A. 2012: Bienen Mitteleuropas, Bern. 423 S.

 

 

Autor(-en): Mandy Fritzsche. Letzte Änderung am 21.10.2015

Macropis fulvipes, Weibchen, gefunden an Lysimachia punctata in Panschwitz-Kuckau im Juni 2015
(© Michael & Mandy Fritzsche)


Macropis fulvipes, Männchen, Dresden, Juli 2016
(© Michael & Mandy Fritzsche)


Diagnostische Merkmale von Macropis fulvipes, Panschwitz-Kuckau, Juni 2015
(© Mandy & Michael Fritzsche)


Männchen von Macropis fulvipes auf Lysimachia nummularia, Dresden, Juni 2014
(© Michael Fritzsche)
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