Weibchen: Hintertibia puschig weiß behaart (durch Öl-Pollen-Gemisch oft gelblich verfärbt); Metatarsen 2 und 3 innen und außen schwarz behaart.
Männchen: Labrum mindestens teilweise schwarz. Hintertibia beim Spornansatz rechtwinklig.
Die Hintertibia des Weibchens der sehr ähnlichen
Macropis fulvipes ist
gelbbraun behaart; die Metatarsen 2 und 3 sind mindestens innen rotbraun behaart. Das Labrum des Männchens von
Macropis fulvipes ist komplett gelb gefärbt; der Spornansatz der Hintertibia läuft spitz aus.
Merkmale
Eher kleine, schwarze Bienen mit schütterer, größtenteils hell falbfarbener Behaarung, gedrungenem Körperbau und fast halbkugelförmigem, kahlem, glänzendem Abdomen mit hellen Endbinden. Das Mittelfeld des Propodeum ist gerunzelt und erscheint matt.
Das Sumpfschenkelbienen-Weibchen ist mit 8 – 9 mm etwas größer als das Männchen. Der hintere Metatarsus des Weibchens ist stark verbreitert, das folgende Fußglied setzt in seinem vorderen Endwinkel an. Die dichte Sammelbürste der Hinterbeine ist an den Tibien weiß und an den Metatarsen schwarz gefärbt. (Die weiße Behaarung der Tibien verfärbt sich jedoch später durch das Pollen-Öl-Gemisch dauerhaft gelblich.) Die Tergite 3 und 4 tragen weiße Endbinden, auf Tergit 3 sind diese mittig unterbrochen. Das Mesonotum ist dunkel behaart. Die Endfranse ist mittig schwarz und seitlich weiß. Die ersten beiden Tergite sind vereinzelt aber deutlich punktiert. Der Clypeus ist grob und unregelmäßig punktiert.
Die Weibchen von Macropis europaea und Macropis fulvipes unterscheiden sich vor allem durch die Färbung der Sammelbürste. Diese ist bei Macropis europaea auffällig kontrastiert, oben weiß und unten schwarz, bei Macropis fulvipes dagegen oben gelbbraun und unten, mindestens innen, rotbraun behaart.
Das Männchen ist 8 mm groß und trägt eine auffällige gelbe Gesichtszeichnung. Das Labrum ist teilweise oder ganz schwarz gefärbt (komplett gelb bei Macropis fulvipes). Die hinteren Femora und Tibien sind stark keulig verdickt (Gattungsname!). Die Tergite 4 – 5 tragen hellen Haarbinden, bei Tergit 3 sind diese mittig unterbrochen. Der Spornansatz der Hintertibien ist stumpf rechtwinklig geformt (spitz bei Macropis fulvipes).
Verbreitung
Europa bis ca. 1050 m ü. M., nördlich bis Süd-Finnland.
Lebensweise
Sumpfschenkelbienen nisten solitär und einzeln oder in kleinen Kolonien in selbstgegrabenen, wenige Zentimeter tiefen Nestern unter Gras oder Moos, sowohl ebenerdig als auch in Böschungen. Oft auch im Uferbereich und an feuchten oder schattigen Stellen. Ein Hauptgang mit bis zu vier horizontalen Nebengängen und 2 – 3 Brutzellen an deren Ende.
Macropis europaea ist streng auf Gewöhnlichen Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris) spezialisiert. Dieser gehört zu den wenigen heimischen "Ölblumen", die statt Nektar Blütenöl abscheiden. Mit Gilbweiderichpollen vermischt, bildet dieses Öl den Larvenproviant der Schenkelbienen. Außerdem dient das Öl vermutlich zur Imprägnierung der Brutzellen. Die Larven spinnen einen Kokon und überwintern als Ruhelarve.
Zur Eigenversorgung werden verschiedenste Nektarpflanzen beflogen. Eine besondere Vorliebe zeigen sie für den nektarreichen und ebenfalls feuchtigkeitsliebenden Faulbaum (Frangula alnus).
Besondere Form der "Beinsammler": das fette Blütenöl wird mit speziellen Saugpolstern an den Innenseiten der Vorder- und Mittelbeintarsen aufgenommen, mit Gilbweiderichpollen zu einer klumpigen Masse vermischt und mit Hilfe der puschigen Behaarung der Hinterbeine zum Nest transportiert.
Brutparasit: Die Kuckucksbiene Epeoloides coecutiens (Schmuckbiene).
Flugzeit: Männchen: Juni – August, Weibchen: Juli – September. Eine Generation im Jahr.
Lebensräume
Lichte Waldstellen, Feuchtwiesen, Niedermoore, Teichränder u. ä.. Direkt an das Vorkommen des feuchtigkeitsliebenden Gewöhnlichen Gilbweiderichs (Lysimachia vulgaris) gebunden.
Bestandssituation
Verbreitet.
Aktive Förderung
Durch ihre Anspruchslosigkeit beim Nestbau in Bezug auf Bodenverhältnisse und Bewuchs ist die Sumpfschenkelbiene weniger als andere Bienenarten von Habitatverlusten betroffen.
Die ausschließliche Abhängigkeit von Pollen und Blütenöl des Gemeinen Gilbweiderichs wirkt jedoch stark beschränkend auf Habitate mit dessen Vorkommen. Durch eine gezielte Anpflanzung und Kultur dieser attraktiven, einheimischen Staude, etwa in Uferbereichen von Gartenteichen, Bächen u. ä., läßt sich die Sumpfschenkelbiene wiederum gezielt anlocken und dauerhaft ansiedeln. Bei einem Versuch auf einem 2000 m² großen Gartengrundstück mit Feuchtwiesen-Hochstaudenflur im Dresdner Norden ließ sich durch Aussaat von Gilbweiderich innerhalb von 3 Jahren eine größere Population, sowohl von Sumpf- als auch von Waldschenkelbienen aufbauen. Beide Arten waren auf der Fläche vorher nicht vorhanden.
Sowohl der in Gärten häufig kultivierte, aus Südeuropa stammende, Punktierte Gilbweiderich, als auch der einheimische Pfennig-Gilbweiderich werden von Macropis europaea nicht beflogen.
Die Auen-Schenkelbiene ist die "Wildbiene des Jahres 2020".
Literatur
- Schmiedeknecht, O. 1907: Die Hymenopteren Mitteleuropas, Jena. 804 S.
- Amiet, F., M. Herrmann, A. Müller & R. Neumeyer 2007: Fauna Helvetica – Apidae 5, Neuchâtel. 356 S.
- Scheuchl, E. 2006. Illustrierte Bestimmungstabellen der Wildbienen Deutschlands und Österreichs. Band II – Stenstrup. 192 S.
- Amiet F., Krebs, A. 2012: Bienen Mitteleuropas, Bern. 423 S.
Autor(-en): Mandy Fritzsche. Letzte Änderung am 03.01.2020