Weibchen: Clypeusrand in der Mitte mit kleinem Doppelhöcker.
Männchen: Gruben des Endtergits nur durch einen schmalen Zwischenraum getrennt (ca. 1/5 der Segmentbreite).
Synomym
Osmia truncorum
Merkmale
Mit 7 – 8 mm eher kleine, schwarze Bienen, sehr ähnlich Osmia, aber mit scharfer Querleiste auf dem ersten Tergit oben zwischen der waagerechten und der abfallenden vorderen Fläche und jeweils einem nach hinten gerichteten Dorn an den Seiten des Scutellums. Der Körper ist komplett schwarz gefärbt und schütter weisslich behaart. Die Tergitendränder tragen schmale weiße Haarbinden. Der Vorderrand des Clypeus ist gerade. Die Mandibeln wirken schnabelartig. Das Weibchen trägt am Bauch eine rostgelbe Bauchbürste. Das Abdomen des Männchens verfügt über nur 6 Segmente und ist charakteristisch nach unten eingekrümmt. Das letzte Segment ist ganzrandig ausgeformt, mit beiderseits großen grubenartigen Eindrücken vor dem Endrand.
Heriades truncorum ähnelt sehr stark der selteneren, wärmeliebenderen Schwesterart Heriades crenulatus. Zu unterscheiden sind sie u. a. in folgenden Merkmalen:
Weibchen: Der Vorderrand des Clypeus ist nicht gezähnelt, wie bei H. crenulatus, und trägt in der Mitte einen kleinen aber deutlichen Doppelhöcker. Die Mandibeln sind vorn sehr breit und innen deutlich ausgebuchtet. Das Abdomen ist nur wenig länger als der Thorax. Die Endbinden der Tergite sind etwas schmaler als bei H. crenulatus. Größe: 7 – 7,5 mm.
Männchen: Die beidseitigen, behaarten Gruben des ganz nach unten gewendeten letzten Tergites sind nur durch einen schmalen Zwischenraum von etwa 1/5 der Tergitbreite voneinander getrennt (1/3 bei H. crenulatus). Das Gesicht ist lang und dicht weisslich behaart. Die Endbinden der Tergite 4 und 5 sind nur schwach ausgeprägt, bei 3 fehlt diese ganz. Die ersten beiden Sternite sind lang und anliegend weiss behaart. Größe: 7 – 8 mm.
Verbreitung
Ganz Europa
Lebensweise
Solitäre Nistweise; bevorzugt in 3 – 3,5 mm großen Käferfraßgängen in Totholz aber auch in hohlen Pflanzenstengeln, wobei vorjährige Nester häufig gereinigt und erneut benutzt werden. Die bis zu 10 etwa 1 cm langen Brutzellen liegen linear hintereinander und sind durch 0,5 – 1,5 mm dicke Harzwände voneinander getrennt. Der bis zu 11 mm dicke, propfartige Nestverschluß besteht ebenfalls aus Harz, das zusätzlich mit Steinchen, Holzfasern u. ä. verstärkt wird. Hinter dem Nestverschluß befindet sich häufig eine Leerzelle. Die Larven spinnen einen Kokon und überwintern als Ruhelarve.
Zum Pollensammeln ist Heriades truncorum, wie alle Löcherbienen, auf Korbblütler (Asteraceae) spezialisiert und hier vor allem Flockenblumen und Disteln (Cardueae) und Asterngewächse (Asteroideae); Zungenblütler (Lactuceae) werden nur selten beflogen. Der Pollen wird mittels auf- und abwippenden Bewegungen des Hinterleibs direkt in die Bauchbürste aufgenommen.
Auf der Suche nach Weibchen patrouillieren die Drohnen in der Nähe der Nahrungspflanzen und Nester. Sie schlafen in Käferfraßgängen und ähnlichen Hohlräumen.
Flugzeit: Juni bis September
Brutparasiten: die Düsterbiene Stelis breviuscula, die Keulenwespe Sapygina decemguttata und die Mauerbienen-Taufliege Cacoxenus indagator.
Lebensräume
Habitate mit Totholz.
Bestandssituation
Häufig
Aktive Förderung
Löcherbienen sind typische Bewohner von "Insektenhotels". Durch das Bereitstellen von sonnendisponiertem Totholz mit Käferfraßgängen aber auch mit selbstgebauten Insektenhotels mit 3 – 4 mm großen Löchern in Holz oder waagerechten Schilfstengel lassen sie sich bereitwillig im eigenen Garten ansiedeln, wenn in der Nähe zusätzlich die als Larvennahrung notwendigen Pollenpflanzen zu finden sind. Insbesondere das Pflanzen von Flockenblumen in der Nähe der bereitgestellten Nisthilfen hilft der Löcherbiene. Der typische Nistverschluß aus mit Steinchen und Pflanzenfasern durchmischtem Harz zeigt zuverlässig die erfolgreiche Ansiedlung.
Literatur
- Amiet, F., M. Herrmann, A. Müller & R. Neumeyer 2004: Apidae 4. Anthidium, Chelostoma, Coelioxys, Dioxys, Heriades, Lithurgus, Megachile, Osmia, Stelis. – Fauna Helvetica 9, 273 S.
- Scheuchl, E. 2006. Illustrierte Bestimmungstabellen der Wildbienen Deutschlands und Österreichs. Band II: Megachilidae - Melittidae. – Velden. 192 S.
- Schmiedeknecht, O. 1907: Die Hymenopteren Mitteleuropas. – Jena. 804 S.
Autor(-en): Mandy Fritzsche. Letzte Änderung am 16.01.2021