Gekerbte Löcherbiene (Heriades crenulatus Nylander, 1856)

DE Deutschland , DE-SN Sachsen Druckansicht

Diagnose

Weibchen: Clypeusrand deutlich gezähnelt, ohne auffälligen Doppelhöcker.
Männchen: Gruben des Endtergits durch einen breiten Zwischenraum getrennt (ca. 1/3 der Segmentbreite).

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Synonym

Osmia crenulata

Merkmale

Mit 6 – 7,5 mm eher kleine, schwarze Bienen, sehr ähnlich Osmia, aber mit scharfer Querleiste auf dem ersten Tergit oben zwischen der waagerechten und der abfallenden vorderen Fläche und jeweils einem nach hinten gerichteten Dorn an den Seiten des Scutelleums. Der Körper ist komplett schwarz gefärbt und schütter weisslich behaart. Die Tergitendränder tragen schmale weiße Haarbinden. Der Vorderrand des Clypeus ist gerade. Die Mandibeln wirken schnabelartig. Das Weibchen trägt am Bauch eine rostgelbe Bauchbürste. Das Abdomen des Männchens verfügt über nur 6 Segmente und ist charakteristisch nach unten eingekrümmt. Das letzte Segment ist ganzrandig ausgeformt, mit beiderseits großen grubenartigen Eindrücken vor dem Endrand.

Heriades crenulatus ähnelt sehr stark der häufigeren Schwesterart Heriades truncorum. Zu unterscheiden sind sie u. a. in folgenden Merkmalen:

Weibchen: Der Vorderrand des Clypeus ist deutlich gezähnelt oder gekerbt (ohne den deutlichen Doppelhöcker wie bei H. trucorum). Die Mandibeln sind vorn weniger breit als bei H. truncorum und innen ohne besondere Ausbuchtung. Die Endbinden der Tergite sind etwas breiter als bei H. truncorum. Größe: 7 – 7,5 mm.

Männchen: Die beidseitigen Gruben des letzten Tergites sind deutlich bürstenartig behaart und durch einen breiten Zwischenraum von etwa 1/3 der Tergitbreite voneinander getrennt (1/5 bei H. truncorum). Größe: 6 – 7 mm.

Verbreitung

Südliche Westpaläarktis; im südlichen Mitteleuropa an warmen Plätzen.

Lebensweise

Solitäre Nistweise; bevorzugt in 3 – 3,5 mm großen Käferfraßgängen in Totholz aber auch in hohlen Pflanzenstengeln, wobei vorjährige Nester häufig gereinigt und erneut benutzt werden. Die bis zu 10 etwa 1 cm langen Brutzellen liegen linear hintereinander und sind durch 0,5 – 1,5 mm dicke Harzwände voneinander getrennt. Der bis zu 11 mm dicke, propfartige Nestverschluß besteht ebenfalls aus Harz, das zusätzlich mit Steinchen, Holzfasern u. ä. verstärkt wird. Hinter dem Nestverschluß befindet sich häufig eine Leerzelle. Die Larven spinnen einen Kokon und überwintern als Ruhelarve.

Zum Pollensammeln ist Heriades crenulatus, wie alle Löcherbienen, auf Korbblütler (Asteraceae) spezialisiert und hier vor allem Flockenblumen und Disteln (Cardueae) und Asterngewächse (Asteroideae); Zungenblütler (Lactuceae) werden nur selten beflogen. Der Pollen wird mittels auf- und abwippenden Bewegungen des Hinterleibs direkt in die Bauchbürste aufgenommen.

Auf der Suche nach Weibchen patrouillieren die Drohnen in der Nähe der Nahrungspflanzen und Nester. Sie schlafen in Käferfraßgängen und ähnlichen Hohlräumen.

Flugzeit: Juni bis September

Die Nester von Heriades crenulatus werden von der Düsterbiene Stelis breviuscula, der Keulenwespe Sapygina decemguttata und der Mauerbienen-Taufliege Cacoxenus indagator parasitiert.

Lebensräume

Warme Habitate mit Totholz.

Bestandssituation

Sehr selten. Die bis dahin als in Sachsen verschollen bzw. ausgestorben geltende Art wurde 2015 und 2016 in Boxberg wiedergefunden (Liebig & Scholz 2018). Im Jahr 2018 und 2019 gelangen Nachweise in Radebeul.

Aktive Förderung

Heriades crenulatus ist in unserem Gebiet zwar weit seltener anzutreffen als die gewöhnliche Löcherbiene Heriades truncorum, besiedelt in warmen Gegenden aber ebenfalls gern Insektenhotels mit entsprechend kleinen Löchern zwischen 3 und 4 mm. Auch hier ist das Anpflanzen ihrer bevorzugten Nahrungspflanzen (insbesondere von Flockenblumen) in der Nähe der Nisthilfen zu empfehlen.

Literatur

  • Amiet, F., M. Herrmann, A. Müller & R. Neumeyer 2004: Apidae 4. Anthidium, Chelostoma, Coelioxys, Dioxys, Heriades, Lithurgus, Megachile, Osmia, Stelis. – Fauna Helvetica 9, 273 S.
  • Liebig, W.-H. & A. Scholz 2018: Ergebnisse hymenopterologischer Langzeituntersuchungen in der Muskauer Heide / Oberlausitz (Hymenoptera: Aculeata part.) (Teil 3). – Berichte der Naturforschenden Gesellschaft der Oberlausitz 26: 3–22.
  • Scheuchl, E. 2006. Illustrierte Bestimmungstabellen der Wildbienen Deutschlands und Österreichs. Band II: Megachilidae - Melittidae, Velden. 192 S.
  • Schmiedeknecht, O. 1907: Die Hymenopteren Mitteleuropas, Jena. 804 S.

 

Autor(-en): Mandy Fritzsche, Jennifer Wintergerst. Letzte Änderung am 29.01.2021

Heriades crenulatus, Weibchen, Radebeul, Juni 2018
(© Michael & Mandy Fritzsche )


Heriades crenulatus, Männchen, Radebeul, Ende Juni 2019

(© Michael & Mandy Fritzsche)


Diagnostische Merkmale von Heriades crenulatus, Weibchen
(© Michael & Mandy Fritzsche )
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