Heidelbeerwanze (Elasmucha ferrugata (Fabricius, 1787))

DE Deutschland , DE-SN Sachsen Druckansicht

Diagnose

Körperlänge: 6–9 mm.

Körper: überwiegend in Brauntönen gefärbt.

Thorax: Markant sind die beiden spornartig ausgezogenen schwarz gefärbten Ecken des Halsschildes, welche die Art recht unverwechselbar machen. Wie alle Vertreter der Bauchkielwanzen (Acanthosomatidae) verfügt die Heidelbeerwanze über einen auffälligen Kiel in Längsrichtung an der Unterseite des Körpers.

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Merkmale

Verbreitung

Die Art ist eurosibirisch verbreitet. In südlichen Teilen des bis China und Japan reichenden Areals werden eher mittlere beziehungsweise höhere Lagen besiedelt.

Lebensweise

Die Heidelbeerwanze lebt vorwiegend an Heidelbeere (Vaccinium myrtillus), aber auch Preiselbeere (Vaccinum vitis-idaea), Roter Heckenkirsche (Lonicera xylosteum) und gelegentlich anderen beerentragenden Straucharten, wo sie Früchte und andere Pflanzenteile besaugt. Nach der Überwinterung in Laub- oder Nadelstreu erfolgt die Paarung. Die Weibchen legen im Mai/Juni, nachdem sie nachts an den Früchten ihrer Nahrungspflanzen gesaugt haben, je Weibchen 33–39 Eier in einem Gelege an der Blattunterseite ihrer Nahrungspflanze ab. Wird das Gelege zerstört, kann eine zweite, selten eine dritte Eiablage erfolgen. Die Weibchen betreiben von der Eiablage bis zum L2-Stadium Brutpflege und verteidigen die Brut gegen andere Arthropoden. Die L1-Larven saugen zunächst ihre Eihäute aus, bewegen sich kaum fort und werden von der Mutter bewacht. Selbst wenn die L1-Larven sterben, bleiben die Weibchen noch für vier bis sechs Tage über dem Gelege. Die L2-Larven bewegen sich zu den nächsten Beeren, um an diesen zu saugen, bleiben aber in kurzer Distanz zur Mutter. Diese entfernt sich tagsüber manchmal von den L2-Larven, kehrt nachts aber stets zu ihnen zurück. Brutpflege wird auch bei den verwandten Arten Fleckige Brutwanze (Elasmucha grisea) und Gezähnte Brutwanze (Elasmucha fieberi) betrieben (Hanelová & Vilímová 2013). Im Hochsommer (Ende Juli/August) entwickeln sich aus den Larven die Imagines.

Mit den bei Störung (Berühren, Bedrängen) versprühten unangenehm riechenden Wehrsekreten kann die Heidelbeerwanze die Früchte ungenießbar machen und ist daher bei Beerensammlern unbeliebt. Bei nicht zu vehementen Störungen lässt sich das Tier aber eher fallen und nutzt die Schutzfunktion der Stinkdrüsen nicht.

Lebensräume

Bewohnt werden heidelbeerreiche Kiefern- und Laubwälder, wo die Art in der Strauchschicht lebt.

Bestandssituation

Die Heidelbeerwanze ist eine Charakterart von heidelbeerreichen Kiefernwäldern des Flachlandes, insbesondere in den Heidegebieten. Innerhalb der Gebirge fehlen konkrete Fundnachweise, mit Ausnahme der Sandsteinterrassen in der Sächsischen Schweiz.

Literatur

  • Arnold, K. 2009: Aktuelle Heteropteren-Funde nach 1980 aus dem Freistaat Sachsen (Insecta: Heteroptera). 5. Beitrag. – Mitteilungen Sächsischer Entomologen Suppl. 8: 4–115.
  • Arnold, K. 2009: Checkliste der Heteropteren des Freistaates Sachsen. – Mitteilungen Sächsischer Entomologen, Suppl. 8: 116-145
  • Brändle, M. & C. Rieger 1999: Die Wanzenfauna von Kiefernstandorten (Pinus sylvestris L.) in Mitteleuropa (Insecta: Hemiptera: Heteroptera). – Faunistische Abhandlungen Staatliches Museum für Tierkunde Dresden 21: 239–258.
  • Büttner, K. & C. Wetzel 1964: Die Heteropterenfauna Westsachsens. – Faunistische Abhandlungen Staatliches Museum für Tierkunde Dresden 1 (2): 69–100.
  • Cohrs, C. & C. Kleindienst 1934: Hemiptera-Heteroptera (Wanzen) Zentralsachsens. – Berichte der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft zu Chemnitz 24: 143–182.
  • Hanelová, J. & J. Vilímová 2013: Behaviour of the central European Acanthosomatidae (Hemiptera: Heteroptera: Pentatomoidea) during oviposition and parental care. – Acta Musei Moraviae, Scientiae biologicae, Brno 98 (2): 433–457.
  • Jordan, K. H. C. 1940: Die Heteropterenfauna der Oberlausitz und Ostsachsens. – Isis Budissina Bautzen 14: 96–156
  • Jordan, K. H. C. 1962: 3. Nachtrag zur Heteropterenfauna der Oberlausitz und Ostsachsens. – Natura lusatica 6: 27–34
  • Jordan, K. H. C. 1963: Die Heteropterenfauna Sachsens. – Faunistische Abhandlungen Staatliches Museum für Tierkunde Dresden 1: 1–68.
  • Jordan, K. H. C. 1973: Ergänzungen zur "Heteropterenfauna Sachsens" (1963) (Hemiptera, Heteroptera). – Faunistische Abhandlungen Staatliches Museum für Tierkunde Dresden 4 (17): 151–155.
  • Michalk, O. 1938: Die Wanzen (Hemiptera heteroptera) der Leipziger Tieflandsbucht und der angrenzenden Gebiete, zugleich eine kritische Zusammenstellung aller deutschen Arten. – Sitzungsberichte der Naturforschenden Gesellschaft zu Leipzig Leipzig 63 (6).
  • Schuhmacher, F. 1919: Verzeichnis der bei Schandau in der Sächsischen Schweiz beobachteten Hemipteren. – Entomologische Mitteilungen 8: 150–156.
  • Wachmann, E., A. Melber & J. Deckert 2008: Wanzen. Band 4: Pentatomorpha II – Pentatomoidea – Cydnidae, Thyreocoridae, Plataspidae, Acanthosomatidae, Scutelleridae, Pentatomidae. – Die Tierwelt Deutschlands 81. – Goecke & Evers, Keltern. 230 S.
Autor(-en): Michael Münch, Matthias Nuß. Letzte Änderung am 26.11.2024

Reichenberg, Landkreis Meißen, Juni 2024
(© Steffen Hintersaß)


Sächsische Schweiz, Juli 2016
(© Steffen Hintersaß)


Reichenberg, Landkreis Meißen, Juni 2024
(© Steffen Hintersaß)


am Ochsenberg bei Neukirch, April 2022
(© Tilmann Adler)
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