Flockenblumen-Scheckenfalter (Melitaea phoebe (Denis & Schiffermüller, 1775))

DE Deutschland , DE-SN Sachsen Druckansicht

Diagnose

Vorderflügellänge 21–25 mm.

Flügeloberseiten orange mit schwarzen Adern sowie schwarzen Flecken, die eher einzeln und nur teilweise zusammenhängend sind. Außenrand schwarz, Fransen schwarz-weiß gescheckt.

Flügelunterseiten: Vorderflügel orange mit schwarzen Flecken. Hinterflügel mit fünf abwechselnd gelblich-weißen und orangen Bändern, die seitlich von schwarzen Linien und längs von schwarzen Adern durchzogen sind und so einzelne Zellen ergeben. In den gelblich-weißen Zellen schwarze Punkte bzw. Striche. Die Zellen der beiden orangen Bänder innen ohne schwarze Zeichnungselemente, dass basale Band stark geschwungen, im äußeren Band intensiv orange, kreisrunde Flecken.

Ähnliche Arten: Melitaea cinxia auf der Oberseite der Hinterflügel vor dem Ende mit schwarzen Punkten in den Zellen sowie unterseits meist mit schwarzen Punkten in den Zellen des äußeren orangen Bandes. Bei Melitaea didyma sind die Zellen des äußeren orangen Bandes zu einem durchgehenden Band verschmolzen.

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Rote Liste Sachsen: nicht bewertet
Rote Liste Deutschland: stark gefährdet

Merkmale

Oberseits wirken die Falter von M. phoebe fast dreifarbig, weil die Postdiskalbinde, in der im Gegensatz zu den Faltern von Melitaea cinxia in der Regel keine schwarzen Punkte auftreten, eine rötlichere Färbung als die anderen Binden besitzt. Von den oberseits ebenfalls dreifarbigen Euphydryas-Arten (Euphydryas aurinia, Euphydryas maturna) lässt sich M. phoebe ebenfalls über die Merkmale auf der Hinterflügelunterseite (siehe Diagnose) unterscheiden. Darüber hinaus zeigen die Falter auf der kontrastreichen vierfarbigen Hinterflügelunterseite am Rand der Flügel keine Flecken oder Punkte sondern nur eine durch die Adern unterbrochene schwarze Bogenlinie.
Am Kopf zeichnet sich die Art durch orange Palpen (Lippentaster) und eine deutlich weiße Segmentierung der Fühler aus.
Das männliche Kopulationsorgan wird durch einen kurzen Processus posteriores mit drei Spitzen, die in unterschiedliche Richtungen weisen, gekennzeichnet.

Verbreitung

Das Verbreitungsgebiet von M. phoebe erstreckt sich von Nordafrika über die Iberische Halbinsel, das südliche Mitteleuropa und Südeuropa bis nach Nordchina. In Europa fehlt die Art nördlich des 55. Breitengrades sowie auf einigen Mittelmeerinseln (Ebert & Rennwald 1993).
Deutschlandweit kommt M. phoebe in den Bundesländern Thüringen, Hessen, Baden-Württemberg und Bayern vor (Settele et al. 2009). Aus Sachsen sind nur drei historische Einzelfunde (zuletzt 1909) bekannt (Reinhardt et al. 2007). Die Arealgrenze verläuft südlich von Sachsen, sodass das Auftreten von Einzeltieren möglich (gewesen) ist (Reinhardt et al. 2007).

Lebensweise

In der Regel tritt M. phoebe mit zwei Generationen im Jahr auf, deren Falter von Mitte Mai bis Ende Juni und im August fliegen (Settele et al. 2009; Toth & Varga 2010). Nur in höheren Lagen oder weiter nördlich bildet die Art nur eine Generation mit einer Flugzeit von Ende Mai bis Ende Juli (Settele et al. 2009; Toth & Varga 2010; Weidemann 1988). Nach Ebert & Rennwald (1993) liegen nur zwei Beobachtungen von Nahrungsaufnahmen der Falter von Skabiosen-Flockenblume (Centaurea scabiosa) und Karthäuser-Nelke (Dianthus carthusianorum) vor.
Die Eiablage erfolgt in Gelegen von bis zu 300 Eiern an den Blättern der Wirtspflanze (Settele et al. 2009). Als Hauptwirtspflanze in Deutschland gilt die Skabiosen-Flockenblume (Centaurea scabiosa) (Ebert & Rennwald 1993; Settele et al. 2009; Weidemann 1988). Lenz (1917) fand die Larven allerdings ebenfalls an Färber-Scharte (Serratula tinctoria) und an Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea). Toth & Varga (2010) beschreiben M. phoebe als polyphage Art an Korbblütlern (Asteraceae) unter anderem auch Kratzdistel-Arten (Cirsium spec.) und an Wegerich (Plantago spec.). Die Larven leben und überwintern gesellig in einem Gespinst an der Wirtspflanze und vereinzeln sich nach der Überwinterung (Weidemann 1988). Neben der schwarzen Grundfarbe zeichnen sich die bis zu 30 mm großen Larven ebenfalls durch graubraune Scheindornen und weiße Flecken, die zur Mittellinie hin größer werden, aus (Lenz 1917). Im Gegensatz zu den Larven von Melitaea cinxia mit einer roten Kopfkapsel besitzen jene von M. phoebe einen rötlichen Seitenstreifen (Weidemann 1988).
Die Stürzpuppe besitzt eine braungraue bis schwarzbraune Färbung mit gelben Einmischungen und fünf Reihen spitzer gelber Zacken auf dem Rücken (Lenz 1917).

Lebensräume

Bei dem typischen Lebensraum dieser wärmeliebenden Scheckenfalterart handelt es sich um trocken-warme, südexponierte kalkreiche Magerrasen (Ebert & Rennwald 1993; Settele et al. 2009). Die Falter von M. phoebe fliegen ebenfalls in brachliegenden Weinbergen und in versaumenden Halbtrockenrasen in deren Übergangsbereich Staudengesellschaften mit Flockenblumen (Centaurea spec.) auftreten (Ebert & Rennwald 1993).

Bestandssituation

Die verbliebenen Bestände von M. phoebe beschränken sich deutschlandweit auf wenige Flugplätze. Zur Erhaltung dieser Art sollten geeignete Lebensräume durch Entbuschung, Beweidung oder extensive Pflegemahd offen gehalten werden (Settele et al. 2009).
Aus Sachsen gibt es wenige historische Einzelfunde bis 1906. Reinhardt et al. (2007) zählen die Art nicht zur sächsischen Fauna.

Literatur

  • Ebert, G. & E. Rennwald 1993: Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 1: Tagfalter 1. – Eugen Ulmer, Stuttgart. 552 S.
  • Lenz, F. 1917: Über die Melitaeen der Umgegend Münchens, ihre Raupen und ihre Puppen. – Mitteilungen der Münchner Entomologischen Gesellschaft 8: 26–39.
  • Reinhardt, R., Sbieschne, H., Settele, J., Fischer, U. & G. Fiedler 2007: Tagfalter von Sachsen. In: Klausnitzer, B. & R. Reinhardt (Hrsg.): Beiträge zur Insektenfauna Sachsens. – Entomologische Nachrichten und Berichte, Beiheft 11, Dresden. 695 S.
  • Settele, J., R. Feldmann & R. Reinhardt 1999: Die Tagfalter Deutschlands. – Eugen Ulmer, Stuttgart. 452 S.
  • Settele, J., Steiner, R., Reinhardt, R., Feldmann, R. & G. Hermann (Hrsg.) 2009: Schmetterlinge. Die Tagfalter Deutschlands. 2. Aufl. – Ulmer, Stuttgart. 256 S.
  • Toth, J. P. & Z. Varga 2010: Morphometric study on the genitalia of sibling species Melitaea phoebe and M. telona (Lepidoptera: Nymphalidae) - Acta Zoologica Academiae Scientiarum Hungaricae 56 (3): 273–282.
  • Weidemann, H.-J. 1988: Tagfalter. Band 2 Biologie - Ökologie - Biotopschutz. – Neumann-Neudamm, Melsungen. 372 S.

Links

Autor(-en): Susanne Kurze, Matthias Nuß. Letzte Änderung am 23.02.2016

Flügeloberseite eines männlichen Falters von Melitaea phoebe, Behringsmühle, 02.07.1933, MTD
(© Susanne Kurze)


Flügeloberseite eines weiblichen Falters von Melitaea phoebe, Behringsmühle, 06.07.1933, MTD
(© Susanne Kurze)


Flügelunterseite eines männlichen Falters von Melitaea phoebe, Behringsmühle, 02.07.1933, MTD
(© Susanne Kurze)


Männliches Kopulationsorgan von Melitaea phoebe, Parnassos, Griechenland, MTD (prep. S. Kurze)
(© Susanne Kurze)
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