Vorderflügellänge 28–30 mm.
Flügeloberseiten braun, Männchen mit kleinen, undeutlichen Augenflecken und orangen Flecken auf den Hinterflügeln; Weibchen mit hellgelben Flecken und zwei großen, deutlichen Augenflecken im Vorderflügel sowie orangen Flecken im Hinterflügel und dort einem kleinen, aber deutlichen Augenfleck.
Flügelunterseiten orange, entlang der Ränder braun, in der Flügelspitze ein deutlicher, schwarzer Augenfleck, das Weibchen mit einem zweiten Augenfleck.
Ähnliche Arten: Weißer Waldportier (Brintesia circe), Kleiner Waldportier (Hipparchia hermione) und Kleine Rostbinde (Hipparchia statilinus) oberseits ohne gelbe oder orange Flecke, unterseits in den basalen Flügelhälften dunkelbraun, letztgenannte Art hellbraun gefärbt.
Gesetzlicher Schutz und Rote Liste
Gesetzlicher Schutz (BArtSchV, BNatSchG): Nicht besonders geschützt
Rote Liste Sachsen: stark gefährdet
Rote Liste Deutschland: gefährdet
Merkmale
Die auf der Oberseite rostbraun gefärbten Falter der Rostbinde besitzen eine Flügellänge zwischen 22 und 28 mm. Es handelt sich um eine Art aus der Unterfamilie der Gras-bzw. Augenfalter (Satyrinae). Für diese Unterfamilie sind Augenflecken auf der Unter- und Oberseite der Vorderflügel charakteristisch. Bei Hipparchia semele treten je zwei der in der Regel weiß gekernten Augenflecken in der (Postdiskal-) Längsbinde der Vorderflügelunterseite und -oberseite sowie ein weiterer in der (Postdiskal-) Längsbinde der Hinterflügeloberseite auf. Sowohl die Unterseite der Hinterflügel als auch die Ränder und Spitze der Vorderflügel besitzen eine gräuliche Marmorierung. In den Hinterflügeln verläuft eine helle Zackenbinde jenseits der Hinterflügelmitte.
Der auftretende Sexualdimorphismus spiegelt sich zum einem in dem breiten dunklen Duftschuppenstreifen auf der Vorderflügeloberseite der Männchen wider, der den Weibchen fehlt. Zum anderen ist die orangefarbene Binde auf der Vorderflügelunterseite bei den Weibchen deutlicher ausgeprägt und breiter als bei den Männchen.
Verbreitung
In ihrer globalen Verbreitung bleibt die Rostbinde auf Europa und die sich östlich anschließenden Gebiete beschränkt. Das Verbreitungsareal reicht von der Iberischen Halbinsel im Süden bis zum 63sten Breitengrad (Nordschottland, Südskandinavien) nach Norden und bis ins südliche und westliche Russland nach Osten.
Im Osten Deutschlands tritt die Art vor allem an der Ostseeküste und in den binnenländischen Sandgebieten auf.
Lebensweise
Die Rostbinde bildet in Deutschland eine Generation, deren Flugzeit sich von Anfang Juni bis September (selten Mitte Oktober) mit einem Flugzeitmaximum in der ersten Augustwoche erstreckt. Der Schlupfbeginn der Falter hängt stark von den mikro- und mesoklimatischen Bedingungen der Lebensräume der Larven ab. Es liegen nur wenige Beobachtungen von Blütenbesuchen der Falter vor, stattdessen ruhen die Tiere vor allem an Baumstämmen, Zwergsträuchern oder auf dem freien Untergrund.
Die weißlichen, deutlich gerippten, tonnenförmigen Eier legen die Weibchen einzeln in der Nähe der Wirtspflanzen der Larven an der Bodenoberfläche oder an abgestorbenen Pflanzenteilen ab. Als Wirtspflanzen gelten deutschlandweit unterschiedliche Süß- und Sauergräser (Poaceae, Cyperaceae) unter anderem Schafschwingel (Festuca ovina agg.), Silbergras (Corynephorus canescens) und die Aufrechte Trespe (Bromus erectus). Nach der Überwinterung und einer intensiven Wachstumsphase im Frühjahr verpuppen sich die nachtaktiven Larven in einem Kokon unter der Erde. Ihre gesamte Entwicklung dauert zwischen 245 und 300 Tagen. Nach der ersten Häutung besitzen die beigebraun gefärbten Larven charakteristische bräunliche Längsstreifen, die ab diesem Zeitpunkt von der Kopfkapsel bis zu dem Analanhang reichen.
Lebensräume
Die xerothermophile Rostbinde gilt als (Indikator) Art für karge und offene Biotope. In Deutschland werden Trocken- und Halbtrockenrasen, Zwergstrauchheiden, Küsten- und Binnendünen, Bergbaufolgelandschaften sowie lichte Wälder besiedelt. Dabei weisen alle Lebensräume als gemeinsames Merkmal trockenwarme Sand- oder Felsböden auf. Aufgrund der Flugstärke und des Wanderverhaltens können die Imagines in weiteren Biotopen wie Hochstaudenfluren, Gärten oder Ortschaften auftreten. Dennoch sind besonders die Larven der Rostbinde auf Lebensräume mit den frühsten Stadien der Boden- und Vegetationsgenese angewiesen.
Bestandssituation
In Sachsen ergibt sich bei einem Vergleich der Messtischblattbelegung vor und nach 1980 ein Verlust von 4 bis 6 % (Leopold 2007).
Die größte Gefährdung der Rostbinde geht von Eutrophierungs- und Sukzessionsprozessen aus. In deren Folge verschwinden die für die Entwicklung der Larven bedeutenden kurzrasigen sowie schütter bewachsenen Grasfluren und Rohbodenflächen. Durch Brachfallen, zu extensive Beweidung oder die Aufgabe der militärischen Nutzung, das heißt durch fehlende Störungen der Boden- und Vegetationsgenese, ergeben sich ungünstige Lebensraumbedingungen für diese Tagfalterart, die langfristig zu einem Verschwinden führen.
Literatur
- Bink, F. A. 1985: Host plant preferences of some grass feeding butterflies. – Proceedings of the 3rd Congress of European Lepidopterology, Cambridge 1982: 23–29.
- Ebert, G. & E. Rennwald 1993: Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 2: Tagfalter II. – Eugen Ulmer, Stuttgart. 535 S.
- Lepold, P. 2007: Larvalökologie der Rostbinde Hipparchia semele (Linnaeus, 1758; Lepidoptera, Satyrinae) in Nordrhein-Westfalen. Die Notwendigkeit raumzeitlicher Störungsprozesse für den Arterhalt. – Abhandlungen aus dem Westfälischen Museum für Naturkunde 69 (2): 1–146.
- Settele, J., R. Feldmann & R. Reinhardt 1999: Die Tagfalter Deutschlands. – Eugen Ulmer, Stuttgart. 452 S.
- Weidemann, H.-J. 1988: Tagfalter. Band 2 Biologie - Ökologie - Biotopschutz. – Neumann-Neudamm, Melsungen. 372 S.
Links
Autor(-en): Susanne Kurze, Matthias Nuß. Letzte Änderung am 07.03.2016