Heimchen, Hausgrille (Acheta domesticus (Linnaeus, 1758))

DE Deutschland , DE-SN Sachsen Druckansicht

Diagnose

Körperlänge ohne Flügel: Männchen 13–20 mm, Weibchen 14–20 mm + Legeröhre 9–14 mm.

Grundfärbung ockergelb bis braun.

Kopf: Zwischen den Augen und über den Kopfscheitel verlaufen zwei dunkel eingefasste helle Querbinden.

Thorax: Vorder- und Hinterrand des Halsschildes deutlich beborstet, Vorderflügel erreichen das letzte drittel des Hinterleibs, die Hinterflügel ragen zusammengefaltet dornartig deutlich über das Hinterleib hinaus.

Gesang der Männchen: Lauter Gesang, dessen Verse ("zrii") nicht ganz regelmäßig vorgetragen werden. Meist wird ein Vers ein bis dreimal pro Sekunde wiederholt. Die Tiere singen von den Abendstunden bis in die Nacht hinein. Der Gesang ähnelt dem der Feldgrille (Gryllus campestris).

Ähnliche Arten: Die Waldgrille (Nemobius sylvestris) besitzt keine unter den Vorderflügeln dornartig über den Hinterleib hinausragenden Hinterflügel. Auch die Kopfzeichnung ist anders, die Kurzflügelgrille (Gryllodes sigillatus) besitzt verkürzte Flügel.

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Rote Liste Sachsen: ungefährdet
Rote Liste Deutschland: ungefährdet

Merkmale

Verbreitung

Von Großbritannien, Dänemark, Norwegen und Russland südlich über Spanien und Italien bis nach Griechenland (OSF, Winterholler 2003). Die Tiere werden für den Zoofachhandel gezüchtet, weshalb es durch entwichene Tiere laufend zu Neuansiedlungen kommt (Fischer et al. 2016).

Lebensweise

Die Eiablage erfolgt in feuchte Erde, Torfmull, Sägemehl oder auch Speisereste (Winterholler 2003). Adulte Tiere können ganzjährig angetroffen werden, da die Eier des Heimchens keine obligatorische Diapause haben. Dennoch tritt in den Sommermonaten ein deutliches Schwerpunktvorkommen auf. Die nachtaktiven Tiere können bei hohen Temperaturen gut fliegen und sind sehr ausbreitungsstark. Allgemein ist der Wärmeanspruch sowohl der Larven als auch der adulten Tiere sehr hoch (Winterholler 2003, Fischer et al. 2016). Die Tiere ernähren sich omnivor hauptsächlich von Abfällen, gehen gelegentlich aber auch an Küchenvorräte (Bellmann 2006).

Lebensräume

Warme Deponien, Siedlungen, sowohl in Gebäuden (hier regelmäßig anzutreffen, z.B. trockene, warme klimatisierte Keller, Bäckereien etc.) als auch im Freiland, dann jedoch meist nicht weit entfernt von Siedlungen (Winterholler 2003, Fischer et al. 2016). Nach eigenen Beobachtungen (Kästner 2014, 2015) dient auch die Kanalisation als Aufenthaltsort. So konnten in Dresden Strehlen und Leubnitz-Neuostra Heimchen aus Gullys rufend beobachtet werden.

Bestandssituation

Das Heimchen ist aktuell in Sachsen ungefährdet (Klaus & Matzke 2011).

Literatur

  • Bellmann, H. 2006: Der Kosmos Heuschreckenführer. – Kosmos Verlag, Stuttgart. 350 S.
  • Börner, J., K. Richter, M. Schneider & S. Straube 1994: Rote Liste Heuschrecken. - Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie (Hrsg.): Materialien zu Naturschutz und Landschaftspflege. Radebeul. 12 S.
  • Fischer, J., D. Steinlechner, A. Zehm, D. Poniatowski, T. Fartmann, A. Beckmann & C. Stettmer 2016: Die Heuschrecken Deutschlands und Nordtirols - Bestimmen - Beobachten – Schützen. – Quelle & Meyer, 368 S.
  • Hoffmann, H.-J. 2004: Insekten als Neozoen in der Stadt. – Insecta 9: 920.
  • Klaus, D. & D. Matzke 2011 ("2010"): Heuschrecken, Fangschrecken, Schaben und Ohrwürmer. Rote Liste und Artenliste Sachsens. – Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, Dresden. 36 S.
  • Winterholler, M. 2003: Heimchen, Hausgrille Acheta domesticus (Linnaeus, 1758). S. 150–151. – In: H. Schlumprecht & G. Waeber, Heuschrecken in Bayern. – Eugen Ulmer, Stuttgart.
Autor(-en): Tommy Kästner, Matthias Nuß, Jennifer Wintergerst. Letzte Änderung am 22.05.2023

Männliches Heimchen in Dresden im August 2016. Das Männchen zirpte nachts an einem Bordstein in einem Industriegebiet und konnte mithilfe einer Taschenlampe gefunden werden.
(© Tommy Kästner)


Weibliches Heimchen Anfang Juli 2019 an einer Hauswand nachts am Licht in Hoyerswerda-Klein Neida
(© Martina Görner)


Weibliches Heimchen, Leipzig, September 2019
(© Helene Otto)


Laboraudioaufnahme. 1.10.2019, 29 °C (Roland R 05, 96 kHz). Quelle: orthoptera.speciesfile.org
(© Slobodan Ivkovic)
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