Schilf-Glasflügelzikade (Pentastiridius leporinus (Linnaeus, 1761))

DE Deutschland , DE-SN Sachsen Druckansicht

Diagnose

Körperlänge: 5–9 mm.

Kopf: Gesicht dunkelbraun bis schwarz.

Thorax: Mesonotum dunkelbraun bis schwarz. Vorderflügel hyalin (vor allem Weibchen) bis bräunlich angehaucht (vor allem Männchen); Flügeladern im hinteren Drittel und Pterostigma dunkel.

Ähnliche Art: Männchen der Kiesbank-Glasflügelzikade (Pentastiridius beieri) anhand der Genitalstrukturen unterscheidbar, die Weibchen morphologisch nicht verschieden.

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Rote Liste Sachsen: ungefährdet (Walter 2024)
Rote Liste Deutschland: gefährdet (Nickel et al. 2016)

Nomenklatur

Cicada leporinus Linné, 1761: 242.

Merkmale

Verbreitung

Von Irland, Großbritannien, Skandinavien und Finnland südlich bis zur Iberischen Halbinsel, den Balearen, Sardinien und Zypern sowie östlich in der Ukraine und Russland (GBIF; PESI).

Lebensweise

Die Adulten waren ursprünglich bekannt dafür, an Schilf (Phragmites australis) zu saugen, aber die Nahrungspflanze der Larven blieb unbekannt (Biedermann et al. 2004). 1991 wurde Pentastiridius leporinus in Burgund erstmals an Zuckerrübe (Beta vulgaris L.) (Gatineau et al. 2002) sowie 2022 in Deutschland an Kartoffel (Solanum tuberosum) nachgewiesen (Behrmann et al. 2023).

Die Larven saugen unterirdisch an den Wurzeln ihrer Nahrungspflanzen. Sie können polyphag an Kartoffeln, Mais, Winterweizen und Zuckerrüben leben (Bressan et al. 2009; Behrmann et al. 2022, 2023). 

Pentastiridius leporinus entwickelte ursprünglich eine Generation pro Jahr. Die Entwicklung verläuft über 5 Larvenstadien. Vom Schlupf der L1-Larve aus dem Ei bis zur Häutung zum adulten Insekt vergehen etwa 170 Tage, ohne dass die im Boden lebenden Larven eine Winterruhe durchmachen. Unter günstigen Bedingungen kann sich im Sommer eine zweite Generation entwickeln (Behrmann et al. 2022, 2023).

Lebensräume

Ursprünglich feuchte oder nasse Standorte entlang von Flüssen, ruderale Standorte oder Brackwasserstandorte.

Bestandssituation

Wirtschaftliche Bedeutung

Pentastiridius leporinus überträgt beim Saugen an den Nahrungspflanzen die pflanzenpathogenen Bakterien Candidatus Arsenophonus phytopathogenicus (ARSEPH) und Candidatus Phytoplasma solani (PHYPSO). Diese Bakterien verursachen das Syndrom Basses Richesses (SBR), welches u.a. durch Vergilbung und Deformierung alter Blätter sowie chlorotische, lanzettliche und asymmetrische neue Blätter sichtbar wird. In der Folge kann der Ertrag bei Rüben und Kartoffeln niedriger ausfallen (Behrmann et al. 2022, 2023; Rinklef et al. 2024). Bei Zuckerrüben kam es durch den verringerten Zuckergehalt in den Rüben 1992 in Frankreich bei den Landwirten zu Einkommensverlusten von 50% (Gatineau et al. 2002).

Die Befallstärken von Pentastiridius leporinus in Zuckerrübenkulturen können deutlich reduziert werden, wenn im Fruchtwechsel der Weizen durch Gerste ersetzt und statt Pflügen eine reduzierte Bodenbearbeitung durchgeführt wird (Bressan 2009).

Literatur

Autor(-en): Matthias Nuß. Letzte Änderung am 13.12.2024

Meißen, Juni 2024
(© Roland Achtziger)


am Licht - Westlausitz, Waldstück/Weide zw. Rammenau und Goldbach, Bischofswerda, 28. August 2024
(© Gert Schulze)
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