24.11.2024
Es gibt mittlerweile einige Untersuchungen aus Deutschland, die eine unbefriedigende Artenkenntnis in unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen belegt. Vor diesem Hintergrund wird gefordert, die Vermittlung von Artenkenntnissen im Biologieunterricht zu verbessern. Das setzt voraus, dass die Lehrerinnen und Lehrer Artenkenntnisse besitzen, die sie an Schülerinnen und Schüler weitergeben können.
Nun hat ein Team von Forschenden im Bereich der Fachdidaktik Biologie eine Langzeitstudie aus den Jahren 2009–2024 zu zoologischen Artenkenntnissen bei 840 Lehramtsstudierenden im 4. Semester veröffentlicht. Die Befragten sollten anhand von Fotos die Arten bestimmen. Diese waren Miesmuschel, Hain-Bänderschnecke, Weinbergschnecke, Schließmundschnecke, Tigerschnegel, Buchfink, Buntspecht, Elster, Kohlmeise, Rotkehlchen, Zaunkönig, Schleiereule, Stockente, Laubfrosch, Erdkröte, Feuersalamander, Bergmolch, Plattbauch, Feuerwanze, Feldmaikäfer, Admiral, Kleiner Fuchs, Rotfuchs, Wildschwein, Eisbär, Biber und Murmeltier. Bei den Antworten konnten pro Art maximal 4 Punkte erreicht werden: 1 Punkt für die richtige Nennung der Klasse (z. B. Insekten), 2 Punkte für die richtige Nennung der Ordnung (z. B. Wanzen), 3 Punkte für die richtige Nennung des deutschen
Artnamens (z. B. Feuerwanze) und 4 Punkte für die richtige Nennung des wissenschaftlichen Artnamens (z. B.
Pyrrhocoris apterus). Im Mittel erreichten die Befragten eine Punktzahl von 2,18.
Dieses ernüchternde Ergebnis überrascht, weil man bei Lehramtsstudierenden ein allgemeines Interesse an Natur und Umwelt sowie damit einhergehend eine grundlegende Artenkenntnis erwarten würde. Die Autorinnen und Autoren schlagen vor, zur Förderung von Artenkenntnissen die organismische Biologie in der Lehre an Schulen und Universitäten wieder zu intensivieren sowie durch Exkursionen Natur erlebbar zu machen und so die emotionale Bindung zur Umwelt zu fördern.
Zu hinterfragen wäre, seit wann die Vermittlung von Artenkenntnissen in unserem Bildungssystem zu kurz kommt und ob die vorhandenen Artenkenntnisse nicht schon lange woanders herkommen. Ungeachtet dessen wird es darauf ankommen, diese Forderungen nun umzusetzen. Dabei darf hinterfragt werden, ob die Artkenntnisse an wissenschaftliche Namen geknüpft werden müssen oder ob es ausreicht, ein Verständnis vom System der wissenschaftlichen Nomenklatur zu erwerben und die Arten anhand ihres deutschen Namens zu kennen. Es ist hinlänglich bekannt, dass Lehramtsstudierende schon jetzt einem zu hohen Leistungsdruck ausgesetzt sind, der in zu vielen Fällen zu Burnout und Studienabbrüchen führt. Vor diesem Hintergrund kann das Erlernen von Artenkenntnissen auf Exkursionen auch ein wichtiger Ausgleich zum (jetzigen) Studienalltag sein. (
mn)
Publikation
Beunink, L., K. Damerau, A. Preisfeld, I. Busse & S. Bleidißel 2024: Entwicklung der zoologischen Artenkenntnis. Langzeitstudie mit Lehramtsstudierenden der Biologie. – Naturschutz und Landschaftsplanung 56 (11): 20–27.