Merkmale
Von den drei in Mitteleuropa vorkommenden Wolfsmilchwanzen-Arten kommen nur Dicranocephalus agilisund Dicranocephalus medius in Sachsen vor. Beide unterscheiden sich von der nicht aus Sachsen nachgewiesenen Dicranocephalus albipes durch das Vorhandensein feiner Knötchen auf dem häutigen Teil der Deckflügel in dem Bereichen zwischen den Adern. Bei D. albipes sind diese Zwischenräume vollständig glatt ausgebildet. Die beiden bei uns nachgewiesenen Arten unterscheiden sich untereinander an Lage, Färbung und Größe der hellen Ringe am ersten (innersten) Fühlerglied: Bei Dicranocephalus medius ist dieses erste Fühlerglied folgendermaßen gefärbt: einem inneren schmalen schwarzen Ring folgt ein mittelgroßer weißer, diesem ein bräunlicher (nicht schwarzer!) Ring, bevor dann wieder ein weißer Ring folgt, der gleich groß im Vergleich zum ersten weißen Ring ist. Abgeschlossen wird die Färbung des ersten Fühlergliedes durch einen breiteren schwarzen Ring. Die Ringe am ersten Fühlerglied wirken also insgesamt unregelmäßig. Die verwandte Art Dicranocephalus agilis besitzt am ersten Fühlerglied neben einem schmalen schwarzen Ring am Beginn eine eine Folge jeweils zweier gleichgroßer weißer und schwarzer Abschnitte - die Ringe wirken damit gleichmäßig.
Verbreitung
Das Areal von Dicranocephalus medius reicht von Mittel- und Südeuropa bis nach Innerasien.
Vorkommen in Sachsen
Die Art ist insgesamt etwas seltener als Dicranocephalus agilis und nicht so weit verbreitet. Nachweisschwerpunkte in Sachsen sind das Elbtal und die angrenzenden Gebiete sowie das Vogtland.
Lebensweise
Nach der Überwinterung paaren sich die erwachsenen Tiere im Frühjahr und legen an oder unter den Wolfsmilchpflanzen Eier ab. Die Larven sind im Sommer, erwachsene Tiere der neuen generation dann ab August zu finden. Die Art lebt an und größtenteils am Boden unter Wolfsmilcharten.
Lebensräume
Besiedelt werden trocken-warme Offenlandbiotope mit Vorkommen von Wolfsmilch-Arten (Euphorbia sp.), insbesondere Zypressenwolfsmilch (Euphorbia cyparissias). Die Art scheint nicht ganz so wärmebedürftig zu sein wie die Schwesterart Dicranocephalus agilis.
Bestandssituation
Die Art ist in Sachsen sehr selten und akut vom Aussterben bedroht.
Literatur
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- Schuhmacher, Friedrich (1919): Verzeichnis der bei Schandau in der Sächsischen Schweiz beobachteten Hemipteren - Entomologische Mitteilungen 8: 150 – 156
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Autor(-en): Michael Münch. Letzte Änderung am 01.08.2012