Bettwanze (Cimex lectularius Linnaeus, 1758)

DE Deutschland , DE-SN Sachsen Druckansicht

Diagnose

Körperlänge: 3,8–5,5 mm.

Körper hellbraun, dorso-ventral abgeflacht und flügellos.

Ähnliche Arten: Die Bettwanze ist auf Grund ihrer Größe und ihres Aufenthaltsortes kaum zu verwechseln. Jedoch können in menschlichen Behausungen manchmal Rindenwanzen (Aradidae) auftreten, die nicht unähnlich aussehen. In Fledermauskolonien lebt die sehr ähnliche Cimex pipistrelli, die im Feld nicht von der Bettwanze unterschieden werden kann sowie in Schwalbennestern Cimex hirundinis. Von der morphologisch kaum unterscheidbaren Taubenwanze (Cimex columbarius) gibt es seit Jahrzehnten keine Belege. Die Anwesenheit von Stichen auf der Haut ist kein ausreichendes Diagnosemerkmal. Vergleiche auch Cimex hemipterus.

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Merkmale

Drei Merkmale können auf die Bettwanze hinweisen: das Auftreten von Stichen, Kotflecke in und nahe den Verstecken, und die Tiere selbst.

Stiche: Es gibt keine sichere Unterscheidung zu den Stichen anderer Blutsauger, jedoch befinden sich Wanzenstiche wohl nie Stellen, die von Kleidung bedeckt sind, Flohstiche jedoch häufig. Eine in der Literatur angegebene lineare Anordnung von Stichen rührt wohl daher, dass die Bettdecke ein lineares Stück Haut freigibt. Für das ebenfalls gern benutzte Dreier-Muster "Frühstück, Mittag, Abendbrot" gibt es keinerlei Belege. Mückenstiche sind seltener in Gruppen, aber sonst Wanzenstichen vermutlich sehr ähnlich. Gelegentlich, vor allem bei großer Hitze, sticht auch Anthocoris nemorum den Menschen und hinterlässt sehr ähnliche Stiche. In vielen Fällen macht sich eine Hautrötung und Jucken erst zwei bis zehn Tage nach dem Stich bemerkbar.

Die Kotflecken sind kleine, unregelmäßig schwarze Flecken von ein bis drei Millimeter Durchmesser. Sie werden kurz nach dem Saugen abgesetzt, z. B. auf dem Bettlaken. Außerdem finden sich diese Flecken gern auch in den Verstecken der Bettwanze bzw. markieren die beginnende Anlage eines Versteckes. Die Verstecke sind stets in weniger als drei Meter Entfernung vom Wirt (z. B. dem Bett): in Ecken des hölzernen Bettgestells, in Steckdosen, an Nahtsäumen von Polstermöbeln, hinter losen Tapetenbereichen.

Die erwachsenen Tiere sind fünf Millimeter lang, in Fledermausquartieren auch kleiner. Sie sind flügellos und zeigen ein typisches, leicht glänzendes Braun, sind meist sehr plattgedrückt (früherer Name Tapetenflunder!) und dann schwer zu zerquetschen. Nach einer Blutmahlzeit sind die Tiere dunkelbraun, spindelförmig und bis zehn Millimeter groß. Die Weibchen haben einen abgerundeten, die Männchen einen zugespitzten Hinterleib, letztere sind etwas kleiner. Mit der Lupe kann beim Männchen außen am Hinterleibsende das immer asymmetrisch nach links (vom Tier aus gesehen!) gerichtete Kopulationsstilett erkannt werden, beim Weibchen die immer asymmetrisch rechts gelegene Kopulationstasche.

Die Larven der fünf Stadien variieren von 1 mm bis 4 mm. Diese sind nicht einfach als Bettwanzen zu erkennen.

Verbreitung

Die Bettwanze ist fast weltweit verbreitet, aus der Antarktis gibt es noch keine Funde und in den Tropen ist sie selten, aber nicht komplett fehlend. In Deutschland kommt sie in jeder mindestens mittelgroßen Stadt vor, auch wenn das kaum dokumentiert ist. Die Verbreitungswege sind nicht vollständig geklärt. Eine Verbreitung mit Reisegepäck und Kleidungsstücken wird meist bevorzugt als ein Bettwanzenvorkommen in unmittelbarer Nähe.

Lebensweise

Cimex lectularius ernährt sich ausschließlich von Wirbeltierblut, meist Mensch oder Fledermaus. Dabei bilden sich momentan Wirtsrassen heraus, die miteinander nur eingeschränkt fortpflanzungsfähig sind und auch genetische Unterschiede zeigen.

Außer bei sehr großem Hunger sind Bettwanzen rein nächtlich bzw. auf die Dunkelheit beschränkt - in Fledermaushöhlen ist anzunehmen, dass sie tagaktiv sind, wenn die Wirte ruhen.
Bettwanzen überwintern in allen Stadien, Adulte werden, sobald sie in die Wärme gelangen, schnell wieder fortpflanzungsaktiv.

Die Larven müssen für jede Häutung eine Blutmahlzeit zu sich nehmen, die Häutung findet etwa 5 Tage nach der Blutmahlzeit statt. Die zahlreich zurückgelassenen Häute sind, mit den Kotflecken zusammen, oft das Markenzeichen einer Verwanzung. Weibchen müssen für jede Ablageperiode (7 bis 10 Tage) Blut saugen, in der sie dann 10 bis 30 Eier legen. Sie können aber alle 2 bis 4 Tage Blut aufnehmen und legen dann entsprechend mehr Eier. Eine Blutmahlzeit dauert 10 bis 20 Minuten, das ist die einzige Zeit, die sie auf dem Wirt zubringen - an mit Netzen gefangenen Fledermäusen finden sich nur äußerst selten anhaftende Bettwanzen. Bettwanzen können ein Jahr leben und bei regelmäßiger Blutzufuhr in dieser Zeit mehrere hundert Eier legen.

Die Bettwanze überträgt keine Krankheiten, wie in mehreren Dutzend Arbeiten gezeigt wurde. Die an ihr anhaftenden Mikroben sind gesundheitlich bedeutungslos.

Lebensräume

Von Mensch und Fledermaus bewohnte Quartiere, auch in Kleintierställen oder gar Terrarien kann mit ihnen gerechnet werden.

Bestandssituation

Die Bestandssituation in Sachsen ist nahezu unbekannt, jedoch gibt es aus Leipzig von Ende der 1980er Jahre systematischere Auswertungen, neben jenen aus Köln fast die einzigen in ganz Deutschland. Neuerdings wird, vor allem in Großstädten, über eine starke Zunahme der Bettwanze berichtet. Dies ist, verglichen mit der Zeit 1960 bis 1980 sicherlich tatsächlich der Fall, aber schlecht belegt. Vermutlich ist die Bettwanze aber noch deutlich seltener als in den 1870er und 1930er Jahren. Es sei noch erwähnt, dass Bettwanzen bereits Anfang der 1940er Jahre deutlich seltener wurden, also vor dem Ersteinsatz von DDT.

Literatur

  • Balvin, O. et al. 2012: Mitochondrial DNA and morphology show independent evolutionary histories of bedbug Cimex lectularius (Heteroptera: Cimicidae) on bats and humans. – Parasitology Research 111: 457–469.
  • Doggett, S. L. et al. 2012: Bed Bugs: Clinical Relevance and Control Options. – Clinical Microbiology Reviews 25: 164–192.
  • Reinhardt, K., Isaac, D. & Naylor, R. 2010: Estimating the feeding rate of the bedbug Cimex lectularius in an infested room: an inexpensive method and a case study. – Medical and Veterinary Entomology 24: 46-54. 
  • Reinhardt, K. & Seidel, C. 2012: Zur Verbreitung und Häufigkeit der Bettwanze Cimex lectularius in Deutschland (Hemiptera, Heteroptera). – Heteropteron 37: 3–12.
  • Reinhardt, K. 2012: Beobachtungen an einer überwinternden Freilandpopulation der Bettwanze, Cimex lectularius (Heteroptera, Cimicidae). – Entomologische Nachrichten und Berichte 56: 101–108.
  • Reinhardt, K. & Siva-Jothy, M. T. 2007: Biology of bed bugs (Cimicidae). – Annual Review of Entomology 52: 351–374.
  • Reinhardt, K., Kempke, D., Naylor, R. & Siva-Jothy, M. T. 2009: Sensitivity to bedbug bites, Cimex lectularius. – Medical and Veterinary Entomology 23: 163–166.
  • Vater, G. 2015/2016: Zur Ökofaunistik der Plattwanzen (Heteroptera, Cimicidae), Teile 1–3.– Entomologische Nachrichten und Berichte 59: 77–84, 217–228; 60: 53–62. 
Autor(-en): Klaus Reinhardt, Matthias Nuß. Letzte Änderung am 07.02.2024

Cimex lectularius, aus Zuchtstamm
(© Richard Naylor)


Cimex lectularius, München-Zentrum, Schwantaler Str. (leg. S. Heise) (Deutschland, Bayern), 23.10.2006
(© Michael Münch)


Nahaufnahme eines Wanzenversteckes mit Adulten, Larven und Eiern sowie den typischen, schwarzen Kotflecken.
(© Richard Naylor)


Normale Hautreaktion nach Wanzenbissen, die von einem oder mehreren Wanzenindividuen stammen.
(© Richard Naylor)
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