Buchsbaumzünsler (Cydalima perspectalis (Walker, 1859))

DE Deutschland , DE-SN Sachsen Druckansicht

Diagnose

Vorderflügellänge: 15–23 mm.

Flügeloberseiten: Glänzend, Vorderflügel vorn und seitlich sowie Hinterflügel seitlich und hinten mit breitem, dunkelbraunen Rand; alle Flügel innen weiß oder die gesamten Flügel dunkelbraun. Charakteristisch ist der weiße Halbmondfleck vor dem Vorderrand des Vorderflügels.
Selten tritt eine fast einfarbig braune bis lilabraune Variante auf (maximal ca. 10 %).

Ähnliche Art: Palpita vitrealis ohne breite, dunkelbraune Flügelränder.

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Rote Liste Deutschland: nicht bewertet

Merkmale

Die Falter erreichen Flügelspannweiten von 40 - 45 mm. Ihre Vorderflügel sind seidig weiß mit breiten, dunkelbraunen Vorder- und Außenrändern. Das braune Band des Vorderrandes ist in der Flügelmitte verbreitert und weist hier einen halbmondförmigen weißen Fleck auf. Die Hinterflügel sind seidig weiß und besitzen einen breiten braunen Außenrand. Einige Individuen weisen einen braunen Schweif am Vorderflügelhinterrand auf. Eine meist seltene Farbvariante hat bis auf den weißen Halbmondfleck vollständig braun gefärbte Flügel, machte Ende August 2016 in Hoyerswerda jedoch etwa 25% der Population aus (Sobczyk & Görner 2019).
Der Buchsbaumzünsler wurde bis in die jüngste Vergangenheit in den Gattungen Diaphania Hübner, 1818, Glyphodes Guenée, 1854, Palpita Hübner, 1808 (= Phakellura Guilding, 1830) und Neoglyphodes Streltzov, 2008 geführt. Eine phylogenetische Analyse von Mally & Nuss (2010) zeigt jedoch seine Verwandtschaft zur Gattung Cydalima Lederer, 1863. Den Arten dieser Gattung ist der weiße Halbmondfleck im braunen Vorderrand des Vorderflügels sowie ein anatomisches Merkmal im weiblichen Geschlechtsorgan gemein.

Verbreitung

Der Buchsbaumzünsler ist ursprünglich in Ostasien heimisch. Er ist dort aus Indien, China, Korea, Japan und Primorje (russisch Fernost) bekannt.

Karte: Natürliche Verbreitung des Buchsbaumzünslers in Ostasien. Am nördlichsten bekannten Fundpunkt in Primorje werden im Januar durchschnittliche Tiefsttemperaturen von -16,5°C erreicht. Mit dieser Frosttoleranz kann der Buchsbaumzünsler potenziell weite Teile Europas besiedeln (Karte erstellt mit DIVA-GIS 7.4 und WorldClim 1.3 von M. Nuss).

In Europa ist der Buchsbaumzünsler ein Neozoon. Er wurde 2006 erstmals in Europa aus dem südwestlichen Baden-Württemberg nachgewiesen (Krüger 2008). Seither gibt es Nachweise auch aus Hessen (2007), Nordrhein-Westfalen (2007), Niedersachsen (2007), Bayern (2008), Sachsen (2008) und Rheinland-Pfalz (2010) sowie außerhalb Deutschlands aus der Schweiz (2007), den Niederlanden (2007), Frankreich (2008), Großbritannien (2008), Österreich (2008) und Belgien (2010). Die Ausbreitung in Europa wird von Anbeginn vom Lepiforum dokumentiert. 2011 wurde der Buchsbaumzünsler erstmalig aus Ungarn und dem europäischen Teil der Türkei nachgewiesen (Sáfián & Horváth 2011; Hizal et al. 2011) sowie 2013 aus Dänemark (Buhl et al.2014) und 2014 aus Spanien (Pérez-Otero et al.2014).
Der Buchsbaumzünsler ist in Südwestdeutschland und der Nordschweiz schnell indigen geworden. In der Nordschweiz lagen 2007 alle Fundorte innerhalb einer Fläche von 25 km2 mit Zentrum in Riehen (Kanton Basel-Stadt, Schweiz) und Weil-Lörrach (Deutschland). Ein Jahr später (2008) umfasste das Ausbreitungsgebiet bereits 386 km2 und 2009 schon 642 km2. Über größere Distanzen erfolgt die Ausbreitung vor allem über die Verschleppung mit Baumschulware (Leuthardt et al. 2010). In der Schweiz gab es 2011 die ersten Besorgnis erregenden Schäden in natürlichen Buchsbeständen (FAZ 24.09.2011). 2018 wurde die Art erstmals aus Nordamerika in Kanada, Ontario (NAPPO 2019) sowie aus Nordafrika, in Algerien nachgewiesen (Haddad et al. 2020). 

Lebensweise

Die Larven leben in Ostasien vor allem an Buxus microphylla Siebold & Zucc. und zuweilen auch an anderen Buxus-Arten, an denen sie sich jedoch nicht so gut entwickeln (Maruyama 1993). In Europa befallen die Larven vor allem den hier heimischen Buxus sempervirens L.

In Laborversuchen wurden acht Trichogramma-Arten auf ihre Eignung zur biologischen Bekämpfung von Cydalima perspectalis getestet. Obwohl die Eier des Zünsler attraktiv für alle acht Trichogramma-Arten sind, war die Parasitierungsrate ineffektiv, wobei Trichogramma dendrolimi noch die höchste Rate aufwies (Göttig et al. 2016).

Die Überwinterung erfolgt als Larve.

Lebensräume

Die Larvennahrungspflanze Buxus sempervierens ist in Sachsen nicht heimisch, wird aber häufig als Zierpflanze angebaut. Daher ist mit dem Auftreten des Buchsbaumzünslers im öffentlichen Grün, in Parkanlagen und auf Friedhöfen zu rechnen.

Bestandssituation

In Sachsen ist der Buchsbaumzünsler ein Neozoon! Zunächst gab es Einzelfunde aus Brandis-Beucha (TK 4641,3; 07.09.2008, Anflug an Balkonlicht, leg. Dagmar Nowak & Lothar Lindner) und Langebrück bei Dresden (Fraßschaden an Buchsbaum; 2010). 2015 wurde die Art dann aus Nordsachsen (Delitzsch, Erich Hans-Dieter Knopf), Hoyerswerda (Martina Görner)) sowie in Südbrandenburg bereits massenhaft festgestellt (Tommy Kästner). Seit dem stete Zunahme der Fundpunkte und Befallsraten (vergleiche Sobczyk & Görner 2019 sowie Daten auf Insekten Sachsen).

Literatur

  • Buhl, O., P. Falck, O. Karsholt, K. Larsen & F. Vilhelmsen 2014: Fund af småsommerfugle fra Danmark i 2013 (Lepidoptera). – Entomologiske Meddelelser, Kobenhavn 82: 71–92.
  • Göttig, S., R. Simon & A. Herz 2016: Trichogramma and Cydalima perspectalis – a still unresolved mystery. – DGaaE Nachrichten 30 (1): 16–17.
  • Haddad, K., K. Kalaentzis & J. Demetriou 2020: On track to becoming a cosmopolitan invasive species: First record of the box tree moth Cydalima perspectalis (Lepidoptera: Crambidae) in the African continent. – Entomologia Hellenica 29 (2): 27-32.
  • Hizal, E., M. Kose, C. Yesiland & D. Kaynar 2011: The New Pest Cydalima perspectalis (Walker, 1859) (Lepidoptera: Crambidae) in Turkey. - Journal of Animal and Veterinary Advances 11 (3): 400–403.
  • Krüger, E. O. 2008: Glyphodes perspectalis (Walker, 1859) – neu für die Fauna Europas (Lepidoptera: Crambidae). – Entomologische Zeitschrift 118 (2): 81–83.
  • Leuthardt, F. L. G., W. Billen & B. Baur 2010: Ausbreitung des Buchsbaumzünslers Diaphania perspectalis (Lepidoptera, Pyralidae) in der Region Basel - eine für die Schweiz neue Schädlingsart. – Entomo Helvetica 3: 51–57.
  • Mally, R. & M. Nuss 2010: Phylogeny and nomenclature of the box tree moth, Cydalima perspectalis (Walker, 1859) comb. n., which was recently introduced into Europe (Lepidoptera: Pyraloidea: Crambidae: Spilomelinae). – European Journal of Entomology 107 (3): 393–400.
  • Maruyama, T. 1993: Life cycle of the box-tree pyralid, Glyphodes perspectalis (Walker) (Lepidoptera: Pyralidae). IV. Effect of various host plants on larval growth and food utilization. – Japanese Journal of applied Entomology and Zoology 37: 117-122.
  • Mitchell, A. 2009: Boxworm moth Diaphania perspectalis (Walk.) - a new pyralid moth to Britain and Ireland. – Atropos 36: 17–18.
  • Muus, T. S. T., E.-J. van Haaften & L. J. van Deventer 2009: De buxusmot Palpita perspectalis (Walker) in Nederland (Lepidoptera: Crambidae). – Entomologische Berichten 69 (2): 66–67.
  • Pérez-Otero, R., J. P. Mansilla & M. Vidal 2014: (Cydalima perspectalis Walker , 1859 (Lepidoptera, Crambidae): una nueva amenaza para Buxus spp. en la Península Ibérica.) – Arquivos Entomolóxicos 10: 225–228.
  • Sáfián, Sz. & B. Horváth 2011: Box Tree Moth – Cydalima perspectalis (Walker, 1859), new member in the Lepidoptera fauna of Hungary (Lepidoptera: Crambidae). – Natura Somogyiensis 19: 245–246.
  • Sobczyk, T. & M. Görner 2019: Zum Auftreten des Buchsbaumzünslers Cydalima perspectalis (Walker, 1859) in Hoyerswerda (Lepidoptera, Crambidae). – Sächsische Entomologische Zeitschrift 9: 3–10.

Links

Autor(-en): Matthias Nuß, Bernd-Jürgen Kurze. Letzte Änderung am 01.12.2020

Zittau West, Umgebung Schülerbusch 04.07.2020
(© Friedmar Graf)


Buchsbaumzünsler in Leipzig, August 2018
(© Edwin Donath)


Dunkle Variation des Buchsbaumzünslers am 29. August 2017 ca. 1 km südöstlich von Burg nachts am Licht
(© Friedmar Graf)


Eine Larve des Buchsbaumzünslers auf Buxus sempervirens. Charakteristisch ist das lockere Seidengespinst, mit welchen die Larven ihre Futterpflanzen überziehen. Die Larve stammt aus Weil am Rhein (Baden-Württemberg) aus dem Jahr 2007, leg. Colette Walter.
(© Matthias Nuß)


Ein Falter an einer Fensterscheibe zeigt seine Bauchseite. Dresden-Klotzsche, 10. August 2018
(© Martin Kaden)


Entwicklungsstadien, die während einer Zucht aus Raupen aus Teichland, OT Maust (August 2015), dokumentiert wurden.
(© Franziska Bauer)
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