Schornsteinfeger (Aphantopus hyperantus (Linnaeus, 1758))

DE Deutschland , DE-SN Sachsen Druckansicht

Diagnose

Vorderflügellänge 21–24 mm.

Flügeloberseiten einfarbig dunkelbraun, meist mit je zwei unauffälligen, weiß gekernten dunklen Augenflecken; Fransen weiß.

Flügelunterseiten mit einer helleren braunen Grundfarbe; mit deutlich schwarzen, gelb umrandeten und weiß gekernten Augenflecken, von denen sich zwei auf den Vorderflügeln und fünf auf den Hinterflügeln befinden; am Vorderrand des Hinterflügels zwei der Augenflecke nach innen gerückt.

Ähnliche Arten: Die Männchen des Kleinen Ochsenauges (Hyponephele lycaon) und des Großen Ochsenauges (Maniola jurtina) im Hinterflügel oberseits ohne Augenflecken sowie unterseits ohne bzw. nur mit kleinen Augenflecken.

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Gesetzlicher Schutz (BArtSchV, BNatSchG): Nicht besonders geschützt
Rote Liste Sachsen: ungefährdet
Rote Liste Deutschland: ungefährdet

Merkmale

Im Vergleich zu dem Männchen besitzt das Weibchen eine etwas hellere Grundfarbe und stärker ausgebildete Augenflecke (Ebert & Rennwald 1993).

Verbreitung

Das Verbreitungsgebiet des Schornsteinfegers erstreckt sich in Europa vom Norden der Iberischen Halbinsel und den nördlichen Balkanländern nordwärts bis nach Irland, Großbritannien und Südskandinavien. Sowohl auf den Mittelmeerinseln als auch in Italien fehlt die Art (Ebert & Rennwald 1993; Nuß 1998). Von Europa durch die gemäßigte Zone Asiens bis in die Mongolei, nach Nordostchina und Korea. 

Lebensweise

Der Schornsteinfeger bildet eine Generation, deren Falter von Juni bis August auftreten mit einem Flugzeithöhepunkt im Juli (Reinhardt et al. 2007). Dabei zeigt die Art keine deutlich klimatisch bedingten Unterschiede bezüglich ihres Flugzeitraumes (Ebert & Rennwald 1993; Fartmann 2004).
Als Nektarpflanzen bevorzugen die häufig blütenbesuchenden Falter hohe, halbhohe sowie Herden bildende Pflanzen auf denen sie gut landen und sich von Blüte zu Blüte fortbewegen können (Ebert & Rennwald 1993). Neben violetten und einigen gelben Blütenpflanzen spielen für diese Tagfalterart ebenfalls weiß blühende Pflanzen aus der Familie der Doldengewächse (Apiaceae) wie zum Beispiel Bärenklau (Heracleum sphondylium) und Giersch (Aegopodium podagraria), aber auch Schafgarbe (Achillea spec.), Brombeere (Rubus spec.) und Liguster (Ligustrum vulgare) eine bedeutende Rolle (Ebert & Rennwald 1993). Auf der Suche nach frisch geschlüpften Weibchen patrouillieren die Männchen in einem langsamen aber ununterbrochenen Flatterflug über und zwischen den Gräsern (Ebert & Rennwald 1993).
Zur Eiablage setzen sich die Weibchen auf die Vegetation und lassen das Ei auf den Boden fallen (Ebert & Rennwald 1993). Die nachtaktiven Larven leben an verschiedenen Grasarten (Poaceae) und nutzen am Ende ihrer Entwicklung ebenfalls Sauergräser (Cyperacea) (Ebert & Rennwald 1993; Reinhardt et al. 2007). Bisher fehlen Freilandbeobachtungen der Larven, aber als potentielle Wirtspflanzen gelten Rotschwingel (Festuca rubra agg.), Honiggras (Holcus spec.), Wiesen-Lieschgras (Phleum pratense), Zittergras-Segge (Carex brizoides), Wiesen-Rispengras (Poa pratensis) und
Wald-Flattergras (Milium effusum) (Ebert & Rennwald 1993; Reinhardt et al. 2007; Valtonen & Saarinen 2005; Weidemann 1988). Im erwachsenen Stadium besitzt die beborstete Larve eine gräuliche Grundfarbe mit einem dunklen Längsstreifen auf dem Rücken (Weidemann 1988). Die Puppe befindet sich in einem Gespinst aus Graspartikeln am Grund von Grasbüscheln (Reinhardt e al. 2007; Settele et al. 2009).

Lebensräume

Die Falter des Schornsteinfegers fliegen im gesamten Bereich des Wald- und Offenlandes sowohl an feuchten als auch trockenen Standorten. Dabei reicht das Spektrum von Hochmoorkomplexen bis zu relativ dichten Bruchwäldern, wobei sich jedoch eine Bindung an Wald- und Gebüschränder sowie hochstaudenreiche Säume erkennen lässt. Außerdem besiedelt die Art ruderalisierte Gebiete insbesondere an Bahndämmen, Kies- und Sandgruben sowie an Steinbrüchen. Im Gegensatz zu dem ebenfalls häufigen Großen Ochsenauge (Maniola jurtina) mit ähnlichen Ansprüchen meidet der Schornsteinfeger frisch gemähte Wiesen. Sehr häufig lassen sich die Falter an Wald- oder Grabenrändern bei der Nahrungsaufnahme beobachten (Ebert & Rennwald 1993).
Nach Reinhardt et al. (2007) zeigt diese Augenfalterart eine Neigung zu boden- und luftfeuchten Geländeabschnitten, die jedoch nicht eutroph sein dürfen.

Bestandssituation

Für den Schornsteinfeger besteht in Deutschland und Sachsen keine Gefährdung (Reinhardt et al. 2007; Settele et al. 2009). Sachsenweit zählt der Schornsteinfeger zu den häufigsten Tagfaltern und kommt in allen Regionen und Naturräumen vor (Reinhardt et al. 2007). Besonders vorteilhaft wirkt sich für die Art eine Spätmahd aus, wodurch sie sich ebenfalls in Gärten und Parks ansiedeln lässt (Settele et al. 2009; Valtonen & Saarinen 2005).

Literatur

  • Ebert, G. & E. Rennwald 1993: Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 2: Tagfalter II. – Eugen Ulmer, Stuttgart. 535 S.
  • Fartmann, T. 2004: Die Schmetterlingsgemeinschaften der Halbtrockenrasen-Komplexe des Diemeltals. Biozönologie von Tagfaltern und Widderchen in einer alten Hudelandschaft. – Abhandlungen aus dem Westfälischen Museum für Naturkunde 66 (1): 1–256.
  • Nuß, M. 1998: Deutsche Übersetzung und fachliche Überarbeitung. – T. Tolman & R. Lewington, Die Tagfalter Europas und Nordwestafrikas. – Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart. 319 S.
  • Reinhardt, R., Sbieschne, H., Settele, J., Fischer, U. & G. Fiedler 2007: Tagfalter von Sachsen. In: Klausnitzer, B. & R. Reinhardt (Hrsg.): Beiträge zur Insektenfauna Sachsens. – Entomologische Nachrichten und Berichte, Beiheft 11, Dresden. 695 S.
  • Settele, J., R. Feldmann & R. Reinhardt 1999: Die Tagfalter Deutschlands. – Eugen Ulmer, Stuttgart. 452 S.
  • Settele, J., Steiner, R., Reinhardt, R., Feldmann, R. & G. Hermann (Hrsg.) 2009: Schmetterlinge. Die Tagfalter Deutschlands. 2. Aufl. – Ulmer, Stuttgart. 256 S.
  • Valtonen, A. & K. Saarienen 2005: A highway intersection as an alternative habitat for a meadow butterfly: effect of mowing, habitat geometry and roads on the ringlet (Aphantopus hyperantus). – Ann. Zoo. Fennici 42: 545-556.
  • Weidemann, H.-J. 1988: Tagfalter. Band 2 Biologie - Ökologie - Biotopschutz. – Neumann-Neudamm, Melsungen. 372 S.

Links

Autor(-en): Susanne Kurze, Matthias Nuß. Letzte Änderung am 25.03.2019

Männlicher Schornsteinfeger im Juni 2015 am Stockteich in Arnsdorf
(© Peter Diehl)


Schornsteinfeger am 07.07.2011 in der Staudengärtnerei Steinbach bei Moritzburg
(© Eva-Maria Bäßler)


Schornsteinfeger an den Ziegeleiteichen Görlitz, Juni 2014
(© Peter Diehl)


Die Weibchen des Schornsteinfeger lassen ihre Eier einfach zu Boden fallen, während sie auf Pflanzen ruhen. Bild vom Ei am 14.7.2013 aufgenommen.
(© Matthias Hartung)


Ausgewachsene, überwinterte Larve des Schornsteinfeger am 13.4.2014 (aus Ei vom 14.07.2013).
(© Matthias Hartung)


Puppe des Schornsteinfegers am 28.4.2014 (aus Ei vom 14.07.2013).
(© Matthias Hartung)
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