Hufeisenkleegelbling (Colias alfacariensis Ribbe, 1905)

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Diagnose

Vorderflügellänge 22–25 mm.

Flügeloberseiten gelb (Männchen) oder blassgelb (Weibchen); Flügelspitze und Außenrand mit breiter schwarzer Binde, in der sich gelbe Flecken befinden; Basalfelder schwarz beschuppt; Vorderflügelmitte mit schwarzem Punkt, Hinterflügelmitte mit einer orangenen „8“.

Flügelunterseiten schwächer gezeichnet, aber die Flecken der Flügelmitten kontrastreich, im Vorderflügel schwarze Randflecken und im Hinterflügel ziegelrote Randflecken. In der Natur sieht man die Falter meist mit zusammengeklappten Flügeln, so dass die Flügelunterseiten sichtbar sind.

Ähnliche Art: Von blassgelb gefärbten Weibchen des Postillons (Colias croceus) durch die oberseits etwa rechteckigen hellgelben Flecken vor der schwarzen Randbinde im Hinterflügel zu unterscheiden (beim Postillon sind diese Flecken rund). Morphologisch sind die Falter nicht eindeutig von Colias hyale unterscheidbar. Die beiden Arten können aber anhand des Zeichnungsmusters ihrer Larven sowie molekulargenetisch unterschieden werden.

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Gesetzlicher Schutz (BArtSchV, BNatSchG): besonders geschützt
Rote Liste Sachsen: vom Aussterben bedroht
Rote Liste Deutschland: ungefährdet

Nomenklatur

Colias hyale ab. alfacariensis Ribbe, 1905
Colias sareptensis 
Staudinger, 1871
Colias alba Rühl, 1893
Colias meridionalis Krulikowsky, 1903
Colias australis Verity, 1911

Der Name alfacariensis ist durch die Opinion 1657 (International Commission on Zoological Nomenclature 1991) und 2180 (ICZN 2007) verfügbar und konserviert.

Merkmale

Die Falter, Männchen und Weibchen, sind sowohl nach Flügel- als auch nach Genitalmerkmalen nicht von Colias hyale zu unterscheiden (Dincă et al. 2011).

Erstes Larvenstadium mit schwarzem Kopf und hellbraunem Körper. Spätere Larvenstadien grün, mit zwei gelben Seitenlinien auf jeder Seite; die beiden oberen Linien sind auf jedem Segment beidseitig von einem schwarzen Punkt eingefasst (vergleiche Colias hyale).

Im DNA-Barcode (648 bp Region nahe des 5'-Endes des mitochondrialen Cytochrome c Oxidase I (COI) Gens) ist C. alfacariensis von Colias hyale je nach Studie in 1,9 % (Hausmann et al. 2011) bzw. 2,65% der Basenpaare (Dincă et al. 2011) verschieden.

Verbreitung

Westpaläarktisch. Süd-, Mittel- und Osteuropa sowie Türkei und Kasachstan (Tolman & Lewington 1998). Erreicht in Deutschland die nördliche Verbreitungsgrenze und tritt in Norddeutschland, den nördlichen Niederlanden und Großbritannien nur als Einwanderer auf.

Carl Ribbe beschrieb diese Art als Colias hyale ab. alfacariensis aus der Sierra de Alfacar (Name!), nördlich von Granada in Andalusien (Spanien).

Lebensweise

Die meisten Eiablage- und Larvennachweise stammen von Hufeisenklee (Hippocrepis comosa) und seltener von Bunter Kronwicke (Securigera varia) (Ebert & Rennwald 1993; Settele et al. 1999; Reinhardt et al. 2007; Bräu et al. 2013). Sie überwintern im dritten Larvenstadium und verpuppen sich als Gürtelpuppe an Pflanzenstengeln (Settele et al. 1999).
Im Laufe eines Jahres entwickeln sich zwei bis drei Generationen. Die Flugzeit der Falter der ersten Generation beginnt im April mit der Hippocrepis-Blüte, die zweite Generation hat ihren Höhepunkt Ende Juli und im August. Eine partielle dritte Generation fliegt zuweilen bis Anfang November (Bräu et al. 2013).
Willig (in Bräu et al. 2013) markierte Männchen, die nach bis zu 15 bzw. 22 Tagen an gleicher Stelle wiedergefunden wurden. So konnte er schlussfolgern, dass die Männchen auf schnellem Suchflug nach den selteneren Weibchen unterwegs sind und hält eine Einstufung als Wanderfalter für weniger wahrscheinlich. 
Als Nektarpflanzen dienen purpurfarbene und gelbe Korbblüten-, Schmetterlingsblüten- und Kardengewächse (Knautia, Scabiosa) sowie die Karthäusernelke (Dianthus carthusianorum) (Bräu et al. 2013). 

Lebensräume

Warme, sonnige, basenreiche Magerrasen, oft auf felsigem Untergrund, als Sonderstandorte dienen Steinbrüche (Bräu et al. 2013).

Bestandssituation

Colias alfacariensis wird aufgrund der Ähnlichkeit zu Colias hyale sicher oft verkannt, ist aber dennoch seltener vorkommend.

Der Erstnachweis aus Sachsen geht auf Ochsenheimer (1805: 439–440) zurück, 100 Jahre, bevor diese Art durch Ribbe (1905) erstmalig wissenschaftlich beschrieben wurde. Ochsenheimer beschreibt unter C. hyale die Larve von C. alfacariensis, hat aber ansonsten sicher die Artverschiedenheit verkannt, denn er schreibt, dass C. hyale "nirgends selten" ist, was sicher auf die Beobachtung der Falter von C. hyale zutrifft.

Zur Zeit scheinen keine rezenten Nachweise aus Sachsen vorzuliegen. Die wichtigste Larvennahrungspflanze, der Hufeisenklee (Hippocrepis comosa) kommt in Sachsen nicht vor, die Bunte Kronwicke (Securigera varia) ist vor allem entlang der Elbe verbreitet(vgl. Hardtke & Ihl 2013). Hier sollte sich die Nachsuche, insbesondere nach Larven, auf warmen, basenreichen Magerrasenstandorten konzentrieren. 

Literatur

  • Bräu, M., R. Bolz, H. Kolbeck, A. Nunner, J. Voith & W. Wolf 2013: Tagfalter in Bayern. – Eugen Ulmer, Stuttgart. 781 S.
  • Dincă, V., E. V. Zakharov, P. D. N. Hebert & R. Vila 2011: Complete DNA barcode reference library for a country's butterfly fauna reveals high performance for temperate Europe. – Proceedings of the Royal Society B 278 (1704): 347–355.
  • Ebert, G. & E. Rennwald 1993: Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 1: Tagfalter 1. – Eugen Ulmer, Stuttgart. 552 S.
  • Hardtke, H.-J. & A. Ihl 2000: Atlas der Farn- und Samenpflanzen Sachsens. Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie, Dresden. 806 S.
  • Hausmann, A., G. Haszprunar, A. H. Segerer, W. Speidel, G. Behounek & P. D. N. Hebert 2011: Now DNA-barcoded: the butterflies and larger moths of Germany (Lepidoptera: Rhopalocera, Macroheterocera). – Spixiana 34 (1): 47–58.
  • Ochsenheimer, F. 1805: Die Schmetterlinge Sachsens mit Rücksichten auf alle bekannten europäischen Arten. 1. Theil: Falter oder Tagschmetterlinge. – Dresden und Leipzig. 493 S.
  • Reinhardt, R. 2007: Rote Liste Tagfalter Sachsens. – Naturschutz und Landschaftspflege. Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie, Dresden. 32 S.
  • Reinhardt, R. & R. Bolz unter Mitarbeit von S. Caspari, J. Gelbrecht, S. Hafner, J. Händel, A. Haslberger, G. Hermann, A. Hofmann, K.-H. Jelinek, D. Kolligs, A. C. Lange, J.-U. Meineke, A. Nunner, A. Schmidt, R. Thust, R. Ulrich, V. Wachlin und weiteren Spezialisten 2012 ("2011"): Rote Liste und Gesamtartenliste der Tagfalter (Rhopalocera) (Lepidoptera: Papilionoidea et Hesperioidea) Deutschlands. – In: M. Binot-Hafke, S. Balzer, N. Becker, H. Gruttke, H. Haupt, N. Hofbauer, G. Ludwig, G. Matzke-Hajek & M. Strauch, Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands. Band 3: Wirbellose Tiere (Teil 1). – Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (3), herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz, Bonn - Bad Godesberg.
  • Reinhardt, R., H. Sbieschne, J. Settele, U. Fischer & G. Fiedler 2007: Tagfalter von Sachsen. – Entomologische Nachrichten und Berichte, Dresden Beiheft 11: 1–695, 1–48.
  • Ribbe, C. 1905: Einige neue Formen von Schmetterlingen aus Andalusien. – Societas entomologica 20 (18): 137–138.
  • Settele, J., R. Feldmann & R. Reinhardt 1999: Die Tagfalter Deutschlands. – Eugen Ulmer, Stuttgart. 452 S.
  • Tolman, T. & R. Lewington 1998: Die Tagfalter Europas und Nordwestafrikas. – Franckh-Kosmos, Stuttgart. 319 S., 104 Tafeln. (Übersetzung und fachliche Bearbeitung der 1. Aufl. von M. Nuss; 2. Aufl. 2012 von Heidrun Melzer).

Links

der Hufeisenkleegelbling im Lepiforum
der Hufeisenkleegelbling in Wikipedia

Autor(-en): Matthias Nuß. Letzte Änderung am 24.02.2021

Männchen des Hufeisenkleegelblings vom 2. August 1985 aus Arnstadt (Thüringen), leg. M. Nuß. Coll. Senckenberg Museum für Tierkunde Dresden
(© Matthias Nuß)


Männchen des Hufeisenkleegelblings vom 2. August 1985 aus Arnstadt (Thüringen), leg. M. Nuß. Coll. Senckenberg Museum für Tierkunde Dresden. Flügelunterseiten
(© Matthias Nuß)


Weibchen des Hufeisenkleegelblings vom 17. Mai 1985 von der Numburg bei Badra/ Kyffhäuser (Thüringen), leg. Hornemann. Coll. Senckenberg Museum für Tierkunde Dresden
(© Matthias Nuß)


Colias alfacariensis-Weibchen, gezüchtet aus dem Ei vom 22.7.2016. August 2016, Belfort, Frankreich
(© Matthias Hartung)


An Hufeisenklee abgelegtes Ei von Colias alfacariensis. Juli 2016, Belfort, Frankreich
(© Matthias Hartung)


Raupe von Colias alfacariensis, die aus dem Ei vom 22.7.2016 an Bunter Kronwicke gezüchtet wurde. August 2016, Belfort, Frankreich
(© Matthias Hartung)


Puppe von Colias alfacariensis, die aus dem Ei vom 22.7.2016 gezüchtet wurde. August 2016, Belfort, Frankreich
(© Matthias Hartung)
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