Gestreifte Zartschrecke (Leptophyes albovittata (Kollar, 1833))

DE Deutschland , DE-SN Sachsen Druckansicht

Diagnose

Körperlänge ohne Flügel: Männchen 10–14 mm, Weibchen 12–16 mm + Ovipositor 5–6 mm.

Körper mit grüner Grundfärbung, feine braune bis rötliche Punkte über den ganzen Körper verteilt. Männchen mit breiter braunroter Binde auf dem Rücken.

Kopf: Fühler doppelt so lang wie Körper (ohne Ovipositor), Flügel stark verkürzt.

Thorax: Halsschild weiß gerandet.

Hinterleib: Weißer Strich vom Halsschild verläuft über die gesamte Abdomenseite bis zur Basis der Cerci, ein zweiter heller Strich reicht von den Ansätzen der Hinterbeine bis zum Körperende. Cerci der Männchen gerade und mit spitzem Endzahn; Ovipositor der Weibchen sichelförmig und weniger als doppelt so lang wie das Pronotum sowie mit sehr feiner, kaum sichtbarer Zähnung.

Gesang der Männchen: sehr leiser Gesang, der aus einer Reihe von Einzeltönen besteht, die im Abstand von vier bis acht Sekunden erzeugt werden. Mit Hilfe eines Ultraschalldetektors besser wahrnehmbar.

Ähnliche Arten: Bei der Punktierte Zartschrecke (Leptophyes punctatissima) reicht der helle Hinteraugenstreifen nur bis zum Halsschild-Hinterrand. Die Gemeine Plumpschrecke (Isophya kraussii) mit deutlich kürzeren Fühlern (weniger als doppelt so lang wie Körper) sowie Cerci und Ovipositor anders geformt. Auch bei der Nadelholz-Säbelschrecke (Barbitistes constrictus) sind Cerci und Ovipositior anders geformt.

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Rote Liste Sachsen: Vorwarnliste
Rote Liste Deutschland: ungefährdet

Merkmale

Verbreitung

Von Deutschland, Polen und Nordostitalien südlich über den Balkan bis nach Griechenland und die Türkei (Waeber 2003).

Lebensweise

Die Tiere ernähren sich rein herbivor von verschiedenen Kräutern wie unter anderem Mieren, Wicken, Salbei, und Löwenzahn (Ingrisch & Köhler 1998). Auch Blütenblätter von Korbblütlern werden verzehrt (Waeber 2003), hierbei kommt es zu einem typischen Löcherfraß (Bolz 1998). Die Eiablage erfolgt in Blattscheiden, Pflanzenstängeln und Rinde (Fischer et al. 2016). Die Individualentwicklung kann ein- oder fakultativ zweijährig sein (Ingrisch & Köhler 1998). Nach dem Schlupf halten sich die Larven meist in niedriger Vegetation auf. Die Larven sind sehr mobil und tragen vermutlich stärker zur Ausbreitung der Art bei als die ortstreuen Imagines (Waeber 2003). Es wird weiterhin vermutet dass die Ausbreitung auch passiv über den Transport von Eiern in Pflanzenstängeln mit Hochwasser der Elbe erfolgt (Grein et al. 2008). Die adulten Tiere treten von Ende Juni bis Anfang Oktober auf (Fischer et al. 2016).

Lebensräume

Vorwiegend staudenreiche Kalk- und Sandmagerrasen sowie deren Saum- und Gebüschstrukturen. Im Siedlungsbereich werden mikroklimatisch begünstigte Krautfluren auf Ruderalflächen und entlang von Verkehrswegen besiedelt (Fischer et al. 2016). Auch an Ziersträuchern in Gärten und Verkehrsbegleitgehölzen. Allgemein gern bevölkert werden Flächen mit reichem Dolden- und Korbblütlerangebot (Waeber 2003).

Bestandssituation

Die Gestreifte Zartschrecke galt in Sachsen 1994 noch als stark gefährdet (Börner et al. 1994), inzwischen wird sie nur in der Vorwarnliste geführt (Klaus & Matzke 2010).

Literatur

  • Bellmann, H. 2006: Der Kosmos Heuschreckenführer. – Kosmos Verlag, Stuttgart. 350 S
  • Bolz, R. 1998: Anmerkungen zum Fraß- und Eiablageverhalten der Gestreiften Zartschrecke Leptophyes albovittata (Kollar, 1833). – Articulata 13 (1): 101–103.
  • Börner, J., K. Richter, M. Schneider & S. Straube 1994: Rote Liste Heuschrecken. - Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie (Hrsg.): Materialien zu Naturschutz und Landschaftspflege. Radebeul. 12 S.
  • Fischer, J., D. Steinlechner, A. Zehm, D. Poniatowski, T. Fartmann, A. Beckmann & C. Stettmer 2016: Die Heuschrecken Deutschlands und Nordtirols - Bestimmen - Beobachten – Schützen. – Quelle & Meyer, 368 S.
  • Grein, G., A. Hochkirch, K. Schröder & H.-J. Clausnitzer 2008: Fauna der Heuschrecken (Ensifera & Caelifera) in Niedersachsen. – Naturschutz und Landschaftspflege in Niedersachsen 46. 186 S.
  • Ingrisch, S. & G. Köhler 1998: Die Heuschrecken Mitteleuropas. – Die Neue Brehm-Bücherei 629. – Westarp Wissenschaften, Magdeburg. 460 S.
  • Klaus, D. & D. Matzke 2010: Heuschrecken, Fangschrecken, Schaben und Ohrwürmer - Rote Liste und Artenliste Sachsens. – Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie. 36 S.
  • Roesti, C. & B. Keist 2009: Die Stimmen der Heuschrecken. – Haupt Verlag, Bern. 144 S.
  • Waeber, G. 2003: Gestreifte Zartschrecke Leptophyes albovittata (Kollar, 1833). S. 75–77. – In: H. Schlumprecht & G. Waeber, Heuschrecken in Bayern. – Eugen Ulmer, Stuttgart.
Autor(-en): Tommy Kästner, Matthias Nuß, Jennifer Wintergerst. Letzte Änderung am 07.10.2020

Männchen der Gestreiften Zartschrecke, Elbtal bei Meißen, August 2019
(© Michael Braune)


Männchen der Gestreiften Zartschrecke in Radebeul im September 2012
(© Steffen Hintersaß)


Weibchen der Gestreiften Zartschrecke in Radebeul, August 2013
(© Steffen Hintersaß)


Seitenansicht einer weiblichen Gestreiften Zartschrecke im typischen Habitat auf einer Doldenblüte sitzend. 05.07.2009
(© Tommy Kästner)


Larve der Gestreifte Zartschrecke, Juni 2015, Kaditz bei Dresden
(© Steffen Hintersaß)


Männchen von Leptophyes albovittata. Mölbis (Halde Trages), 31.07.2021.
(© Dietmar Klaus)


Gesang des Männchens von Leptophyes albovittata. Mölbis (Halde Trages), 31.07.2021.
(© Dietmar Klaus)
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