Diagnose
Körperlänge ohne Flügel: Männchen 12–18 mm, Weibchen 13–18 mm + Legeröhre 10–17 mm.
Körper schlank, Grundfärbung grün, über den Rücken läuft ein brauner Streifen von der Stirn bis zum Hinterleibsende.
Kopf: von der Seite keilförmig; Fühler länger als Körper.
Thorax: Flügel überragen die Hinterknie.
Hinterleib: Cerci der Männchen in der hinteren Hälfte mit deutlichem, eher schlanken Innenzahn; Die fast körperlange Legeröhre der Weibchen an der Basis leicht winkelig gebogen und anschließend gerade auslaufend.
Gesang der Männchen: leise, schabend, maschinenhaft. Strophen, die aus minutenlang anhaltenden Reihen von dreisilbigen Versen bestehen. Die Verse werden vier bis 16 Mal pro Sekunde wiederholt. Oft beginnt eine Strophe mit tickendem Gesang oder geht in solches über bei Störung. Gut hörbar mit einem Ultraschalldetektor.
Ähnliche Arten: Die Kurzflügelige Schwertschrecke (Conocephalus dorsalis) besitzt meist deutlich kürzere Flügel, es existieren jedoch auch langflügelige Formen; dann ist die Unterscheidung über die Form der weiblichen Legeröhre bzw. der männlichen Cerci möglich.
Gesetzlicher Schutz und Rote Liste
Rote Liste Sachsen: ungefährdet
Rote Liste Deutschland: ungefährdet
Merkmale
Verbreitung
Von Spanien, Deutschland und Polen südlich über Italien und den Balkan bis nach Griechenland (Kroehling 2003).
Lebensweise
Die Tiere ernähren sich polyphag von Kräutern wie unter anderem Schafgarbe, Wicke und Miere, verzehren aber auch Blattläuse, Fliegen, nackte Raupen sowie beschädigte Artgenossen (Ingrisch & Köhler 1998). Die Eiablage erfolgt in markhaltigen Stängeln oder Blattscheiden von Gräsern (Kroehling 2003). Die Larven verbreiten sich vermutlich passiv durch Wasser weiter (Fartmann 2004). Die Entwicklung, für die hohe Temperaturen von 15 bis 30 Grad optimal sind, dauert ein Jahr (Kroehling 2003). Die adulten Tiere treten vereinzelt ab Juni, vermehrt ab Juli und bis weit in den Oktober hinein auf (Fischer et al. 2016). Bei Annäherung oder Störung ziehen sich die Tiere schnell auf die abgewandte Seite der Halme oder Blätter zurück, wo sie sich mit halmparallel ausgestreckten Fühlern verstecken (Fischer et al. 2016; Kroehling 2003).
Lebensräume
Halbtrockenrasen, Brachflächen, Wiesen und Weiden, Wegränder und Röhrichte (Grein et al. 2008). Auch in Wiesenmooren, feuchten Hochstaudenfluren, Weinbergen (Korehling 2003) und an Gewässerufern (Bellmann 2006). Intensiv beweidete und gemähte Flächen werden gemieden (Fischer et al. 2016).
Bestandssituation
Die Langflügelige Schwertschrecke galt in der Vergangenenheit als stark gefährdet (Börner et al. 1994). Inzwischen wird sie als ungefährdet in der Roten Liste eingestuft (Klaus & Matzke 2010).
Literatur
- Bellmann, H. 2006: Der Kosmos Heuschreckenführer. – Kosmos Verlag, Stuttgart. 350 S.
- Börner, J., K. Richter, M. Schneider & S. Straube 1994: Rote
Liste Heuschrecken. - In: Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie
(Hrsg.): Materialien zu Naturschutz und Landschaftspflege. Radebeul. 12
S.
- Fartmann, T. 2004: Hydrochorie und warme Jahre – sind das die Gründe für die Ausbreitung der Langflügligen Schwertschrecke (Conocephalus fuscus) in Ostbrandenburg? – Articulata 19 (1): 75–90.
- Fischer, J., D. Steinlechner, A. Zehm, D. Poniatowski, T. Fartmann, A. Beckmann & C. Stettmer 2016: Die Heuschrecken Deutschlands und Nordtirols - Bestimmen - Beobachten – Schützen. – Quelle & Meyer, 368 S.
- Grein, G., A. Hochkirch, K. Schröder & H.-J. Clausnitzer 2008: Fauna der Heuschrecken (Ensifera & Caelifera) in Niedersachsen. – Naturschutz und Landschaftspflege in Niedersachsen 46. 186 S.
- Ingrisch, S. & G. Köhler 1998: Die Heuschrecken Mitteleuropas. – Die Neue Brehm-Bücherei 629. – Westarp Wissenschaften, Magdeburg. 460 S.
- Klaus, D. & D. Matzke 2010: Heuschrecken, Fangschrecken,
Schaben und Ohrwürmer - Rote Liste und Artenliste Sachsens. –
Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie –
Druckerei Wagner GmbH. 36 S.
- Kroehling, A. 2003: Langflüglige Schwertschrecke Conocephalus fuscus (Fabricius, 1793). S. 98–101. – In: H. Schlumprecht & G. Waeber, Heuschrecken in Bayern. – Eugen Ulmer, Stuttgart.
- Roesti, C. & B. Keist 2009: Die Stimmen der Heuschrecken. – Haupt Verlag, Bern. 144 S.
Autor(-en): Tommy Kästner, Jennifer Wintergerst. Letzte Änderung am 18.09.2020
|
Männchen der Langflügeligen Schwertschrecke, Dresden, August 2019
(© Tommy Kästner)
Männchen der Langflügeligen Schwertschrecke, Dresden, August 2019 (© Tommy Kästner)( Bild vergrößern)
Ein Weibchen einer Langflügeligen Schwertschrecke. 04.08.2011
(© T. Kästner)
Ein Weibchen einer Langflügeligen Schwertschrecke. 04.08.2011 (© T. Kästner)( Bild vergrößern)
Weibchen der Langflügelige Schwertschrecke im September 2014, östlich Ottendorf-Okrilla nähe Sandteich.
(© Tilmann Adler)
Weibchen der Langflügelige Schwertschrecke im September 2014, östlich Ottendorf-Okrilla nähe Sandteich. (© Tilmann Adler)( Bild vergrößern)
Weibliche Larve der Langflügelige Schwertschrecke am 04.07.2019 im Botanischen Garten Dresden
(© Lothar Brümmer)
Weibliche Larve der Langflügelige Schwertschrecke am 04.07.2019 im Botanischen Garten Dresden (© Lothar Brümmer)( Bild vergrößern)
Langflügelige Schwertschrecke auf Rainfarn, Wiese am Südwestufer des Cospudener Sees
(© Michael Happ)
Langflügelige Schwertschrecke auf Rainfarn, Wiese am Südwestufer des Cospudener Sees (© Michael Happ)( Bild vergrößern)
Feldaudioaufnahme. Dresden, 12.09.2020. Zoom H6, SGH-6 Shotgun Mic Capsule, in der Lautstärke angepasste Aufnahme.
(© Tommy Kästner)
Feldaudioaufnahme. Dresden, 12.09.2020. Zoom H6, SGH-6 Shotgun Mic Capsule, in der Lautstärke angepasste Aufnahme. (© Tommy Kästner)( Bild vergrößern)
|