Zweipunkt-Dornschrecke (Tetrix bipunctata (Linnaeus, 1758))

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Diagnose

Körperlänge: Männchen: 7,5–12 mm; Weibchen: 8–13,5 mm

Kopf: Scheitel von oben gesehen einlappig und die Augen deutlich überragend; Augenabstand mindestens so groß wie eine Augenbreite; Fühler wirken gedrungen, mittlere Fühlerglieder etwa doppelt so lang wie breit.

Thorax: Halsschild-Mittelkiel deutlich gewölbt, Halsschild-Vorderrand gewinkelt, Dorn überragt Hinterleibsende wenig; Mittelschenkel unterseits kaum gewellt, wesentlich breiter als sichtbarer Teil des Vorderflügels; Hinterschenkel weniger als dreimal so lang wie breit, oberer Kiel nicht nach außen gebogen, knötchenartige Erhebung fehlt; Hinterflügel etwa 2–3-mal so lang wie Vorderflügel, enden oft weit vor Dorn.

Ähnliche Arten: Bei der Gemeinen Dornschrecke (Tetrix undulata) entspricht die Breite des Mittelschenkels etwa der Breite des sichtbaren Teils des Vorderflügels. Bei der Langfühlerdornschrecke (Tetrix tenuicornis) sind die mittleren Fühlerglieder 3–4-mal so lang wie breit und der Halsschild-Vorderrand halbrund.

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Rote Liste Sachsen: stark gefährdet
Rote Liste Deutschland: stark gefährdet

Merkmale

Ein der Zweipunkt-Dornschrecke nahestehendes Taxon ist Tetrix kraussi Saulcy, 1888. Lehmann (2004) sowie Lehmann & Landeck (2011) unterscheiden die beiden Taxa anhand der Hinterflügellänge. Hawlitschek et al. (2017) können anhand des DNA-Barcodes und der Barcode Index Nummer-Analyse (BIN) keine Artunterschiede zwischen den beiden Taxa begründen.

Verbreitung

Von Skandinavien, Russland, südlich bis Spanien, Italien, Griechenland und Bulgarien sowie Kasachstan, Mongolei, Teile Nordchinas, Korea und Indien (OSF, PESI).

Lebensweise

Die Eier werden von Mai bis Anfang August in die obersten Bodenschichten sandiger Stellen abgelegt. Nach 14 Tagen schlüpfen die Larven. Die Männchen durchlaufen fünf, die Weibchen sechs Larvenstadien. Bei der Überwinterung werden Larven aller Altersklassen und Adulte gefunden. Die meisten adulten Tiere werden im August bis Ende September beobachtet. Die Art ist nur wenig mobil und somit auf den Schutz ihrer Lebensräume und einen effektiven Biotopverbund angewiesen (Welsch 2003; Fischer et al. 2016).

Die Tiere ernähren sich von Zwergmoosen, Erdflechten und Humus (Welsch 2003).

Lebensräume

Basenreiche Halbtrocken- und Trockenrasen mit schütterem Bewuchs sowie Waldränder, Steinbrüche, Schutt- und Blockhalden, Zwergstrauchheiden, verheidete Hochmoore, Hochgebirgsrasen, extensiv genutztes Grünland und an Störstellen. Geeignete Lebensräume sind vielfach durch lichte Gehölzbestände oder Waldnähe geprägt. Eine gute Besonnung und skelettreiche Böden sind wichtig für die Besiedlung durch die Zweipunkt-Dornschrecke (Welsch 2003; Fischer et al. 2016).

Bestandssituation

Literatur

  • Fischer, J., D. Steinlechner, A. Zehm, D. Poniatowski, T. Fartmann, A. Beckmann & C. Stettmer 2020 (2. Aufl.): Die Heuschrecken Deutschlands und Nordtirols - Bestimmen - Beobachten – Schützen. – Quelle & Meyer, 368 S.
  • Hawlitschek, O., J. Morinière, G. U. C. Lehmann, A. W. Lehmann, M. Kropf, A. Dunz, F. Glaw, M. Detcharoen, S. Schmidt, A. Hausmann, N. U. Szucsich, S. A. Caetano‐Wyler & G. Haszprunar 2017 (online 2016): DNA barcoding of crickets, katydids and grasshoppers (Orthoptera) from Central Europe with focus on Austria, Germany and Switzerland. – Molecular Ecology Resources 17 (5): 1037–1053.
  • Klaus, D. & D. Matzke 2011 ("2010"): Heuschrecken, Fangschrecken, Schaben und Ohrwürmer. Rote Liste und Artenliste Sachsens. – Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, Dresden. 36 S.
  • Lehmann, A. W. 2004: Die Kurzflügel‐Dornschrecke Tetrix (bipunctata) kraussi Saulcy, 1888: eine missachtete (Unter‐)Art. – Articulata 19: 227–228.
  • Lehmann, A. W. & I. Landeck 2011: Erstfund der Kurzflügel‐Dornschrecke Tetrix kraussi Saulcy, 1888 im Land Brandenburg (Orthoptera: Tetrigidae). – Märkische Entomologische Nachrichten 13: 227–232.
  • Moser, V., H. Baur, A. W. Lehmann & G. U. C. Lehmann 2021: Two species? – Limits of the species concepts in the pygmy grasshoppers of the Tetrix bipunctata complex (Orthoptera, Tetrigidae). – ZooKeys 1043: 33–59.
  • Welsch, S. 2003: Zweipunkt-Dornschrecke Tetrix bipunctata (Linnaeus, 1758). S. 184–186. – In: H. Schlumprecht & G. Waeber, Heuschrecken in Bayern. – Eugen Ulmer, Stuttgart.
Autor(-en): Charlotte Kricke, Matthias Nuß. Letzte Änderung am 12.06.2021

Zweipunktdornschrecke, Muskauer Heide, August 2019
(© Tommy Kästner)


Zeisigwald Chemnitz, 16.06.2021
(© Benjamin Franke)
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