Glattschieniger Pinselkäfer (Trichius gallicus Dejean, 1821)

DE Deutschland , DE-SN Sachsen Druckansicht

Diagnose

Körperlänge: 12–15 mm.

Kopf: schwarz, braun behaart.

Thorax: Halsschild schwarz, gelb (Männchen) oder braun (Weibchen) behaart. Flügeldecken (Elytren) gelbbraun, mit jeweils drei schwarzen Querflecken, dieses Muster aber sehr variabel. Vorderschiene (Protibia) vor dem Ende am Außenrand mit zwei Zähnen. Männchen mit schmalen Vorderschienen, 1. Tarsenglied groß, die Außenecke gerundet; Mittelschiene (Mesotibia) am Hinterrand ohne Zahn. Weibchen mit breiten Vorderschienen, 1. Tarsenglied klein, die Außenecke zugespitzt.

Hinterleib: weiß (Männchen) oder gelb (Weibchen) behaart. Männchen nur auf dem vorletzten Sternit des Abdomens weiß beschuppt (tomentiert). Beim Weibchen ist das Pygidium an der Spitze gerundet oder ganz leicht abgestutzt, davor deutlich gewölbt.

Ähnliche Arten: Beim Männchen des Gebänderten Pinselkäfers (Trichius fasciatus) die Mittelschiene flach und breit, am Hinterrand auf der Mitte mit einem Zahn; Abdomen ohne weiß beschuppte Sternite; beim Weibchen das Pygidium an der Spitze deutlich flach ausgerandet, jederseits mit einer stumpfwinkeligen Ecke, davor flach, ohne beulenartige Aufwölbung. Beim Männchen des Südöstlichen Pinselkäfers (Trichius sexualis) die Mittelschiene am Hinterrand ohne Zahn und Abdomen auf den vier vorletzten Sterniten dicht weiß beschuppt; beim Weibchen das Pygidium weniger deutlich gewölbt und das Analsternit jederseits mit einer fast kreisförmigen Ausrandung.

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Nomenklatur

Krell (2012), basierend auf der Untersuchung von Typenmaterial, korrigierte die Nomenklatur dieser Art wie folgt:

Trichius gallicus Dejean, 1821
= "Scarabaeus rosaceus" Voet, 1766-1778 (nicht verfügbarer Name)
= Trichius zonatus Germar, 1831
= Trichius fasciolatus Gené, 1836
= Trichius rosaceus Kraatz, 1891

Merkmale

Verbreitung

Europäische Art, die von Großbritannien, Dänemark und Südschweden bis Nordwestafrika, Balearen, Sardinien, Sizilien und Bulgarien (fehlt in Bayern, Österreich, Slowenien, Ungarn, Kroatien, Serbien, Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Nordmazedonien und Griechenland) sowie östlich bis in die Ukraine vorkommt (PESI; Löbl & Smetana 2006; Rößner 2012; Flügel 2017).

Lebensweise

Die Larven sind xylophag bis xylodetritophag, d. h. sie ernähren sich von mehr oder weniger morschem Holz verschiedener Laubbaumarten. Sie wurden auch in verarbeitetem Holz, z. B. Eisenbahnschwellen, nachgewiesen.

Die Käfer fliegen von Mai bis August und sind obligate Blütenbesucher. Sie fressen Staubblätter und Pollen von Blüten verschiedener Pflanzenfamilien und kehren abends zu den Holzhabitaten zurück (Rößner 2012).

Lebensräume

In anthropogen stark veränderten, urbanen Lebensräumen, so in Groß- und Kleinstädten, ländlichen Siedlungsgebieten, Bahnanlagen, Gärten, Parks, Streuobstwiesen aber auch Brachflächen, Truppenübungsplätze u. a. m. (Rößner 2012).

Bestandssituation

Expansive Art, die in Ostdeutschland erstmals 1960 und 1963 in der Umgebung von Berlin nachgewiesen wurde. Seit 1980 ist sie aus der Niederlausitz, bis etwa 1990 aus den Gebieten um Dresden, Chemnitz, Altenburg und Magdeburg sowie bis 1995 aus den Niederungen der Oberlausitz bekannt. Nachfolgend wurde die Art im Norden bei Rostock und auf Rügen sowie im Thüringer Becken nachgewiesen und sie befindet sich weiter in Ausbreitung. Fehlt in den Mittelgebirgen (Rößner 2012).

Die früheren Einschätzungen, wonach die Art in Sachsen stark gefährdet (Klausnitzer 1995) und deutschlandweit gefährdet ist (Binot et al. 1998), sind aufgrund der neueren umfassenden Arbeit von Rößner (2012) sicher zu revidieren.

Literatur

  • Binot, M., R. Bless, P. Boye, H. Gruttke & P. Pretscher 1998: Rote Liste gefährdeter Tiere Deutschlands – Bundesamt für Naturschutz, Bonn. – Landwirtschaftsverlag Münster. 434 S.
  • Flügel, H.-J. 2017: Blütenbesuche von Pinselkäfern (Trichius-Arten, Coleoptera: Scarabidae) und ihre Verbreitung in Hessen. – Philippia 17: 143–166.
  • Krell, F.-T. 2012: On nomenclature and synonymy of Trichius rosaceus, T. gallicus, and T. zonatus (Coleoptera: Scarabaeidae: Cetoniinae: Trichiini). - Zootaxa, 3278:61-68.
  • Klausnitzer, B. 1995: Rote Liste Blatthornkäfer und Hirschkäfer. – Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie, Radebeul. 10 S.
  • Löbl, I. & A. Smetana 2006: Catalogue of Palearctic Coleoptera 3: Scarabaeoidea, Scirtoidea, Dascilloidea, Buprestoidea, Byrrhoidea. – Apollo Books, Stenstrup. 690 S.
  • Machatschke, J. W. 1969: Familienreihe Lamellicornia. S. 265–371. – In: H. Freude, K. W. Harde & G. A. Lohse, Die Käfer Mitteleuropas 8. – Goecke & Evers, Krefeld.
  • Rößner, E. 2012: Die Hirschkäfer und Blatthornkäfer Ostdeutschlands (Coleoptera: Scarabaeoidea). – Verein der Freunde und Förderer des Naturkundemuseums Erfurt e.V. 505 S.
  • Rößner E. & J. Schulze 1999: Verbreitung der Gattung Trichius Fabricius, 1775 in Ostdeutschland (Col., Scarabaeidae, Trichiinae). – Entomologische Nachrichten und Berichte 43 (1): 59–66.

Links

Autor(-en): Ronny Gutzeit, Matthias Nuß. Letzte Änderung am 21.01.2021

Glattschieniger Pinselkäfer in einem Naturgarten in Chemnitz-Adelsberg, Anfang Juni 2017
(© Michael Münch)


Glattschieniger Pinselkäfer, Brand-Erbisdorf, Juli 2019
(© Michael Happ)


Glattschieniger Pinselkäfer in einem Naturgarten in Chemnitz-Adelsberg, Anfang Juni 2017
(© Michael Münch)


Glattschieniger Pinselkäfer (Trichius zonatus Germar, 1829) am 14.06.2018, Tharandter Wald .Waldrand bei Spechthausen
(© Lothar Brümmer)


Glattschieniger Pinselkäfer bei Struppen am 23.06.2015.
(© Sven Nowack)


Friedhof, Chemnitz, 7. Juni 2011
(© Reinhard Weidlich)


Chemnitz-Hilbersdorf, 19.06.2021
(© Benjamin Franke)


Glattschienige Pinselkäfer (Trichius zonatus Germar, 1829), Chemnitz-Reichenbrand, 1.6.2018
(© Hans-Jürgen Görner)
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