Gemeine Trauerbiene (Melecta albifrons (Foerster, 1771))

DE Deutschland , DE-SN Sachsen Druckansicht

Diagnose

Große, eher schlanke, leicht abgeflacht wirkende Bienen mit schwarzer Grundfarbe und langer, dichter, für gewöhnlich mehr oder weniger heller, braungelber Behaarung auf Kopf, Thorax und Beinen sowie hellen Einzelflecken auf den Seiten der Tergite 2–4 (Weibchen) bzw. 2–5 (Männchen). Thoraxseiten und Femur 1 mit langen helleren Haarfransen (Epitheton "albifrons"). Neben der hellen Form treten auch komplett schwarze Tiere auf sowie schwarze Tiere mit hellen Tergitflecken.

Weibchen und Männchen ähneln sich stark. Zur Unterscheidung kann hier, wie bei den meisten Bienenarten, die Anzahl der Hinterleibtergite (Weibchen 6 / Männchen 7) und der Fühlerglieder (Weibchen 12 / Männchen 13) herangezogen werden.

Durch die schmutzig braungelbe Behaarung von Kopf und Thorax in beiden Geschlechtern ist die helle Stammform von Melecta albifrons mit keiner anderen Trauerbiene oder einer Art der nahe verwandten Gattung Thyreus (Fleckenbienen) zu verwechseln. Alle anderen mitteleuropäischen Arten dieser beiden Gattungen sind schwarz behaart mit weißen Haarflecken auf Kopf, Thorax, Abdomen und Beinen. Tiere bei denen die hellen Bereiche der Behaarung zu weiß tendieren, können mit der selteneren Melecta luctuosa verwechselt werden. Zur sicheren Unterscheidung dient hier der Metatarsus des Hinterbeins. Dieser ist bei Melecta albifrons nach außen gekrümmt, beim Weibchen deutlich, beim Männchen sehr stark. Der Metatarsus des Hinterbeins des Weibchens von M. luctuosa ist vollkommen gerade, der des Männchens nur leicht gekrümmt.

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Synonyme

Melecta armata (Panzer, 1799)
Melecta punctata (Fabricius, 1775)

Merkmale

Körperlänge: Weibchen 14–16 mm; Männchen 12–16 mm. Körperfarbe schwarz. Grundfarbe der Behaarung schwarz. Kopf, Thorax und Basis von Tergit 1 lang gelbbraun behaart, auf den Thoraxseiten etwas heller. Das Abdomen nur spärlich behaart; die Tergite 2–4 (Weibchen) bzw. 2–5 (Männchen) mit je einem braungelben bis weißlichen Haarfleck auf jeder Seite; dieser bei Tergit 2 (Weibchen) bzw. 2–3 (Männchen) groß und locker, auf den folgenden beiden Tergiten kleiner, rundlich und mehr mittig gelegen. Femur 1 hinten mit langer, dünner, heller Haarfranse, ebenso Femur 2, jedoch etwas kürzer. Tibien 1 und 2 oberseits vollständig hell behaart, bei Tibia 3 nur als großer basaler Fleck. Tarsen oberseits mit kurzer, heller Behaarung.

Zur morphologischen Unterscheidung zwischen Melecta albifrons und M. luctuosa:
Melecta albifrons: Hintere Tergitflecken klein und rundlich. Pygidium des Weibchens fast parallelseitig, schmal, stark glänzend und fast ohne Skulptur. Letztes Tergit des Männchens stumpf, gerade abgestutzt oder schwach ausgerandet. Sternite fein punktiert, mit einzelnen gröberen Punkten untermischt. Endränder glänzend, deutlich fein und zerstreut punktiert. Metatarsus des Hinterbeines nach außen gekrümmt, beim Männchen sehr stark, der vordere Rand konvex; Hinterrand des hinteren Metatarsus in einen großen Zahn verlängert; die Aussenseite des Metatarsus 3 mit einzelnen langen Haaren.

Melecta luctuosa: Hintere Tergitflecken groß und eher rechteckig. Pygidium des Weibchens mit nach innen gebogenen seitlichen Begrenzungen, sehr fein, aber deutlich gerunzelt und in der Mitte kielartig erhaben. Letztes Tergit des Männchens leicht verjüngt, an der Spitze tief ausgerandet und meist bräunlich. Sternite dicht punktiert, mit breiten, durchscheinenden, punktlosen, glänzenden Endrändern. Metatarsus des Hinterbeines beim Weibchen gerade, beim Männchen leicht gekrümmt, der obere und untere Rand gerade verlaufend; Hinterrand des hinteren Metatarsus in einen schwachen Zahn verlängert; die Außenseite des Metatarsus 3 mit vielen kurzen, schwarzen Dörnchen.

Verbreitung

Europa bis Südskandinavien; bis 1300 m ü. M. Verbreitungsgrenze im Osten noch ungeklärt.

Lebensweise

Brutparasit (Kuckucksbiene) bei Anthophora plumipes, Anthophora plagiata und Anthophora fulvitarsis sowie eventuell weiteren Pelzbienen-Arten. Das begattete Weibchen patrouilliert im Frühjahr um die Niststätten der Wirtsarten. In einem unbeobachteten Moment dringt es in das Nest ein, öffnet eine bereits verschlossene Zelle, führt das Abdomenende durch das Loch und klebt ein Ei an die innere Brutzellenwand. Die Larven ernähren sich vom Nahrungsvorrat der Wirtsbrut. Sie spinnen einen lockeren Kokon.

Auf der Suche nach paarungswilligen Weibchen umfliegen die Männchen im Frühjahr ebenfalls in großen Kreisen die Wirtsnester und sind hier oft leichter zu beobachten als später die zielstrebig ins Nest fliegenden Weibchen.

Für die Eigenernährung besuchen die Imagines mit Vorliebe frühblühende Lippenblütler (Lamiaceae), wie Taubnesseln (Lamium) und Griechenden Günzel (Ajuga reptans) aber auch Löwenzahn und andere nektarreiche Blütenpflanzen. Zum Schlafen beißen sie sich gerne mit ihren Oberkiefern an Pflanzenteilen fest.

Flugzeit: März bis Ende Mai (Männchen) bzw. Ende Juni (Weibchen). Eine Generation im Jahr.

Lebensräume

Nisthabitate der Wirtsarten: Steilwandige Flußufer und Abbruchkanten, natürliche Lößwände, Weinberge, altes Mauerwerk aus Lehm oder aussandendem Mörtel u. ä.

Bestandssituation

Rote Liste Sachsen: ungefährdet (Burger et al. 2005).
Rote Liste Deutschland: ungefährdet (Westrich et al. 2012).

Aktive Förderung

Durch Bewahrung der Bruthabitate und Nahrungspflanzen der artspezifischen Wirte.

Literatur

  • Amiet, F., M. Herrmann, A. Müller & R. Neumeyer 2007: Fauna Helvetica – Apidae 5, Neuchâtel. 356 S.
  • Amiet F., Krebs, A. 2012: Bienen Mitteleuropas, Bern. 423 S.
  • Friese H. 1895 – 1901: Die Bienen Europas, Berlin, Innsbruck und Imst. Bd. III 316 S.
  • Scheuchl, E. 2000. Illustrierte Bestimmungstabellen der Wildbienen Deutschlands und Österreichs. Band I: Anthophoridae, Velden. 158 S.
  • Scheuchl, E. & W. Willner 2016: Taschenlexikon der Wildbienen Mitteleuropas. Alle Arten im Portrait, Wiebelsheim. 917 S.
  • Schmiedeknecht, O. 1907: Die Hymenopteren Mitteleuropas, Jena. 804 S. 
Autor(-en): Mandy Fritzsche. Letzte Änderung am 28.11.2017

Melecta albifrons, Weibchen, Meißen, Mai 2017
(© Michael & Mandy Fritzsche)


Melecta albifrons, Männchen, Meißen, Mai 2017
(© Michael & Mandy Fritzsche)


Diagnostische Merkmale von Melecta albifrons (Gemeine Trauerbiene)
(© Mandy & Michael Fritzsche)


Melecta albifrons auf dem Insektenhotel im Botanischen Garten Dresden, Mai 2013
(© Annegret Herzog und Stefan Rothe)


Melecta albifrons an den Nestern ihres Wirtes Anthophora plumipes, Halle-Seeben, April 2015
(© Katja Wittig)


Melecta albifrons, schlafend, gefunden in Pirna im Mai 2013
(© Tommy Kästner)
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