Bombus bohemicus ist aufgrund seiner Färbung im Feld
leicht mit
Bombus vestalis zu verwechseln.
Merkmale
Wie alle parasitoide Hummelarten (Kuckuckshummeln) ähnelt sie ihrer Wirtsart Bombus lucorum sehr. Ihre Grundfarbe ist schwarz. Die weiblichen Imago (Alt- und Jungköniginnen) werden ca. 23 bis 25 mm lang und ihre Flügelspannweite beträgt zwischen 36 und 44 mm. Die männlichen Imago (Drohnen) sind mit einer Körperlänge von 15 bis 18 mm und einer Flügelspannweite von 28 bis 34 mm etwas kleiner. Wie bei allen Kuckuckshummeln sind die Flügel relativ dunkel gefärbt.
Beide Geschlechter besitzen auf dem kopfnahen Thorax eine strohgelbe Querbinde, welche ca. 1,5 bis 2 mm unter den Flügelansatz reicht sowie ein weißes Hinterleibsende. Am seitlichen Hinterrand des dritten Tergites befinden sich meist wenige weiße Haare. Im Gegensatz zur Wirtsart fehlt die gelbe Querbinde auf dem zweiten Tergit des Hinterleibes. Die Hinterleibsspitze ist nicht nach ventral gekrümmt (nicht zum Kopf hin), sondern meist sehr gerade verlaufend. Die Behaarung des Clypeus (Gesicht) ist stets schwarz. Die Tibien der Hinterbeine sind gebogen, dicht behaart, aber ohne Corbicularhaare zum Sammeln von Pollen (Pollenhöschen), und scheinen meist matt. Der Rüssel ist kurz, der Kopf ebenfalls und zudem rundlich. Weitere Unterscheidungen zwischen den Geschlechtern:
♀:
- Antennen 12-gliedrig
- Hinterleib mit 6 Tergiten und spitz
- Tergit
4 bis 5 weiß gefärbt, 5. Tergit mittig mit schwarzen Haaren
♂:
-
Antennen 13-gliedrig
- Hinterleib mit 7 Tergiten und rund
- Tergit
4 bis 6 weiß gefärbt, 6. Tergit mittig mit schwarzen Haaren
- am
Hinterrand des Thorax sowie am Vorderrand des Hinterleibes manchmal
gelbe Haare
Zur Abgrenzung von der zu verwechselnden Art
Bombus vestalis:
Generell ist die kopfnahe Querbinde auf dem Thorax bei
Bombus bohemicus eher strohgelb und bei
Bombus vestalis dunkelgelb. Da diese aber oft im Verlauf der Zeit verblassen, sollten weitere Merkmale betrachtet werden.
Bombus bohemicus:
- Tergit 3 am Hinterrand seitlich meist ohne gelbe Haare
- Behaarung am Thorax lang
- bei männliche Individuen das 3. + 4. Antennenglied länger als das 5.
Bombus vestalis:
- Tergit 3 am Hinterrand seitlich meist mit gelben Haare
- Behaarung am Thorax kurz
- bei männliche Individuen das 3. + 4. Antennenglied in etwa so lang wie das 5.
Verbreitung
Das
Verbreitungsgebiet von Bombus bohemicus erstreckt sich von den Britischen Inseln bis zum Pazifik, ist jedoch an das Vorkommen der
Wirtsart Bombus lucorum gebunden. In Deutschland und Sachsen vom
Tiefland bis zur Bergwaldstufe.
Lebensweise
Bombus
bohemicus ist eine parasitoide Hummelart und bildet nur eine
Generation im Jahr (univoltin). Die überwinternden Weibchen
(Altköniginnen) treten im Frühjahr ab April bis Anfang Juni (in
kalten Jahren auch bis Anfang August) auf und suchen ein Nest ihrer
Wirtsart, der Hellen Erdhummel (Bombus lucorum), allerdings kommen auch die Kryptarum-Erdhummel (Bombus cryptarum) und die Große Erdhummel (Bombus magnus) in Frage. Diese befinden sich meist unterirdisch in
verlassenen Mäuselöchern. Während der Suche ernährt sich die
Altkönigin nach Bedarf und sammelt keinen Nektar oder Pollen wie
'Echte Hummeln'. Die charakteristischen Pollenhöschen 'Echter
Hummeln' fehlen daher stets und eignen sich als Ausschlusskriterium
bei der Bestimmung im Feld. Nach einer erfolgreichen Okkupation eines
Nestes, wobei die Königin der Wirtsart nicht zwingend stirbt oder
verjagt wird, legt die Altkönigin eigene Eier und zerstört dabei
die Brut der Wirtsart. Ihre Eier lässt sie ab dann von den
Arbeiterinnen und oft auch der Königin der Wirtsart pflegen und
versorgen. Aus den Eiern von Bombus bohemicus schlüpfen wiederum nur
weibliche und männliche Geschlechtstiere, welche anschließend zum
Paarungsflug ausfliegen. Die Jungköniginnen werden befruchtet und
suchen sich ein geeignetes Überwinterungsquartier, wohingegen die
Drohnen noch im gleichen Jahr sterben.
Da sie selbst kein Nest gründet, ist sie bis zu einer Okkupation obdachlos und kann mit etwas Glück in einer Blüte schlafend beobachtet werden. Die Altköniginnen sind ab Mitte April bis in den Juni hinein zu erwarten. Jungköniginnen und Drohnen fliegen ab Anfang Juli bis Mitte August.
Lebensräume
Der
Lebensraum beschränkt sich auf das Vorkommen der Wirtsart, welche
aber weit verbreitet ist. Generell ist an Wiesen und Waldrändern mit
genügend Trachtpflanzen mit der Art zu rechnen. Trachtpflanzen sind
beispielsweise Löwenzahn, Skabiosen, Ackerbohnen, Flockenblumen,
Disteln und andere Korbblütler. Auch in geeigneten
Siedlungsbereichen ist Bombus bohemicus während der Flugzeit
anzutreffen.
Bestandssituation
Da die Helle Erdhummel als Wirt eine häufig anzutreffende Art ist, ist auch Bombus bohemicus als weit verbreitet anzusehen. In
Deutschland und Sachsen nicht gefährdet. Bombus bohemicus ist nach
Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt.
Literatur
- Burger, F. 2005: Rote Liste Wildbienen. – Materialien zu Naturschutz und Landschaftspflege, Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie, Dresden. 44 S.
- Gokcezade, J. F., B.-A. Gereben-Krenn, J. Neumayer & H. W. Krenn 2010: Feldbestimmungsschlüssel für die Hummeln Österreichs, Deutschlands und der Schweiz. – 42 S. [erlaubt die Determination der Tiere in freier Natur, ohne diese abtöten zu müssen]
- Hagen, E. von & A. Aichhorn 2003: Hummeln bestimmen, ansiedeln, vermehren, schützen. – Fauna Verlag, Nottuln. 327 S.
- Mauss, V. 1994 (5. Aufl.): Bestimmungsschlüssel für die Hummeln
der Bundesrepublik Deutschland. – Deutscher Jugendbund für
Naturbeobachtung, Hamburg. 51 S.
- Westrich, P., U. Frommer, K. Mandery, H. Riemann, H. Ruhnke, C. Saure
& J. Voith 2012 ("2011"): Rote Liste und Gesamtartenliste der Bienen
(Hymenoptera, Apidae) Deutschlands. S. 373–416. – In: M.
Binot-Hafke, S. Balzer, N. Becker, H. Gruttke, H. Haupt, N. Hofbauer, G.
Ludwig, G. Matzke-Hajek & M. Strauch, Rote Liste gefährdeter Tiere,
Pflanzen und Pilze Deutschlands. Band 3: Wirbellose Tiere (Teil 1). –
Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (3), herausgegeben vom Bundesamt
für Naturschutz, Bonn - Bad Godesberg.
Autor(-en): Annegret Herzog und Stefan Rothe, Matthias Nuß. Letzte Änderung am 11.05.2015