Große Pechlibelle (Ischnura elegans (Vander Linden, 1820))

DE Deutschland , DE-SN Sachsen Druckansicht

Diagnose

Körperlänge: 30–34 mm, Hinterflügellänge: 14–21 mm.

Kopf: Augen und Flecke zwischen den Augen je nach Färbungsvariante (siehe Thorax) unterschiedlich gefärbt.

Thorax: Bei Männchen hellblau; Weibchen polymorph, nach dem Schlupf zunächst rosa, violett oder olivbraun, ausgefärbt blau wie die Männchen (androchrom, f. "typica"), grün (f. "infuscans") oder olivbraun und ohne schwarzen Humeralstreifen (seitlicher Streifen) (f. "infuscans-obsoleta"). Flügelmal schwarz-weiß. Pronotum (vorderer verschmälerter Brustabschnitt) am Hinterrand in der Mitte mit einem nach hinten gerichteten Fortsatz, der beim Männchen aufrecht ist.

Hinterleib: Überwiegend schwarz, bei Mänchen ist nur das 8. Segment oberseits blau, in der Seitenansicht teilweise auch das 7. und 9.; bei Weibchen ist das 8. Segment violett, grün oder bräunlich.

Ähnliche Art: Bei der Kleinen Pechlibelle (Ischnura pumilio) ist der Hinterrand des Pronotums ohne Fortsatz, Flügelmal im Hinterflügel kleiner als im Vorderflügel; Männchen im 9. und im hinteren Teil des 8. Hinterleibssegments mit blauer Färbung; Hinterleib der Weibchen vollständig schwarz.

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Merkmale

Verbreitung

Von Irland, Großbritannien, Südskandinavien und dem südlichen Finnland südlich bis ans Mittelmeer, einschließlich Kreta und Zypern, fehlt aber auf Korsika, Sardinien und Sizilien; östlich in Russland und der Ukraine sowie über die Türkei, den Nahen und Mittleren Osten sowie Mittelasien bis nach Korea und Japan (PESI; GBIF).

Lebensweise

Gewöhnlich entwickelt sich eine Generation pro Jahr, zuweilen zwei (Brockhaus & Fischer 2005). Die Adulten fliegen von Ende April bis September (Daten auf Insekten Sachsen). 

Lebensräume

Stehende und fließende Gewässer, soweit diese Stillwasserzonen aufweisen. Die Larven leben zwischen Wasserpflanzen, einhängenden Pflanzenteilen, an Fadenalgen, am Boden und der Unterseite organischen Materials (Brockhaus & Fischer 2005).

Bestandssituation

In Sachsen vom Flachland bis in eine Höhenlage von 600 m weit verbreitet und häufig, in höheren Lagen seltener; die wohl häufigste Libellenart in Sachsen (Brockhaus & Fischer 2005).

Literatur

  • Abbott, J. K. & T. P. Gosden 2009: Correlated morphological and colour differences among females of the damselfly Ischnura elegans. – Ecological Entomology 34: 378–386.
  • Bellmann, H. 1993: Libellen: beobachten – bestimmen. – Naturbuch Verlag, Augsburg. 274 S.
  • Brockhaus, T. & U. Fischer 2005: Die Libellenfauna Sachsens. Natur & Text, Rangsdorf. 427 S.
  • Chauhan, P., M. Wellenreuther & B. Hansson 2016: Transcriptome profiling in the damselfly Ischnura elegans identifies genes with sex-biased expression. – BMC Genomics 17: 985.
  • Cordero, A., S. Santolamazza & C. Utzeri 1998: Mating opportunities and mating costs are reduced in androchrome female damselflies, Ischnura elegans (Odonata). – Animal Behaviour 55 (1): 185–197.
  • Dijkstra, K. B. 2014: Libellen Europas. – Haupt, Bern. 320 S.
  • Dreyer, W. 1986: Die Libellen Das umfassende Handbuch zur Biologie und Ökologie aller mitteleuropäischer Arten mit Bestimmungsschlüsseln für Imagines und Larven. – Gerstenberg Verlag, Hildesheim. 219 S.
  • Gorb, S. N. 1999: Visual cues in mate recognition in the damselfly Ischnura elegans Vander Linden (Zygoptera: Coenagrionidae). – International Journal of Odonatology 2 (1): 83–93.
  • Gosden, T. P. & E. I. Svensson 2007: Female Sexual Polymorphism and Fecundity Consequences of Male Mating Harassment in the Wild. – PLoS ONE 2 (6): e580.
  • Hammers, M. & H. Van Gossum 2008: Variation in female morph frequencies and mating frequencies: random, frequency-dependent harassment or male mimicry? – Animal Behaviour 76 (4): 1403–1410.
  • Hammers, M., R. A. Sánchez-Guillén & H. Van Gossum 2009: Differences in Mating Propensity Between Immature Female Color Morphs in the Damselfly Ischnura elegans (Insecta: Odonata). – Journal of Insect Behavior 22: 324–337.
  • Heidemann, H. & R. Seidenbusch 2002: Die Libellenlarven Deutschlands – In: F. Dahl, Die Tierwelt Deutschlands (72. Teil). – Goecke & Evers, Keltern. 328 S.
  • Henze, M. J., O. Lind, B. D. Wilts & A. Kelber 2019: Pterin-pigmented nanospheres create the colours of the polymorphic damselfly Ischnura elegans. – Journal of the Royal Society Interface 16: 20180785.
  • Sánchez-Guillén, R. A., H. van Gossum & A. Cordero Rivera 2005: Hybridization and the inheritance of female colour polymorphism in two ischnurid damselflies (Odonata: Coenagrionidae). – Biological Journal of the Linnean Society 85 (4): 471–481.
  • Sternberg, K. & R. Buchwald 1999: Die Libellen Baden-Württembergs, Band 1 Allgemeiner Teil, Kleinlibellen (Zygoptera). – Eugen Ulmer, Stuttgart. 468 S.
  • Svensson, E. I. & J. Abbott 2005: Evolutionary dynamics and population biology of a polymorphic insect. – Journal of Evolutionary Biology 18: 1503–1514.
  • Van Gossum, H., J. Bots, J. Van Heusden, M. Hammers, K. Huyghe & N. I. Morehouse 2011: Reflectance spectra and mating patterns support intraspecific mimicry in the colour polymorphic damselfly Ischnura elegans. – Evolutionary Ecology 25: 139–154.
  • van Gossum, H., R. Stoks, E. Matthysen, F. Valck & L. de Bruyn 1999: Male choice for female colour morphs in Ischnura elegans (Odonata, Coenagrionidae): testing the hypotheses. – Animal Behaviour 57 (6): 1229–1232.
Autor(-en): Susanne Kurze, Matthias Nuß. Letzte Änderung am 01.01.2023

Männchen der Großen Pechlibelle. Beachte den aufrechten Fortsatz auf dem Pronotum, das zweifarbige Flügelmal und das blaue 8. Hinterleibssegment. Kamenz, Anfang August 2021
(© Peter Diehl)


Paarungsrad mit androchromem Weibchen (unten). Kamenz, Anfang August 2021
(© Peter Diehl)


Weibchenform „infuscans“ der Großen Pechlibelle. Wiesenteich in Schönteichen, Ende Juli 2018
(© Peter Diehl)


Weibchenform "infuscans-obsoleta" der Großen Pechlibelle. Dorfbach in Arnsdorf, Ende Juli 2017
(© Peter Diehl)


Weibchen der Großen Pechlibelle in den ersten Tagen nach dem Schlupf mit lilafarbenem Thorax. Großharthau, Anfang August 2019
(© Peter Diehl)


Weibchen der Großen Pechlibelle in den ersten Tagen nach dem Schlupf mit rosa und orangebraunem Thorax, aber dennoch blauen 8. Hinterleibssegment. Klitten, Mitte Juni 2019.
(© Peter Diehl)
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