Gemeine Seidenbiene (Colletes daviesanus Smith, 1846)

DE Deutschland , DE-SN Sachsen Druckansicht

Diagnose

Mesonotum leicht bucklig aufgewölbt und eher schütter behaart. Behaarung wenig kontrastreich, Kopf und Thoraxseiten heller als das Mesonotum. Scheibe von Tergit 1 zerstreut punktiert. Abdomen mit dichten, breiten, gelblich-weißen Endbinden, die erste mittig schmal unterbrochen. Abdomenende des Weibchens wespenartig zugespitzt. Sternit 6 des Männchens seitlich mit je einem auffälligen, lang behaarten Höcker.

Colletes daviesanus kann im Feld leicht mit den ähnlichen, ebenfalls auf Korbblütler spezialisierten Arten Colletes similis und Colletes fodiens verwechselt werden. Zur Unterscheidung dient hier vor allem das glänzende, zerstreut punktierte Tergit 1 von Colletes daviesanus. Dieses ist bei Colletes similis und C. fodiens dicht punktiert. Andere, seltenere Arten mit einer ähnlichen Punktierung des ersten Tergites können anhand der deutlich weniger dichten, schmäleren und helleren Endbinden von Colletes daviesanus unterschieden werden.

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Merkmale

Weibchen: Körperlänge 8–9 mm. Gesicht sehr breit und kurz. Komplexaugen nach unten leicht konvergierend, oberer Abstand zum unteren 6:5. Wangen an der kürzesten Stelle nur halb so lang wie eine Fühlerbreite. Behaarung von Kopf, Thoraxseiten und rückseitigem Saum der Tibia 3 gräulich- bis gelblich-weiß; Mesonotum braun-gelb behaart, in der Mitte ohne eingestreute schwarze Haare. Mesonotum mittig leicht bucklig aufgewölbt, glänzend, äußerst zerstreut punktiert und nur spärlich behaart. Tergit 1 einschließlich der Scheibe schütter aber lang, gelblich-weiß behaart. Tergit 1 glänzend; flach und zerstreut punktiert (feiner als das Mesonotum), die Abstände 2–3 Punkte groß. Tergit 2–6 ohne lange Behaarung. Alle Tergitendränder mit breiten, dichten, gelblich-weißen Haarbinden, so breit wie die Endränder; bei 1 mittig schmal unterbrochen. Endränder dunkel. Abdomenende wespenartig zugespitzt. Sternit 6 mittig mit mehr oder weniger deutlichem Längskiel.

Männchen: Körperlänge 7–9 mm. Ähnlich dem Weibchen aber Gesicht dichter behaart, Tergite 2–6 spärlich lang behaart und Haarbinden auf den Tergiträndern etwas weniger dicht. Haarfärbung des Mesonotums oft blasser und dadurch insgesamt weniger kontrastreich als das Weibchen. Fühlerglieder 3 und 4 etwa so breit wie lang. Tergit 1 glänzend; zerstreut punktiert, die Abstände größer als ein Punktdurchmesser. Endränder der Sternite 2–6 ohne durchgehende, dichte, anliegende Haarbinden. Sternite 4–6 mit deutlichen seitlichen Erhebungen; Sternit 6 dahinter eingedrückt. Neben diesen Eindrücken, zum seitlichen Rand zu, je ein auffallender Höcker mit einem langen, lockeren, nach hinten gerichteten Haarpinsel. Anhand diesen Merkmales mit keiner anderen Art zu verwechseln.

Verbreitung

Fast ganz Europa bis 1400 m ü. M.; nördlich bis Schweden und Finnland; Sibirien bis zur Mongolei.

Lebensweise

Anders als alle anderen mitteleuropäischen Seidenbienenarten, die in ebenem oder leicht geneigtem Boden nisten, zählt Colletes daviesanus zu den Bewohnern von Steilwänden und Abbruchkanten. Solitäre Nistweise mit selbst gegrabenen horizontalen Nestern in senkrechten Flächen aus Löß, Lehm, weichem Sandstein, Mörtel u. ä.; oft auch in großen Aggregationen. Es werden auch geeignete vorgefundenen Hohlräume besiedelt, wie z. B. künstliche Nisthilfen und bereits im Vorjahr genutzte Nester. Das Nest besteht aus einem horizontalen, am Ende oft gegabelten Gang mit bis zu 10 Brutzellen. Die Zellenwände werden von verschiedenen Sekreten gebildet, die zu einer cellophanartigen/seidigen Schicht aushärten (Gattungsname!).

Zum Pollensammeln ist Colletes daviesanus auf Korbblütler (Asteracea) spezialisiert (oligolektisch), ab Juli vor allem auf Rainfarn (Tanacetum vulgare). Dieser dient auch als Nektarquelle für beide Geschlechter. Der Pollentransport erfolgt mittels spezieller Sammeleinrichtungen an den Seiten des Propodeums und an den Hinterbeinen des Weibchens.

Flugzeit: Juni – August. Eine Generation pro Jahr. Überwinterung als Ruhelarve.

Brutparasiten: die Filzbiene Epeolus variegatus und die Fleischfliege Miltogramma punctatum.

Lebensräume

Sand- und Lehmgruben, Sandsteingebiete, Steilwände und Abbruchkanten, alte Gemäuer, Parks und Gärten; Kulturfolger.

Bestandssituation

Rote Liste Sachsen: ungefährdet (Burger et al. 2005).
Rote Liste Deutschland: ungefährdet (Westrich et al. 2012).

Aktive Förderung

Durch Erhalt und Pflege blütenreicher Straßen- und Wegränder mit Beständen von Rainfarn und anderer Korbblütler.

Literatur

  • Amiet, F., M. Herrmann, A. Müller & R. Neumeyer 2007: Fauna Helvetica – Apidae 5, Neuchâtel. 356 S.
  • Amiet F., Krebs, A. 2012: Bienen Mitteleuropas, Bern. 423 S.
  • Falk S. 2015: Field Guide to the Bees of Great Britain and Ireland, London. 432 S.
  • Mader, D. 1999: geologische und biologische Entomoökologie der rezenten Seidenbiene Colletes. Band 1: Entomoökologie der Nestbauten und Nistsubstrate der Seidenbiene Colletes daviesanus und anderer rezenter solitärer Wildbienen und Wespen in Buntsandstein, Rotliegend, Keuper, Lias, Dogger, Tertiär und Quartär. – Logabook, Köln. 807 S.
  • Scholz, A. 2013: Offen gelassene Sandgruben – Lebenswerte Welt für so manchen Spezialisten. – Naturschutzinformationen aus dem Landkreis Görlitz 01/2013: 1–3.
Autor(-en): Matthias Nuß, Mandy Fritzsche. Letzte Änderung am 13.11.2016

Diagnostische Merkmale von Colletes daviesanus.
(© Mandy & Michael Fritzsche)


Colletes daviesanus, Weibchen, Königsbrück, Juli 2023
(© Michael & Mandy Fritzsche)


Colletes daviesanus, Männchen, Königsbrück, Juli 2023
(© Michael & Mandy Fritzsche)


Gemeine Seidenbiene. Das Tier wurde von einem Gewitter überrascht und harrte in einer sehr nassen Wiese die Nacht über aus. Naturschutzstation Dachsenberg, Juli 2014
(© Tommy Kästner)
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