Tingis ampliata (Herrich-Schaeffer, 1838)

DE Deutschland , DE-SN Sachsen Druckansicht

Diagnose

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Merkmale

Tingis ampliata wirkt unter den Arten der Gattung Tingis recht breit und relativ kräftig gebaut. Sie ist 3,7 bis 4,2 mm lang. Ein ähnliches Erscheinungsbild zeigt Tingis reticulata, die aber auffällige, lange borstenartige Haare an den Halsschildaußenseiten besitzt. Von den anderen Arten der Gattung, die am Rand des Halsschildes keine Borstenreihe besitzen (u.a. Tingis cardui) unterscheidet sie sich durch den breiten Halsschildaußenrand, der 4 bis 5 Maschenreihen besitzt. Bei Tingis cardui ist dieser Randbereich deutlich schmaler und bietet auch nur 3, selten 4 Maschenreihen Platz.

Verbreitung

Das Areal der Art erstreckt sich vom temperaten Europa bis nach Sibirien, Japan und China. Sie fehlt in Nord- und Südeuropa. In Norddeutschland ist Tingis ampliata deutlich häufiger als im Süden und soll dort stellenweise häufiger sein, als Tingis cardui (Wachmann et al. 2006).

Vorkommen in Sachsen

Funde von Tingis ampliata liegen hauptsächlich aus den Hügelland vor. Da die Art aber oft nur geringer Zahl angetroffen wird, dürfte sie vielerorts übersehen worden sein - zumal ihre Futterpflanze sehr häufig ist.

Lebensweise

Nach der Überwinterung in der Streu unter den im Herbst gebildeten Rosetten der Kratzdisteln, erscheint die Art bereits früh auf den Blättern um sich zu paaren. Die Larven sind von Mai bis Juli an den Wirtspfllanzen anzutreffen. Ab August erscheint dann die neue Generation erwachsener Tiere. Tingis ampliata lebt an Ackerkratzdistel und ernährt sich rein phytophag. Selten soll sie auch auf anderen Kratzdistelarten (Cirsium palustre, C. vulgare) angetroffen worden sein.

Lebensräume

Entsprechend dem Habitatanspruch ihrer Futterpflanze Ackerkratzdistel (Cirsium arvense), lebt Tingis ampliata in Saumgesellschaften, in ruderalisierten Flächen und Wiesen mit Vorkommen der Futterpflanze. Sie wird oft nur ein Einzelexemplaren angetroffen. Nachweise von Ackerrändern, wo die Futterpflanze oft zahlreich vorhanden ist, liegen bisher aus Sachsen keine vor - dies kann aber auch Insektizideinsätzen geschuldet sein, welche die Art mit ihrer geringen Mobilität im Larvenstadium zur Hauptwuchszeit besonders treffen. Die Fundorte sind in der Regel voll besonnt bis maximal halbschattig.

Bestandssituation

Die Art ist in Sachsen mäßig häufig und ungefährdet.

Literatur

  • Achtziger, Roland & Tautenhahn, Susanne (2006): Wanzen- (Heteroptera) und Zikadenarten (Auchenorrhyncha) des Campus der TU Bergakademie Freiberg - Mitteilungen des Naturschutzinstitutes Freiberg Freiberg 2: 29-37
  • Arnold, Kurt (2003): Aktuelle Heteropteren-Funde nach 1980 aus dem Freistaat Sachsen (Insecta: Hemiptera) - 1. Beitrag - Faunistische Abhandlungen Staatliches Museum für Tierkunde Dresden 24: 3-17
  • Arnold, Kurt (2009): Aktuelle Heteropteren-Funde nach 1980 aus dem Freistaat Sachsen (Insecta: Heteroptera) - 5. Beitrag - Mitteilungen Sächsischer Entomologen Entomofaunistische Gesellschaft e.V. LV Sachsen Supplement 8: 4-115
  • Arnold, Kurt (2009): Checkliste der Heteropteren des Freistaates Sachsen - Mitteilungen Sächsischer Entomologen Entomofaunistische Gesellschaft e.V. LV Sachsen Supplement 8: 116-145
  • Brändle, Martin & Rieger, Christian (1999): Die Wanzenfauna von Kiefernstandorten (Pinus sylvestris L.) in Mitteleuropa (Insecta: Hemiptera: Heteroptera) - Faunistische Abhandlungen Staatliches Museum für Tierkunde Dresden 21: 239-258
  • Jordan, K. H. C. (1940): Die Heteropterenfauna der Oberlausitz und Ostsachsens - Isis Budissina Bautzen 14: 96-156
  • Jordan, K. H. C. (1953): Neue Funde und Beobachtungen zur Heteropterenfauna der Oberlausitz und Ostsachsens. - Natura lusatica 1: 2-17
  • Jordan, K. H. C. (1963): Die Heteropterenfauna Sachsens - Faunistische Abhandlungen Staatliches Museum für Tierkunde Dresden 1: 1-68
  • Michalk, Otto (1938): Die Wanzen (Hemiptera heteroptera) der Leipziger Tieflandsbucht und der angrenzenden Gebiete, zugleich eine kritische Zusammenstellung aller deutschen Arten - Sitzungsberichte der Naturforschenden Gesellschaft zu Leipzig 63/64: 15-18
  • Péricart, Jean (1983): Hémiptères Tingidae euro-méditerranéens - Faune de France 69: 1-618
  • Schuhmacher, Friedrich (1919): Verzeichnis der bei Schandau in der Sächsischen Schweiz beobachteten Hemipteren - Entomologische Mitteilungen 8: 150 – 156
  • Wachmann, Ekkehard & Melber, Albert & Deckert, Jürgen (2006): Wanzen Band 1. Dipsocoromorpha, Nepomorpha, Gerromorpha, Leptopodomorpha, Cimicomorpha (Teil 1) - Die Tierwelt Deutschlands 77
  • Wagner, Eduard (1967): Wanzen oder Heteropteren, II. Cimicomorpha. In: Dahl, F., Dahl, M. & F. Peus (Hrsg.): Die Tierwelt Deutschlands und der angrenzenden Meeresteile - Gustav Fischer Verlag Jena 55
Autor(-en): Michael Münch. Letzte Änderung am 03.05.2013

Tingis ampliata, Kopulation. Im zeitigen Frühjahr findet man die Tiere auf den oberen Blättern der austreibenden Ackerkratzdisteln. Zella, Mulde-Aue nördlich Kloster Altzella, Ruderalfläche (Deutschland, Sachsen, Landkreis Meißen), 24.04.2008
(© Michael Münch)
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