Schilfrohrzünsler (Schoenobius gigantella (Denis & Schiffermüller, 1775))

DE Deutschland , DE-SN Sachsen Druckansicht

Diagnose

Kopf: Labialpalpen sehr lang und gerade vorgestreckt.

Vorderflügellänge: Männchen 13–14 mm (N=4), Weibchen 12–20 mm (N=18).

Vorderflügel: Männchen hellbraun mit unregelmäßig angeordneten schwarzen Punkten und einem schwarzen Wisch von der Flügelspitze in Richtung Flügelmitte; Weibchen ockerfarben bis hellbraun; zeichnungslos oder mit einem mehr oder weniger deutlichen braunen Wisch von der Flügelbasis bis zur Flügelspitze; unregelmäßig angeordnete schwarzen Punkte und schwarzer Wisch von der Flügelspitze in Richtung Flügelmitte können vorhanden sein.

Hinterflügel: Männchen hellbraun, Weibchen weiß.

Hinterleibsende des Weibchen durch zahlreiche haarförmige Schuppen verdickt.

Ähnliche Art: Donacaula forficella

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Rote Liste Deutschland: Gefährdung unbekannten Ausmaßes

Merkmale

Sexualdimorphismus: Im Gegensatz zu den Männchen sind die Weibchen meist deutlich größer, besitzen einen auffallend spitzen Vorderflügelapex und ein durch haarförmige Schuppen verdicktes Hinterleibsende.
Ein kleines Weibchen mit einer Vorderflügellänge von nur 12 mm stammt aus Kasachstan (leg. Nuss, coll. Senckenberg Museum für Tierkunde Dresden).

Verbreitung

Europa (nördlich des Mittelmeerres, inkl. Balearen, nördlich bis Fennoskandien, von Frankreich bis zum Ural); östlich bis hinter den Baikalsee zum Tschitinskaja Oblast (Sinev 2008); Kasachstan (Nuss), China (Chen & Wu 2014), Nordvietnam (Joannis 1929) und Japan (Inoue 1982).

Lebensweise

Die Weibchen legen ihre Eier an Schilfrohr (Phragmites australis) ab und bedecken sie mit den haarförmigen Schuppen, die sich an ihrem Hinterleibsende befinden.
Zur Entwicklung der Larven schreibt Schütze (1931: 21): "In den jungen Trieben, in welchen sie sich, wenn dieselben kaum ein Drittel ihrer Höhe erreicht haben, von oben hineinfrisst, wodurch der obere Teil der Pflanze über oder unter der Wasserfläche umknickt und welkt. Sie geht, die Scheidewände durchnagend, bis in den Wurzelstock, die innere Wandung benagend und schafft ihren Kot in den obersten Teil des stehen gebliebenen Stumpfes. Sobald sie mit einem Halme fertig ist, nagt sie ein Stück desselben über und unter sich ab, spinnt es an beiden Enden zu und lässt sich von den Wellen an einen frischen Halm tragen, in den sie sich wieder einfrisst. Verwandlung im Halm unterhalb des mit einer häutigen Klappe versehenen Bohrlochs in einem durchsichtigen, röhrenartigen Gespinst. Manche Raupen überwintern zweimal (Sorhagen). Die zweijährigen Raupen im April erwachsen in vorjährigen Halmen (Disqué)." Vergleiche auch Hasenfuss (1960: 151).
Die Falter sind nachtaktiv und werden von künstlichen Lichtquellen angelockt.

Lebensräume

Tümpel und Teiche, die mit Schilfrohr (Phragmites australis) bestanden sind.

Bestandssituation

Schoenobius gigantella wird relativ selten nachgewiesen, dürfte jedoch bei einer systematischen Nachsuche etwas öfter gefunden werden.

Literatur

  • Chen, F. & C. Wu 2014: Taxonomic review of the subfamily Schoenobiinae (Lepidoptera: Pyraloidea: Crambidae) from China. – Zoological Systematics, Beijing 39 (2): 163–208.
  • Hannemann, H.-J. 1964: Kleinschmetterlinge oder Microlepidoptera II. Die Wickler (s.l.) (Cochylidae und Carposinidae). Die Zünslerartigen (Pyraloidea). i–viii, 1–401 S., Taf. 1–22. – In: Dahl, F., Die Tierwelt Deutschlands, Teil 50. – Gustav Fischer, Jena.
  • Hasenfuss, I. 1960: Die Larvalsystematik der Zünsler (Pyralidae). – Abhandlungen zur Larvalsystematik der Insekten, Berlin 5: 1–263.
  • Inoue, H. 1982: Pyralidae. Pp. vol. 1: 307–404; vol. 2: 223–254; pls. 36–48, 228, 296–314. – In: Inoue, H., S. Sugi, H. Kuroko, S. Moriuti & A. Kawabe, Moths of Japan 1+2. – Kodansha, Tokyo.
  • Joannis, J. de 1929: Lépidoptères Hétérocères du Tonkin. 2e partie. – Annales de la Société Entomologique de France, Paris 98 (4): 361–552, pls 3–6 (recte 5–8).
  • Schütze, K. T. 1931: Die Biologie der Kleinschmetterlinge unter besonderer Berücksichtigung ihrer Nährpflanzen und Erscheinungszeiten. Handbuch der Microlepidopteren. Raupenkalender-geordnet nach der Illustrierten deutschen Flora von H. Wagner. – Verlag des Internationalen Entomologischen Vereins e. V., Frankfurt am Main. 1–235.
  • Sinev, S. Ju. 2008: Catalogue of the Lepidoptera of Russia (in Russian). – KMK Scientific Press, St. Petersburg and Moscow. 1–424.

Links

Autor(-en): Matthias Nuß. Letzte Änderung am 19.01.2018

Weibchen von Schoenobius gigantella am 25. Juni 2016 an einem Teichrand bei Spreewiese
(© Friedmar Graf)


Weibchen von Schoenobius gigantella am 25. Juni 2016 an einem Teichrand bei Spreewiese
(© Friedmar Graf)


Schilfrohrzünsler im Juni 2016 im FFH-Gebiet Biwatschteiche
(© Tommy Kästner)


Männliches Genital von Schoenobius gigantella. Pommern, Rügen, Prerow, 18.vii.1924, coll. E. Möbius. Coll. Senckenberg Museum für Tierkunde Dresden. Prep. MTD 352, Johanna Stahl. 
(© Johanna Stahl & Matthias Nuß)


Phallus von Schoenobius gigantella. Pommern, Rügen, Prerow, 18.vii.1924, coll. E. Möbius Coll. Senckenberg Museum für Tierkunde Dresden. Prep MTD 352, Johanna Stahl.
(© Johanna Stahl & Matthias Nuß)


Weibliches Genital von Schoenobius gigantella. Wien, Aspern, Grenzgebiet der Lobau, 29.07.1933, coll. Starke/ Bautzen Coll. Senckenberg Museum für Tierkunde Dresden. Prep. MTD 340, Johanna Stahl.
(© Johanna Stahl & Matthias Nuß)
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