Seerosenzünsler (Elophila nymphaeata (Linnaeus, 1758))

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Diagnose

Vorderflügellänge: Männchen 9–11 mm, Weibchen 12–14 mm (N = 80).

Flügel hellbraun mit unregelmäßigen weißen Flecken, Fransen weiß und hellbraun gescheckt, Flügelrand mit einer schmalen ockerfarbenen bis braunen Binde, basalwärts eine breitere weiße Binde, die im Vorderflügel etwa in der Mitte und im Hinterflügel jeweils auf ein Drittel der Länge von braun beschuppten Adern oder zwei braunen Flecken unterbrochen ist. Auf den Hinterflügeln ist der Discozellularfleck gelb gefüllt mit schwarzem Rand und berührt die Distallinie. Beine lang und schmal, weiß beschuppt.

Ähnliche Art: Elophila rivulalis kleiner, die braune Zeichnung deutlich reduziert. Die ebenfalls kleinere Nymphula nitidulata besitzt eine kontrastreichere Zeichnung, die weißen Flecken sind deutlich ganzrandiger und die weißen Binden vor den Flügelrändern sind nicht von brauner Zeichnung unterbrochen.

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Rote Liste Deutschland: ungefährdet

Merkmale

Die Larven werden bis zu 22 mm lang. Die junge Larve ist durchsichtig weiß, Kopf und Nackenschild dunkelbraun. Sie besitzt eine hydrophile Körperoberfläche und ein geschlossenes Tracheensystem (geschlossene Stigmen). Die Aufnahme von Sauerstoff erfolgt aus dem umgebenden Wasser über das Integument in die darunterliegenden Tracheolen.
Ab dem dritten Larvenstadium ist die Körperoberfläche hydrophob und das Tracheensystem ist nun offen (Stigmen geöffnet). Die hydrophoben Eigenschaften des Integuments gehen auf kegelförmige Gebilde, die mit radiären Lamellen bedeckt sind, zurück. Sie halten eine Luftschicht an der Körperoberfläche (Plastron), aus welcher die Larve den Luftsauerstoff über ihre Stigmen aufnimmt (Wichard et al. 1995).

Verbreitung

Von Irland, Großbritannien und Fennoskandien südlich bis Nordwestafrika sowie Zypern und Israel; östlich über Russland, die Türkei und Mittelasien bis Japan (Speidel 2005).

Lebensweise

Das erste Larvenstadium baut zunächst mithilfe von Seide und Wasserlinsen (Lemna) einen kleinen Köcher, miniert in Schwimmblättern oder frisst auf diesen (Hering 1935, 1957; Wesenberg-Lund 1943; Reichholf 1970; Wichard et al. 1995). Nach etwa vier Tagen baut die Larve aus Blattrandstücken einen einseitigen, und nach weiteren vier bis sechs Tagen einen zweiseitigen Köcher, der dorso-ventral abgeflacht ist. Von diesem schwimmenden Gehäuse aus fressen die Larven an den Schwimmblättern ihrer Nahrungspflanzen (Hasenfuß 1960). Aufgrund der an den Rändern der Schwimmblätter ausgeschnittenen ovalen Blattstücke ist das Vorhandensein der Larven der Seerosenzünsler schon von weitem erkennbar.

Vor der Überwinterung ist der Larvenköcher mit Wasser gefüllt, die Larven sind hydrophil und nehmen den Sauerstoff aus dem den Körper umgebenden Wasser auf.
Zur Überwinterung verlassen die Larven den Köcher, bohren sich in das Mark grüner Stängel ihrer Nahrungspflanzen, die die Larven mit Sauerstoff versorgen (Reichholf 1978) oder überwintern am Gewässerboden in wassergefüllten Kokons (Hasenfuß 1960).
Nach der Überwinterung, im Frühjahr, baut die Larve einen neuen Köcher und häutet sich zum dritten Larvenstadium. Der Köcher ist jetzt mit Luft gefüllt und die Larve ist jetzt hydrophob - sie atmet nun Luftsauerstoff durch die geöffneten Stigmen. Für den Luftaustausch im Köcher bringt die Larve ihren Vorderkörper außerhalb des Köchers an die Wasseroberfläche (Hasenfuß 1960).

Die Larven leben an Weißer Seerose (Nymphaea alba), Gelbe Teichrose (Nuphar lutea), Schwimmendem Laichkraut (Potamogeton natans), Wasserknöterich (Persicaria amphibia) und Europäischem Froschbiss (Hydrocharis morsus-ranae). Die Eignung als Nahrungspflanze scheint vor allem durch das Vorhandensein von Schwimmblättern bedingt zu sein, da die Larven generell eine ganze Reihe von Pflanzenarten als Nahrung annehmen können (Hasenfuß 1960; Reichholf 1970; Speidel 2005). Die Larven, die sich aus dieser zweiten Generation entwickeln überwintern (Reichholf 1970). Die Larven können, mit Ausnahme der Wintermonate, das ganze Jahr über an den Nahrungspflanzen gefunden werden (Hasenfuß 1960).

Die Verpuppung erfolgt an einem Wasserpflanzenstängel 5–10 cm unterhalb der Wasseroberfläche. Dazu wird der Stängel angenagt und der Larvenköcher mit Seide so befestigt, dass es mit dem Aërenchym der Pflanze in Verbindung steht, über welches die Puppe mit Sauerstoff versorgt wird. In dem Larvenköcher erfolgt dann die Umwandlung von der Larve zur Puppe (Hasenfuß 1960). Vergleiche dazu aber auch Reichholf (1970), der die Versorgung durch das Aërenchym infrage stellt.

Die Falter schlüpfen unter der Wasseroberfläche aus der Puppe. Feine, haarförmige Schuppen schützen sie vor der Benetzung mit Wasser. An der Wasseroberfläche angekommen werden diese Schuppen zurückgelassen. Mit ihren langen Beinen können die Falter auf der Wasseroberfläche laufen.

Es entwickeln sich zwei Generationen im Jahr. Die Falter der ersten Generation fliegen von Ende Mai bis Ende Juni, die der zweiten von Anfang August bis Mitte September. Die Falter ruhen tagsüber in der Vegetation. Ihre Hauptaktivität liegt in der säten Dämmerung und dauert etwa 100 Minuten (Reichholf 1970). Am Tag nach der Paarung fliegt das Weibchen zur Eiablage 10–30 cm über der Wasseroberfläche und berührt diese alle 1–2 m, um ein Schwimmblatt zu finden ("Hüpfflug"). Nach vier vergeblichen Versuchen legt es eine größere Distanz von 5–10 m zurück ("Distanzflug"), um es dann erneut zu versuchen. Nachdem das Weibchen ein geeignetes Schwimmblatt gefunden hat, legt es bis zu 400 Eier an die Blattunterseite der Larvennahrungspflanze, aus denen nach 10 bis 15 Tagen die Larven schlüpfen (Wesenberg-Lund 1943; Hasenfuß 1960; Reichholf 1970; Wichard et al. 1995).

Aus Ostasien sind Schlupfwespen bekannt, welche die Larven von Elophila-Arten parasitieren (Fernandez-Triana et al. 2020). Es ist zu vermuten, dass solche Parasitoide auch in Mitteleuropa vorkommen.

Lebensräume

Schwimmblattzone von Teichen sowie Flachwasserbereichen von Seen und langsam fließenden Gewässern (Reichholf 1978).

Bestandssituation

Die Art ist in Deutschland in ihrem Vorkommen nicht gefährdet (Nuss et al. 2012).

Literatur

  • Fernandez-Triana, J., T. Kamino, K. Maeto, Y. Yoshiyasu & N. Hirai 2020: Microgaster godzilla (Hymenoptera, Braconidae, Microgastrinae), an unusual new species from Japan which dives underwater to parasitize its caterpillar host (Lepidoptera, Crambidae, Acentropinae). – Journal of Hymenoptera Research 79: 15–26.
  • Hannemann, H.-J. 1964: Kleinschmetterlinge oder Microlepidoptera II. Die Wickler (s.l.) (Cochylidae und Carposinidae). Die Zünslerartigen (Pyraloidea). – In: F. Dahl, Die Tierwelt Deutschlands Teil 50. – Gustav Fischer, Jena. S. i–viii, 1–401, Taf. 1–22.
  • Hasenfuß, I. 1960: Die Larvalsystematik der Zünsler (Pyralidae). – Abhandlungen zur Larvalsystematik der Insekten, Berlin 5: 1–263.
  • Hering, M. 1935: Die Blattminen Mittel- und Nord-Europas einschliesslich Englands: Bestimmungstabellen aller von Insektenlarven der verschiedenen Ordnungen erzeugten Minen. Verlag Gustav Feller, 631 S.
  • Hering, E. M. 1957: Bestimmungstabellen der Blattminen von Europa. – Dr. W. Junk, s’-Gravenhage. Bände. 1–2: 1185 S., Band. 3: 47 S., 86 Taf.
  • Müller, G. W. 1892: Beobachtungen an am Wasser lebenden Schmetterlingsraupen. – Zoologische Jahrbücher. Abteilung für Systematik, Geographie und Biologie der Tiere, Jena 6 (5): 617-630, pl. 28.
  • Nuss, M. unter Mitarbeit von G. Baisch, W. Biesenbaum, H. Blackstein, U. Büchner, U. Deutschmann, D. Eichstädt, R. Gaedike, M. Gerstberger, T. Karisch, C. Kayser, I. Landeck, H. Leutsch, H.-J. van Loh (†), R. Mörtter, H. Pröse (†), H. Retzlaff, T. Rutten, A. Segerer, R. Seliger, W. Speidel, A. Stübner, R. Sutter, F. Theimer, H. Wegner & A. Werno 2012 ("2011"): Rote Liste und Gesamtartenliste der Zünslerfalter (Lepidoptera: Pyraloidea) Deutschlands. S. 325–370. – In: M. Binot-Hafke, S. Balzer, N. Becker, H. Gruttke, H. Haupt, N. Hofbauer, G. Ludwig, G. Matzke-Hajek & M. Strauch, Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands. Band 3: Wirbellose Tiere (Teil 1). – Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (3), herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz, Bonn - Bad Godesberg.
  • Patocka, J. 2001: Die Puppen der mitteleuropäischen Zünsler (Lepidoptera: Pyraloidea, Pyralidae). Unterfamilien Acentropinae, Odontiinae, Evergestinae und Pyraustinae. – Linzer Biologische Beiträge, Linz 33 (1): 347–405.
  • Reichholf, J. 1970:Untersuchungen zur Biologie des Wasserschmetterlings Nymphula nymphaeata L. (Lepidoptera, Pyralidae). – Internationale Revue der gesamten Hydrobiologie und Hydrographie 55 (5): 687–728.
  • Reichholf, J. 1976: Die Feinstruktur der Cuticula hydrophiler und hydrophober Raupen des Wasserschmetterlings Nymphula nymphaeata. – Entomologica Germanica 2: 258–261.
  • Reichholf, J. 1978: Wasserschmetterlinge. I. Atmungsmechanismen der Raupen. – Mikrokosmos 67: 294–298.
  • Reichholf, J. 1978: Zur Nischenwahl mitteleuropäischer Wasserschmetterlinge. – Nachrichtenblatt bayerischer Entomologen 27 (6): 116–126.
  • Reichholf, J. 1979: Wasserschmetterlinge. II. Puppen und Imagines. – Mikrokosmos 68: 140–144.
  • Rinnhofer, G. 1988: Beiträge zur Insektenfauna der DDR: Lepidoptera-Nymphulinae, Schoenobiinae, Acentropidae. – Beiträge zur Entomologie, Berlin 38 (1): 169–182.
  • Slamka, F. 2010: Pyraloidea (Lepidoptera) Mitteleuropas. – Bratislava. 176 S.
  • Speidel, W. 1984: Revision der Acentropinae des palaearktischen Faunengebietes (Lepidoptera: Crambidae). – Neue Entomologische Nachrichten 12: 1–157.
  • Speidel, W. 2002: Insecta: Lepidoptera: Crambidae: Acentropinae. S. 87–148, 2 Taf. – In: J. Schwoerbel & P. Zwick, Süßwasserfauna von Mitteleuropa 17. – Heidelberg & Berlin, Spektrum Akademischer Verlag.
  • Speidel, W. 2005: Acentropinae. S. 33–68, 182–183, 188–189, 204–207, 240–244. – In: Goater, B., M. Nuss & W. Speidel, Pyraloidea I. – In: P. Huemer & O. Karsholt, Microlepidoptera of Europe 4. – Apollo Books, Stenstrup.
  • Wesenberg-Lund, C. 1943: Biologie der Süsswasserinsekten. – Springer Verlag, Berlin, Wien, 682 S.
  • Wichard, W., W. Arens & G. Eisenbeis 1995: Atlas zur Biologie der Wasserinsekten. – Gustav Fischer, Stuttgart.

Links

Autor(-en): Matthias Nuß. Letzte Änderung am 04.09.2022

Ein Seerosenzünsler ruht tagsüber an einer Blattunterseite. Chemnitz Schönherr-Park, Juli 2021
(© Benjamin Franke)


Kamenz, Ende Mai 2020
(© Peter Diehl)


Oft ruhen die Falter der Seerosenzünsler mit dem Kopf nach unten. Limbach-Oberfrohna OT Niederfohna, Juni 2019
(© Joachim Röder)


Umgebung von Dauban, 24. Juni 2016
(© Friedmar Graf)


Tharandter Wald, am Triebischsee, 14.06.2018
(© Karin Brümmer)


Ein Seerosenzünsler ruht in der Mittagshitze an der Unterseite eines Salweidenblattes. Dauban, August 2015
(© Matthias Nuß)


Seerosenzünsler beim Blütenbesuch. Papitzer Lachen bei Schkeuditz, August 2015
(© Bernd Garbe)


Die Larve des Seerosenzünslers schneidet mit ihren Mandibeln aus den Blatträndern der Seerosen ovale Stücke heraus (mittleres Blatt), mit denen sie sich schützt (auf dem rechten Blatt). Limbach-Oberfrohna OT Niederfrohna, Juli 2019
(© Joachim Röder)
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