Kurzflüglige Beißschrecke (Metrioptera brachyptera (Linnaeus, 1761))

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Diagnose

Körperlänge: Männchen 14–17mm, Weibchen 17–21 mm + Legeröhre 9–11 mm.

Körper mit dunkelbrauner Grundfärbung, Bauch gelb oder hellgrün.

Kopf: Fühler länger als der Körper.

Thorax: Halsschild dunkel, am Hinterrand mit hellem, kommaförmigen Saum, bei älteren Tieren oft verwaschen. Reduzierte Flügel, die etwa an der Körpermitte enden. Außenseite des Hinterschenkels mit dunklem Strich.

Hinterleib: Cerci des Männchens etwa in der Mitte gezähnt; Legeröhre beim Weibchen lang und schwach gebogen.

Gesang der Männchen: mäßig laut, minutenlang andauernde, sehr regelmäßige Reihen kurzer, 4-silbiger Verse. Der Gesang ähnelt dem Leerlaufgeräusch eines Traktors. Bei hohen Temperaturen können die Einzelsilben zusammenfließen und als „zip“-Laute wahrgenommen werden.

Ähnliche Arten: Bei Roesels Beißschrecke (Roeseliana roeselii) die Ränder des Halsschildes mit breitem weißen Rand. Die Zweifarbige Beißschrecke (Bicolorana bicolor) ist leicht durch die ausgedehnt grüne Körperfärbung zu unterscheiden.

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Rote Liste Sachsen: ungefährdet
Rote Liste Deutschland: ungefährdet

Merkmale

Verbreitung

Von Großbritannien (Südhälfte), Skandinavien (Polarkreis) und Finnland südlich bis Frankreich, Italien und Rumänien, fehlt im Mittelmeerraum, sowie östlich bis Ostasien (Jansen 2003; PESI).

Lebensweise

Die Eiablage erfolgt vorwiegend in markhaltige Stängel, aber auch in meist feuchtem Boden (Ingrisch & Köhler 1998; Jansen 2003). Die Embryonalentwicklung, für die ein ausreichender Feuchtegrad gewährleistet sein muss, ist zwei-, gelegentlich dreijährig (Jansen 2003). Die Adulten treten zwischen Juni und Oktober auf, mit Höhepunkt im August (Fischer et al. 2016). Die Tiere ernähren sich polyphag von verschiedenen Kräutern, unter anderem Wicken, Labkräutern und Mieren sowie kleinen Insekten wie Fliegen, Wanzen und Raupen (Ingrisch & Köhler 1998). Die Tiere besitzen eine geringe Ausbreitungsfähigkeit (Grien et al. 2008), vollziehen aber saisonal kleinräumige Wanderungen und dringen so im Spätsommer in trockenere, vorher gemiedene Habitate ein (Jansen 2003).

Lebensräume

Extensiv oder nicht genutzte Magerstandorte mit mittlerer Vegetationshöhe, auf denen der Bewuchs nicht vollständig durch Mahd oder Beweidung vernichtet wird. Typische Habitate sind Zwergstrauchheiden, Borstgrasrasen, Streuwiesen und Kalk-Halbtrockenrasen, letztere eignen sich jedoch nur, wenn diese dichtwüchsige Strukturen aufweisen oder nordexponiert sind, da die Eientwicklung von frisch-feuchtem Klima abhängig ist (Fischer et al. 2016). Auch Moore, hier vermutlich eher Moorrandbereiche, können als Habitate dienen (Jansen 2003).

Bestandssituation

Die Kurzflüglige Beißschrecke ist in Sachsen aktuell ungefährdet (Klaus & Matzke 2010).

Literatur

  • Börner, J., K. Richter, M. Schneider & S. Straube 1994: Rote Liste Heuschrecken. - In: Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie (Hrsg.): Materialien zu Naturschutz und Landschaftspflege. Radebeul. 12 S.  
  • Fischer, J., D. Steinlechner, A. Zehm, D. Poniatowski, T. Fartmann, A. Beckmann & C. Stettmer 2016: Die Heuschrecken Deutschlands und Nordtirols - Bestimmen - Beobachten – Schützen. – Quelle & Meyer, 368 S.
  • Grein, G., A. Hochkirch, K. Schröder & H.-J. Clausnitzer 2008: Fauna der Heuschrecken (Ensifera & Caelifera) in Niedersachsen. – Naturschutz und Landschaftspflege in Niedersachsen 46. 186 S.
  • Ingrisch, S. & G. Köhler 1998: Die Heuschrecken Mitteleuropas. – Die Neue Brehm-Bücherei 629. – Westarp Wissenschaften, Magdeburg. 460 S.
  • Jansen, S. 2003: Kurzflügelige Beißschrecke Metrioptera brachyptera (Linneaus, 1761). S. 129–131. – In: H. Schlumprecht & G. Waeber, Heuschrecken in Bayern. – Eugen Ulmer, Stuttgart.
  • Klaus, D. & D. Matzke 2010: Heuschrecken, Fangschrecken, Schaben und Ohrwürmer - Rote Liste und Artenliste Sachsens. – Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie – Druckerei Wagner GmbH. 36 S.
  • Poniatowski, D. & T. Fartmann 2011: Dispersal capability in a habitat specialist bush cricket: the role of population density and habitat moisture. – Ecological Entomology 36 (6): 717–723.
  • Roesti, C. & B. Keist 2009: Die Stimmen der Heuschrecken. – Haupt Verlag, Bern. 144 S.

Autor(-en): Tommy Kästner, Matthias Nuß, Jennifer Wintergerst. Letzte Änderung am 21.07.2020

Seitenansicht einer weiblichen Kurzflügeligen Beißschrecke. 25.08.2012
(© Tommy Kästner)


Kurzflüglige Beißschrecke, Haide, August 2019
(© Tommy Kästner)


Laboraudioaufnahme. 14.08.1990, 27°C, 60 W Birne für Erwärmung. Kenwood KX880HX mit AKG D202, Kassette: S-MES90, Kassettennr. KW29:18.30-24.30, Mikrophon Filter unter 100 Hz).
(© Sigfrid Ingrisch, DORSA)
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