Roesels Beißschrecke (Roeseliana roeselii (Hagenbach, 1822))

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Diagnose

Körperlänge: Männchen 15–18 mm, Weibchen 15–20 mm + Legeröhre 6–8 mm.

Kopf: Fühler länger als Körper.

Thorax: Halsschild dunkel, die Ränder breit hell gefärbt, ein „U“ bildend. Hinterschenkel mit dünnem schwarzen Streifen und deutlichem Grätenmuster. Flügel meist reduziert, jedoch länger (Männchen) als oder genau so lang (Weibchen) wie Halsschild. Bei langflügeligen Individuen überragen die Flügel teilweise die Hinterknie.

Hinterleib: Cerci des Männchens im hinteren Drittel mit je einem nach innen gerichteten Zahn; Legeröhre beim Weibchen mäßig gebogen.

Gesang der Männchen: mäßig lautes, gleichmäßiges und langanhaltendes Sirren, welches an das Geräusch einer Hochspannungsleitung erinnert. Bei tieferen Temperaturen oft nur kurze Verse oder Unterbrechungen.

Ähnliche Arten: Halsschildfärbung der Kurzflügligen Beißschrecke (Metrioptera brachyptera) und der Zweifarbigen Beißschrecke (Bicolorana bicolor) ohne breite helle Randung.

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Rote Liste Sachsen: ungefährdet
Rote Liste Deutschland: ungefährdet

Merkmale

Verbreitung

Von Irland, Großbritannien, Skandinavien und Finnland südlich bis Spanien, Italien und Griechenland (PESI), östlich bis Sibirien. Seit 1953 aus Nordamerika bekannt (Vickery 1965).

Lebensweise

Zur Eiablage beißen die Weibchen ein Loch in Pflanzenstängel, beispielsweise der Kohldistel, führen den Legebohrer ein und legen die Eier einzeln oder in Gruppen hinein (Bellmann 2006). Die Individualentwicklung ist ein- oder zweijährig. Aus zeitig abgelegten Eiern schlüpfen die Larven im folgenden, aus Eiern welche im Spätsommer abgelegt wurden erst im übernächsten Jahr (Jansen 2003). Roesels Beißschrecke ist grundsätzlich kurzflügelig, bringt aber regelmäßig makroptere Individuen hervor (Ingrisch & Köhler 1998), was durch die Klimaerwärmung begünstigt wird und zur Arealerweiterung in Richtung Norden beiträgt (Gardiner 2009; Hochkirch & Damerau 2009). Die Adulten treten von Mitte Juni bis Oktober / November auf (Fischer et al. 2016). Die Tiere sind überwiegend phytophag und ernähren sich von frischen Grasblättern, gelegentlich werden aber auch kleinere Insekten verzehrt (Ingrisch & Köhler 1998).

Lebensräume

Ein breites Spektrum von feuchtem bis trockenem Grünland, wobei frische bis feuchte Lebensräume überwiegen (Fischer et al. 2016). Häufiger auf Weiden als auf gemähten Flächen (Grein et al. 2008). Standorte mit nicht zu geringer Vegetationsdichte und mittlerer Vegetationshöhe. Auf Magerrasen bevorzugen die Adulten eher die Randbereiche mit höherer Vegetation (Jansen 2003). Kommt auch auf gedüngten Wiesen vor (Bellmann 2006). Nach Grein et al. (2008) werden auch Ackerraine, Wegränder sowie Brennnessel- und Distelbestände besiedelt.

Bestandssituation

Roesels Beißschrecke ist in Sachsen ungefährdet (Klaus & Matzke 2010).

Literatur

  • Bellmann, H. 2006: Der Kosmos Heuschreckenführer. – Kosmos Verlag, Stuttgart. 350 S.
  • Börner, J., K. Richter, M. Schneider & S. Straube 1994: Rote Liste Heuschrecken. – Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie (Hrsg.): Materialien zu Naturschutz und Landschaftspflege. Radebeul. 12 S.
  • Fischer, J., D. Steinlechner, A. Zehm, D. Poniatowski, T. Fartmann, A. Beckmann & C. Stettmer 2016: Die Heuschrecken Deutschlands und Nordtirols - Bestimmen - Beobachten – Schützen. – Quelle & Meyer, 368 S.
  • Gardiner, T. 2009: Macropterism of Roesel's Bushcricket Metrioptera roeselii in relation to climate change and landscape structure in Eastern England. – Journal of Orthoptera Research 18: 95–102.
  • Grein, G., A. Hochkirch, K. Schröder & H.-J. Clausnitzer 2008: Fauna der Heuschrecken (Ensifera & Caelifera) in Niedersachsen. – Naturschutz und Landschaftspflege in Niedersachsen 46. 186 S.
  • Hochkirch, A. & M. Damerau 2009: Rapid range expansion of a wing-dimorphic bush-cricket after the 2003 climatic anomaly. – Biological Journal of the Linnean Society 97 (1): 118–127.
  • Jansen, S. 2003: Roesels Beißschrecke Metrioptera roeselii (Hagenbach, 1822). S. 126–128. – In: H. Schlumprecht & G. Waeber, Heuschrecken in Bayern. – Eugen Ulmer, Stuttgart.
  • Ingrisch, S. & G. Köhler 1998: Die Heuschrecken Mitteleuropas. – Die Neue Brehm-Bücherei 629. – Westarp Wissenschaften, Magdeburg. 460 S.
  • Klaus, D. & D. Matzke 2010: Heuschrecken, Fangschrecken, Schaben und Ohrwürmer - Rote Liste und Artenliste Sachsens. – Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie. 36 S.
  • Poniatowski, D., S. Heinze & T. Fartmann 2012: The role of macropters during range expansion of a wing-dimorphic insect species. – Evolutionary Ecology 26: 759–770.
  • Stärk, A. A. 1958: Untersuchungen am Lautorgan einiger Grillen- und Laubheuschrecken-Arten, zugleich ein Beitrag zum Rechts-Links-Problem. – Zoologische Jahrbücher, Abteilung für Anatomie und Ontogenie der Tiere 77: 9–50.
  • Roesti, C. & B. Keist 2009: Die Stimmen der Heuschrecken. – Haupt Verlag, Bern. 144 S.
  • Vickery, V. R. 1965: Factors governing the Distribution and Dispersal of the Recently Introduced Grasshopper, Metrioptera roeselii (Hgb.) (Orthoptera:Ensifera). – Annales de la Société Entomologique de Québec 10: 165–172.
Autor(-en): Tommy Kästner, Matthias Nuß, Jennifer Wintergerst. Letzte Änderung am 02.08.2022

Geflügeltes Männchen von Roesels Beißschrecke am 07. Juli 2019, Schwarzkollm Koselbruch, Brachwiese
(© Martina Görner)


Roesels Beißschrecke auf der Schmetterlingswiese 294 in Chemnitz-Hilbersdorf am 03.07.2019
(© Benjamin Franke)


Kurzflügeliges Weibchen von Roesels Beißschrecke am 17.08.2017 am Galgenteich in Altenberg
(© Eva-Maria Bäßler)


Geflügeltes Weibchen von Roesels Beißschrecke am 19.07.2019 in Glashütte
(© Stefan Höhnel)


Juni 2012 Plauen / Vogtland
(© Steffen Hintersaß)


Feldaudioaufnahme. Dresden, 16.09.2020. Zoom H6, SGH-6 Shotgun Mic Capsule, in der Lautstärke angepasste Aufnahme.
(© Tommy Kästner)
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