Zweifarbige Beißschrecke (Bicolorana bicolor (Philippi, 1830))

DE Deutschland , DE-SN Sachsen Druckansicht

Diagnose

Körperlänge: Männchen 14–17 mm, Weibchen 15–18 mm + Legeröhre 5–7 mm.

Körper mit grüner Grundfärbung, Oberseite hellbraun, selten einheitlich braun gefärbt.

Kopf: Fühler länger als Körper.

Thorax: Halsschild grün, ohne weiße Randfärbung. Flügel verkürzt. Hinterschenkel mit dunklem Streifen.

Hinterleib: Cerci des Männchens kurz unterhalb der Spitze gezähnt; Legeröhre beim Weibchen basal stark gebogen.

Gesang der Männchen: mäßig laut. Kurze 3- (selten bis 5-) silbige Verse, die schnell aneinander gereiht werden (15–25 Verse pro Sekunde). Der Gesang klingt ratternd und kann minutenlang anhalten, wird aber meist durch unregelmäßige Pausen kurz unterbrochen. Bei tiefen Temperaturen ähnelt der Gesang stark dem der Kurzflügligen Beißschrecke (Metrioptera brachyptera), die Strophen sind dann sehr kurz und es werden teilweise nur noch 1–7 Verse pro Sekunde erzeugt.

Ähnliche Arten: Körper der Kurzflügligen Beißschrecke (Metrioptera brachyptera) und Roesels Beißschrecke (Roeseliana roeselii) mit brauner oder braungrüner Grundfärbung sowie weißer Zeichnung auf dem Halsschild.

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Rote Liste Sachsen: gefährdet
Rote Liste Deutschland: ungefährdet

Merkmale

Verbreitung

Von Zentralfrankreich bis in die mongolisch-sibirische Steppe, von Belgien, Norddeutschland und Polen nach Norditalien und bis in die nördlichen Balkan-Staaten (Schraml 2003). In Deutschland beschränkt sich die Vorkommen weitgehend auf die wärmebegünstigten Regionen Südwest- und Süddeutschlands, dem Thüringer Becken und kontinental geprägte Areale im nordostdeutschen Tiefland. Im übrigen Gebiet fehlt sie oder ist sehr selten (Fischer et al. 2016).

Lebensweise

Die Eiablage erfolgt in Pflanzenstängel (Ingrisch & Köhler 1998). Die Individualentwicklung ist in der Regel einjährig, kann sich bei später Eiablage jedoch auf zwei Jahre verlängern (Fischer et al. 2016). Die Tiere ernähren sich von Blättern und Blüten von Gräsern, Blüten krautiger Pflanzen und kleineren Insekten wie Blattläusen (Ingrisch & Köhler 1998). Die Zweifarbigen Beißschrecke ist grundsätzlich kurzflügelig, jedoch treten in beiden Geschlechtern langflügelige Tiere auf, die mobil und gut flugfähig sind (Schraml 2003). Makroptere Individuen treten selten auf und stehen vermutlich in Zusammenhang mit hohen Populationsdichten oder hoher Feuchte (Nadig 1988). Die adulten Tiere treten von Mitte Juni bis Ende Oktober auf, mit Höhepunkt im August (Fischer et al. 2016).

Lebensräume

Die wärmeliebende Art kommt unter anderem auf Trockenrasen (Bellmann 2006), krautreichen Säumen und Brachen, Abbauflächen, Waldrändern, Streuobstwiesen und allgemein nicht zu intensiv genutztem Grünland vor (Schraml 2003). Bevorzugt werden generell offene Habitate mit ungehinderter Sonneneinstrahlung (Grein et al. 2008). Allgemein muss das Substrat der Habitate mager sein, da eine hohe Stickstoffversorgung nicht toleriert wird (Schraml 2003).

Bestandssituation

Die Zweifarbige Beißschrecke ist in Sachsen gefährdet (Klaus & Matzke 2010).

Literatur

  • Bellmann, H. 2006: Der Kosmos Heuschreckenführer. – Kosmos Verlag, Stuttgart. 350 S.
  • Börner, J., K. Richter, M. Schneider & S. Straube 1994: Rote Liste Heuschrecken. – Materialien zu Naturschutz und Landschaftspflege. Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie, Radebeul. 12 S.
  • Fischer, J., D. Steinlechner, A. Zehm, D. Poniatowski, T. Fartmann, A. Beckmann & C. Stettmer 2016: Die Heuschrecken Deutschlands und Nordtirols - Bestimmen - Beobachten – Schützen. – Quelle & Meyer, 368 S.
  • Grein, G., A. Hochkirch, K. Schröder & H.-J. Clausnitzer 2008: Fauna der Heuschrecken (Ensifera & Caelifera) in Niedersachsen. – Naturschutz und Landschaftspflege in Niedersachsen 46. 186 S.
  • Ingrisch, S. & G. Köhler 1998: Die Heuschrecken Mitteleuropas. – Die Neue Brehm-Bücherei 629. – Westarp Wissenschaften, Magdeburg. 460 S.
  • Klaus, D. & D. Matzke 2010: Heuschrecken, Fangschrecken, Schaben und Ohrwürmer - Rote Liste und Artenliste Sachsens. – Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie – Druckerei Wagner GmbH. 36 S.
  • Nadig, A. 1988: Massenvermehrung und Makropterie bei Bicolorana bicolor, Chorthippus parallelus und Arcyptera fusca (Insecta, Orthoptera). – Atti Accademia Roveretana Agiata 26: 135–140.
  • Roesti, C. & B. Keist 2009: Die Stimmen der Heuschrecken. – Haupt Verlag, Bern. 144 S.
  • Schraml, E. 2003: Zweifarbige Beißschrecke Metrioptera bicolor (Philippi, 1830). S. 132–134. – In: H. Schlumprecht & G. Waeber, Heuschrecken in Bayern. – Eugen Ulmer, Stuttgart.
Autor(-en): Tommy Kästner, Matthias Nuß, Jennifer Wintergerst. Letzte Änderung am 21.07.2020

Männchen der Zweifarbigen Beißschrecke.
(© Tommy Kästner)


Langflügeliges, männliches Exemplar der Zweifarbigen  Beißschrecke.
(© Tommy Kästner)


Eine weibliche Zweifarbige Beißschrecke, gefunden bei Darmstadt in Hessen. 15.07.2011
(© T. Kästner)


Laboraudioaufnahme. 15.8.1990, 26°C. Kenwood KX880HX mit AKG D202, Kassette: S-MES90, Kassettennr. KW30:31.00-34.00, Mikrofon Filter unter 100.

(© Sigfrid Ingrisch, DORSA)
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