Nachtigall-Grashüpfer (Chorthippus biguttulus (Linnaeus, 1758))

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Diagnose

Körperlänge ohne Flügel: Männchen 13–16 mm, Weibchen 16–21 mm.

Körper mit sehr variabler Grundfärbung von grau und braun über grün bis rosa reichend.

Thorax: Halsschild-Seitenkiele winkelig geknickt. Vorderrand des Vorderflügels basal mit Wölbung. Männchen – Vorderflügel reichen über die Hinterknie hinaus, jedoch meist um weniger als 2 mm; 3 mm breit, 12 mm lang (Verhältnis ca. 1:4); stark erweitertes Subcostalfeld und Costalfeld; Costalader mündet mit Knick in die Subcostalader. Weibchen – Vorderflügel reichen um ca. 3 mm über die Hinterknie hinaus, 3 mm breit, 15 mm lang (Verhältnis 1:5).

Hinterleib: Tympanalöffnung spaltförmig.

Gesang der Männchen: Serien von anschwellenden, schwirrenden Strophen, deren maximale Lautstärke manchmal erst kurz vor Schluss erreicht ist. Die erste Strophe ist mit zwei bis sechs Sekunden die längste, die folgenden sind kürzer und dauern etwa zwei bis drei Sekunden. Allgemein rasselnde, anschwellende Strophen, die plötzlich abbrechen.

Ähnliche Arten: Der Verkannte Grashüpfer (Chorthippus mollis) und der Braune Grashüpfer (Chorthippus brunneus) ebenfalls mit spaltförmiger Tympanalöffnung und winkelig geknicktem Halsschild, aber das Breiten-Längen-Verhältnis der Vorderflügel dieser beiden Arten beträgt bei den Männchen 1:4,8 und bei den Weibchen 1:6 sowie bei den Männchen Costal- und Subcostalfeld nur schwach erweitert und die Costalader nur schwach bzw. nicht geknickt. Am Gesang der Männchen sind die drei Arten eindeutig voneinander unterscheidbar.

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Rote Liste Sachsen: ungefährdet
Rote Liste Deutschland: ungefährdet

Merkmale

Verbreitung

Von Frankreich, Dänemark und Skandinavien südlich über die Pyrenäen und Norditalien bis nach Serbien (Brozowski 2003).

Lebensweise

Die Tiere ernähren sich herbivor von verschiedenen Gräsern wie unter anderem Knaulgras, Glatthafer und Rispengras (Ingrisch & Köhler 1998). Die Weibchen legen die Eier, pro gelege immer etwa zehn Stück, fünf bis 25 mm tief in den Boden (Brozowski 20003). Die Adulten treten von Juni bis November auf, mit Schwerpunkt im August (Fischer et al. 2016). Aufgrund ihrer guten Flugfähigkeit sind vor allem die Männchen sehr mobil, während die Weibchen einen niedrigeren Aktionsradius besitzen und ortstreuer sind (Ingrisch & Köhler 1998; Brozwoski 2003).

Lebensräume

Der Nachtigallgrashüpfer besiedelt ein breites Spektrum verschiedener Habitate. Trocken- und Halbtrockenrasen, Magerrasen, Straßen- und Wegböschungen, verschiedene landwirtschaftliche Nutz- und Brachflächen (Brozowksi 2003) sowie Schlagfluren. Nach Fischer et al. (2016) werden dichte Vegetation oder feuchte Standorte eher gemieden, nach Brozowksi (2003) werden jedoch auch feuchte Lebensräume wie Uferbreiche, Moore oder Feuchtwiesen besiedelt. Laut Grein et al. (2008) findet man die Art oft in den trockeneren Randbereichen von Feuchtwiesen.

Bestandssituation

Der Nachtigall-Grashüpfer ist in Sachsen ungefährdet (Klaus & Matzke 2011).

Literatur

  • Balakrishnan, R., D. von Helversen & O. von Helversen 2001: Song pattern recognition in the grasshopper Chorthippus biguttulus: the mechanism of syllable onset and offset detection. – Journal of Comparative Physiology A 187 (4): 255–264.
  • Bellmann, H. 2006: Der Kosmos Heuschreckenführer. – Kosmos Verlag, Stuttgart. 350 S.
  • Börner, J., K. Richter, M. Schneider & S. Straube 1994: Rote Liste Heuschrecken. – Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie, Materialien zu Naturschutz und Landschaftspflege. Radebeul. 12 S.  
  • Brozwoski, F. 2003: Nachtigall-Grashüpfer Chorthippus biguttulus (Linnaeus, 1758). S. 285–287. – In: H. Schlumprecht & G. Waeber, Heuschrecken in Bayern. – Eugen Ulmer, Stuttgart.
  • Fischer, J., D. Steinlechner, A. Zehm, D. Poniatowski, T. Fartmann, A. Beckmann & C. Stettmer 2016: Die Heuschrecken Deutschlands und Nordtirols - Bestimmen - Beobachten – Schützen. – Quelle & Meyer, 368 S.
  • Gottsberger, B. & F. Mayer 2019: Dominance effects strengthen premating hybridization barriers between sympatric species of grasshoppers (Acrididae, Orthoptera). – Journal of Evolutionary Biology 32: 921–930.
  • Grein, G., A. Hochkirch, K. Schröder & H.-J. Clausnitzer 2008: Fauna der Heuschrecken (Ensifera & Caelifera) in Niedersachsen. – Naturschutz und Landschaftspflege in Niedersachsen 46. 186 S.
  • Ingrisch, S. & G. Köhler 1998: Die Heuschrecken Mitteleuropas. – Die Neue Brehm-Bücherei 629. – Westarp Wissenschaften, Magdeburg. 460 S.
  • Klaus, D. & D. Matzke 2011 ("2010"): Heuschrecken, Fangschrecken, Schaben und Ohrwürmer. Rote Liste und Artenliste Sachsens. – Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, Dresden. 36 S.
  • Roesti, C. & B. Keist 2009: Die Stimmen der Heuschrecken. – Haupt Verlag, Bern. 144 S.
  • Ronacher, B., R. Krahe & R. M. Hennig 2000: Effects of signal duration on the recognition of masked communication signals by the grasshopper Chorthippus biguttulus. - Journal of Comparative Physiology A 186: 1065–1072.
  • Safi, K., J. Heinzle & K. Reinhold 2006: Species Recognition Influences Female Mate Preferences in the Common European Grasshopper (Chorthippus biguttulus Linnaeus, 1758). – Ethology 112 (12): 1225–1230.
  • Stange, N. & B. Ronacher 2012: Grasshopper calling songs convey information about condition and health of males. – Journal of Comparative Physiology A volume 198, pages309–318.
  • von Helversen, D. 1972: Gesang des Männchens und Lautschema des Weibchens bei der Feldheuschrecke Chorthippus biguttulus (Orthoptera, Acrididae). – Journal of comparative Physiology 81: 381–422.
  • von Helversen, D. & O. von Helversen 1997: Recognition of sex in the acoustic communication of the grasshopper Chorthippus biguttulus (Orthoptera, Acrididae). – Journal of Comparative Physiology A 180: 373–386.
Autor(-en): Tommy Kästner, Matthias Nuß, Jennifer Wintergerst. Letzte Änderung am 26.10.2021

Männchen des Nachtigallgrashüpfers am 09.08.2015 in Glashütte
(© Stefan Höhnel)


Weibchen des Nachtigallgrashüpfers am Gartenteich im Garten in Weischlitz
(© Stephan Teckert)


Nachtigall-Grashüpfer in Hohndorf, 09.09.2020
(© Charlotte Kricke)


Nachtigallgrashüpfer, Gemarkung Hohenprießnitz, Sportplatz oberhalb Steilhang, Oktober 2013
(© Michael Happ)


Feldaufnahme. Dresden-Weixdorf, Seifenbachaue, 18.09.2020, 23 °C. (Zoom H6, SGH-6 Shotgun Mic Capsule, 96 khz, 24 bit).
(© Jennifer Wintergerst)
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