Diagnose
Körperlänge: 20–30 mm.
Kopf: schwarz oder rotbraun, die Fühler am Ende mit einem Fächer aus sieben (Männchen) oder sechs (Weibchen) orange-braunen Lamellen.
Thorax: Halsschild und Schildchen schwarz oder braun, Vorderflügel (Elytren) braun.
Hinterleib: an den Seiten, unterhalb der Flügel eine Reihe weißer Dreiecke. Hinterleibsspitze (Pygidium) schwarz oder braun, in beiden Geschlechtern lanzettartig verlängert, wenig beborstet und am Ende nicht verdickt.
Ähnliche Arten: In Deutschland kommen drei Maikäferarten vor, die häufig verwechselt werden. Beim Waldmaikäfer (Melolontha hippocastani) ist die Hinterleibsspitze am Ende knotig verdickt, beim seltenen Melolontha pectoralis in beiden Geschlechtern doppelt beborstet, beim Männchen wenig und schmal verlängert, beim Weibchen dagegen kurz und stumpf.
Gesetzlicher Schutz und Rote Liste
—
Merkmale
Verbreitung
Von Irland, Schottland, Südschweden und Südfinnland südlich bis zur Iberischen Halbinsel, den Kanaren und Balearen, Mittelitalien, den Peloponnes und der Türkei; östlich bis in die Ukraine (GBIF; PESI).
Lebensweise
Die Angaben zur Lebensweise unterscheiden sich nicht vom Waldmaikäfer, da beide Arten oft verwechselt wurden.
Die Käfer schlüpfen von Ende April bis Mai aus ihrer Puppe im Erdboden und fliegen hauptsächlich im Mai (und Juni). Aus diesem zeitlichen Auftreten leitet sich der Name Maikäfer ab. Das Schwärmen der Maikäfer beginnt in der Dämmerung und dauert bis zur Dunkelheit. Die Käfer ernähren sich überwiegend von den Blättern von Laubbäumen sowie Lärchen (Reifungsfraß). Nach der Paarung legen die Weibchen in 10–20 cm Tiefe jeweils 20–40 Eier in feuchten, humusreichen Boden. Sie kommen noch einmal, selten zweimal, zur Eiablage, allerdings nach einer 14-tägigen Reifungszeit. Insgesamt kann ein Weibchen 60–80 Eier legen. Die Embryonalentwicklung dauert 4–8 Wochen.
Die Larven entwickeln sich über einen Zeitraum von drei (Frankreich) bis vier (Deutschland), selten fünf bis sechs (Russland) Jahren. Die Junglarven ernähren sich zunächst von zarten Wurzelfasern und Humusstoffen. Ältere Larven fressen jede Art von Wurzeln. Sie stellen im Herbst das Fressen ein (bei Bodentemperaturen unter 10–11 Grad) und überwintern tiefer im Boden. Der Wurzelfraß wird im April des darauf folgenden Jahres fortgesetzt. Der Larvenfraß bewirkt ein Welken von Blättern, Nadeln und Trieben. Die Pflanzen lassen sich dann leicht aus dem Boden herausziehen, da die Wurzelverankerung fehlt. Feine Seitenwurzeln werden komplett gefressen, stärkere Hauptwurzeln geschält.
Im zweiten oder dritten Jahr nach dem Flugjahr sind die Larven ausgewachsen. Sie fertigen im Boden in 20–30 cm Tiefe eine eiförmige Puppenwiege und entwickeln sich dort zur Puppe. Die Puppenruhe beträgt ca. sechs Wochen. Der Käfer verbleibt in der Puppenwiege und überwintert darin.
Die langjährige Entwicklung der Larven geht mit einem regional synchronen Auftreten der Käfer einher, so dass alle 3–5 Jahre, meist alle 4 Jahre, ein „Maikäferjahr“ zu verzeichnen ist, in dem deutlich mehr Käfer gesichtet werden. Diese Maikäferjahre können jedoch innerhalb Mitteleuropas in benachbarten Gebieten in unterschiedlichen Kalenderjahren auftreten.
Lebensräume
Im Vergleich zum Waldmaikäfer ist der Feldmaikäfer an feuchtere Klimate und weniger sandige Böden angepasst.
Bestandssituation
Früher waren Maikäfer sehr häufig und jedem Kind bekannt, wozu sicher auch der 5. Streich aus Wilhelm Busch’s „Max und Moritz“ beitrug. Kinder sammelten Maikäfer oft in Pappschachteln und nannten sie je nach ihrer individuellen Färbung Schornsteinfeger (Kopf, Halsschild und Hinterleibsspitze schwarz, Flügeldecken braun, wenig behaart), Müller (dicht mehlig-weiß behaart) oder, was sehr selten auftritt, Kaiser (Kopf und Halsschild rötlich).
Zuweilen traten die Maikäfer in großen Massen auf, wobei die hungrigen Käfer durchaus ganze Wälder entlaubten. Trotz des in solchen Fällen beeindruckenden Schadbildes ist der größte Schaden bereits in den Jahren davor durch den Wurzelfraß der Engerlinge entstanden. Während der DDT-Euphorie in den 1950er und 1960er Jahren sind die Populationen der Maikäfer in Mitteleuropa eingebrochen. Aus dem Jahr 1974 stammt das Lied von Reinhard Mey „Es gibt keine Maikäfer mehr“.
Literatur
- Busch, W. 1865 (1. Aufl.): Max und Moritz – Eine Bubengeschichte in sieben Streichen. – Verlag Braun & Schneider, München. 53 S.
- Eilers, E. J., G. Talarico, B. S. Hansson, M. Hilker & A. Reinecke 2012: Sensing the underground – ultrastructure and function of sensory organs in root-feeding Melolontha melolontha (Coleoptera: Scarabaeinae) larvae. – PLOS ONE 7 (7): e41357.
- Giannoulis, T., A.-M. Dutrillaux, Z. Mamuris, O. Montreuil, C. Stamatis & B. Dutrillaux 2011: Evolution of European Cockchafers (Melolonthinae: Scarabaeidae: Coleoptera): a morphological, molecular and chromosomal study of intra- and inter-specific variations. – Bulletin of Entomological Research 101 (3): 345–352.
- Hase, W. 1984: Der Maikäfer als Forstschädling in Schleswig-Holstein. – Schriften des Naturwissenschaftlichen Vereins Schleswig-Holstein 54: 103–115.
- Hauss, R. & F. Schütte 1976: Zur Polyphagie der Engerlinge von Melolontha melolontha L. an Pflanzen aus Wiese and Ödland. – Anzeiger für Schädlingskunde, Pflanzenschutz, Umweltschutz 49: 129–132.
- Kovac, D. 1998: Exponat des Monats: Der Maikäfer. – Natur und Museum, 128 (5): 156-158.
- Krell, F.-T. 2004: Bestimmung von Larven und Imagines der mitteleuropäischen Melolontha-Arten (Coleoptera: Scarabaeoidea). - Identification of larvae and adults of the central European Melolontha species (Coleoptera: Scarabaeoidea). – Laimburg Journal 1: 211–219.
- Labhart, T., E. P. Meyer & L. Schenker 1992: Specialized ommatidia for polarization vision in the compound eye of cockchafers, Melolontha melolontha (Coleoptera, Scarabaeidae). – Cell and Tissue Research 268 (3): 419–429.
- Meunier, K. 1929: Experimentelles über den Schwärmtrieb und das periodische Auftreten verschiedener Aktivitätsformen beim Maikäfer (Melolontha melolontha L.). – Zeitschrift für angewandte Entomologie 14: 91–139.
- Niklas, F 1974: Lamellicornia. S. 85 – 129. – In: W. Schwenke, Die Forstschädlinge Europas. Band 2 Käfer. – Parey, Hamburg und Berlin.
- Niklas, O. F. 1960: Standorteinflüsse und natürliche Feinde als Begrenzungsfaktoren von Melolontha-Larvenpopulationen eines Waldgebiets (Forstamt Lorsch, Hessen). – Mitteilungen aus der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft Berlin-Dahlem Heft 101: 5–60.
- Reinecke, A., J. Ruther, T. Tolasch, W. Francke & M. Hilker 2002: Alcoholism in cockchafers: orientation of male Melolontha melolontha towards green leaf alcohols. Naturwissenschaften 89: 265–269.
- Rößner, E. 2012: Die Hirschkäfer und Blatthornkäfer Ostdeutschlands (Coleoptera: Scarabaeoidea). – Verein der Freunde und Förderer des Naturkundemuseums Erfurt e.V. 505 S.
- Schneider, P. 1980: Versuche zum Fraßverhalten und zur Fraßmenge des Maikäfers, Melolontha melolontha L. – Zeitschrift für angewandte Entomologie 90: 146–161.
- Schwertfeger, F. 1939: Untersuchungen über die Wanderung des Maikaferengerlings (Melolontha melolontha L. und Melolontha hippocastani F.). – Zeitschrift für angewandte Entomologie 26: 215–252.
Links
Autor(-en): Matthias Nuß. Letzte Änderung am 14.05.2025
|
Kolkwitz - Gołkojce, Mai 2022
(© Doreen Post)
Großteich Zschorna, Mai 2022. Deutlich zu erkennen ist die Reihe weißer Dreiecke am Hinterleib unterhalb der Flügel
(© Tim Hutschenreiter)
Großteich Zschorna, Mai 2022. Deutlich zu erkennen ist die Reihe weißer Dreiecke am Hinterleib unterhalb der Flügel (© Tim Hutschenreiter)( Bild vergrößern)
Eichert bei Pulsnitz, April 2022. Zu sehen sind die sieben Lamellen der fächerartigen Fühlerspitzen
(© Tilmann Adler)
Eichert bei Pulsnitz, April 2022. Zu sehen sind die sieben Lamellen der fächerartigen Fühlerspitzen (© Tilmann Adler)( Bild vergrößern)
Radeberg, Mai 2017, nachts am Kunstlicht. Zu sehen ist die lanzettartig verlängerte und am Ende nicht verdickte Hinterleibsspitze (Pygidium)
(© Tilmann Adler)
Radeberg, Mai 2017, nachts am Kunstlicht. Zu sehen ist die lanzettartig verlängerte und am Ende nicht verdickte Hinterleibsspitze (Pygidium) (© Tilmann Adler)( Bild vergrößern)
Frohburg OT Prießnitz, April 2024
(© Michael Happ)
Etwa 100 Feldmaikäfer wurden nachts vom Kunstlicht angelockt. Eichert nördlich Pulsnitz, 31. Mai 2021
(© Gert Schulze)
Etwa 100 Feldmaikäfer wurden nachts vom Kunstlicht angelockt. Eichert nördlich Pulsnitz, 31. Mai 2021 (© Gert Schulze)( Bild vergrößern)
Großzschocher, Leipzig, 19. Mai 2012
(© Reinhard Weidlich)
Großzschocher, Leipzig, 19. Mai 2012 (© Reinhard Weidlich)( Bild vergrößern)
Vermehrtes Auftreten des Feldmaikäfers. Großdrebnitz, 16.05.2020
(© Wolf-Dieter König)
Vermehrtes Auftreten des Feldmaikäfers. Großdrebnitz, 16.05.2020 (© Wolf-Dieter König)( Bild vergrößern)
Breitflügelfledermaus mit erbeutetem Feldmaikäfer (Otterwisch, Mai 2017)
(© Sven Möhring)
Breitflügelfledermaus mit erbeutetem Feldmaikäfer (Otterwisch, Mai 2017) (© Sven Möhring)( Bild vergrößern)
Vom Neuntöter aufgespießter Feldmaikäfer. Großdrebnitz, 16.05.2020
(© Wolf-Dieter König)
Vom Neuntöter aufgespießter Feldmaikäfer. Großdrebnitz, 16.05.2020 (© Wolf-Dieter König)( Bild vergrößern)
|