Siebenpunkt-Marienkäfer (Coccinella septempunctata Linnaeus, 1758)

DE Deutschland , DE-SN Sachsen Druckansicht

Diagnose

Körper halb-kugelförmig, 5,2–8 mm lang.

Kopf schwarz, an der Innenseite der Augen je ein kleiner weißer Fleck.

Thorax: Halsschild schwarz, die Vorderecken mit je einem großen weißen Fleck. Flügeldecken (Elytren) rot, mit sieben schwarzen Punkten; einer dieser Punkte an der Basis beider Flügeldecken und nach vorn je von einem kleinen weißen Fleck begrenzt. Beine schwarz. Unterseits ein Paar weißer Dreiecke (seitlich am Mesothorax).

Ähnliche Arten: Der Ameisen-Siebenpunkt-Marienkäfer (Coccinella magnifica) auf der Unterseite des Thorax mit zwei Paar weißer Dreiecke. Rote Individuen des Asiatischen Marienkäfers (Harmonia axyridis) besitzen meist zwei weiße Flecke auf der Mitte des Hinterrandes des Halsschildes sowie mehr schwarze Punkte auf den Flügeldecken.

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Merkmale

Die Eier sind etwa 1,3 mm lang, elliptisch, gelb.

Der Körper der Larven ist überwiegend grau gefärbt; Kopf überwiegend schwarz mit vier hellorangenen Flecken, die auch zu einem Ring verschmolzen sein können; Thorax und Abdomen mit schwarzen Warzen, die mit schwarzen Borsten besetzt sind, das dritte Thoraxsegment und das dritte Hinterleibssegment seitlich mit hellorangenen Warzen; die Beine sind schwarz.

Die Variabilität der Käfer ist im Gegensatz zu einigen anderen Marienkäferarten relativ gering. Die Anzahl der schwarzen Punkte ist konstant, nur ihre Größe nimmt innerhalb des Verbreitungsgebietes von West nach Ost zu. 
Die beiden Geschlechter können anhand eines Haarbüschels in der Mitte des 6. Sternites unterschieden werden; bei den Männchen ist dieses Haarbüschel vorhanden, bei den Weibchen fehlt es (Klausnitzer & Klausnitzer 1997).

Verbreitung

Einheimisch von Nordeuropa bis Nordafrika und Israel sowie von Westeuropa bis Japan (GBIF; PESI).

1956 erstmals in die USA eingeführt (Hoebeke & Wheeler 1980); 1973 Erstnachweis in Quebec; Ende der 1980er hat sich die Art bis zur Pazifikküste ausgebreitet (Horn 1991; COSEWIC 2012: 9).

Lebensweise

Die Dauer der Entwicklung vom Ei bis zum erwachsenen Käfer beträgt unter Zuchtbedingungen 28,5 bis 33,7 Tage und ist abhängig von der Temperatur. Im Freiland dauert die Entwicklung in Mitteleuropa etwa 40 Tage, in den tropischen Gebieten Indiens nur 16 bis 18 Tage (Klausnitzer & Klausnitzer 1997; Krengel et al. 2012). Ein Weibchen legt etwa 10 bis 30 Eier, meist in der Nähe von Blattlauskolonien an Blattunterseiten ab. Insgesamt kann ein Weibchen bis zu 800 Eier ablegen. Die Larven entwickeln sich über vier Stadien und fressen im Laufe ihres Daseins über 400 Blattläuse. Die ausgewachsene Larve entwickelt sich zunächst zu einer Präpuppe und dann zu einer Mumienpuppe, das heißt, Fühler und Beine liegen nicht frei sondern sind fest mit dem Körper verbunden. Nach dem Schlupf aus der Puppe sind die Vorderflügel des Käfers zunächst gelb gefärbt und nehmen erst im Laufe von zwei Tagen ihre rote Färbung mit schwarzen Punkten an. Die Käfer überwintern, manchmal in Gemeinschaften. In Nord-, Mittel- und Westeuropa entwickelt sich eine Generation pro Jahr (eine partielle zweite Generation ist möglich), weiter südlich zwei Generationen und in den tropischen Bereichen Indiens entwickeln sich 15 bis 20 Generationen pro Jahr (Klausnitzer & Klausnitzer 1997). Die Larven sind aphidophag, also blattlausfressend, wobei nicht alle Blattlausarten gleichermaßen geeignet sind. 24 Blattlausarten gelten als essentiell, d.h., stehen diese zur Verfügung, können sich die Käferlarven gut entwickeln und die Käfer erfolgreich fortpflanzen. Andere Blattlausarten wirken sich negativ auf die Entwicklung aus, so dass diese nicht abgeschlossen wird oder es nicht zur Reproduktion kommt. Bei vorübergehendem Nahrungsmangel können sich Larven und Käfer auch von anderen Insekten und Pollen ernähren (Hodek & Michaud 2008).

Lebensräume

Der Siebenpunkt überwintert in Gehölzbeständen in der Streu. Im Frühjahr lebt er in der Strauch- und Baumschicht und wechselt später in die Krautschicht meist anderer Habitate (Klausnitzer & Klausnitzer 1997), was mit dem Entwicklungszyklus der Blattläuse korreliert. Auf Feldern lebende und dort erwünschte Marienkäfer benötigen also Gehölze, um in der Agrarlandschaft existieren zu können. Auch in Gärten und Parks.

Bestandssituation

Im Jahr 1989 trat der Siebenpunkt in Mecklenburg-Vorpommern massenhaft auf. An den Stränden von Ostsee und Schweriner See häuften sich kilometerlang mehrere Zentimeter hoch und bis zu einem halben Meter breit Siebenpunktmarienkäfer. Diesem Massenauftreten waren zwei milde Winter sowie 1988 eine Massenentwicklung von Blattläusen auf den Feldern in Mecklenburg-Vorpommern vorausgegangen (Nuß 1991).

Seit dem Jahr 2000 hat sich der Asiatische Marienkäfer (Harmonia axyridis) schnell über ganz Mitteleuropa ausgebreitet. Die Art ist dominant gegenüber einheimischen Marienkäferarten und verdrängt diese, weil in der Umwelt gleiche Ressourcen genutzt werden, sie direkt gefressen werden („intra-guild predation“) und untereinander konkurrieren (Majerus et al. 2006; Brown et al. 2011; Roy et al. 2012). Zudem besitzt Harmonia axyridis in der Hämolymphe parasitische Mikrosporidien der Gattung Nosema, gegen die der Käfer selbst immun ist. Wird er jedoch von anderen Marienkäferarten gefressen, die diese Immunität nicht besitzen, sterben diese. Dieser Zusammenhang wurde für den Siebenpunkt gezeigt (Vilcinskas et al. 2013, 2015), dürfte aber für alle einheimischen, blattlausfressenden Marienkäferarten gelten. 

Im Jahr 2019 trat der Siebenpunkt in Sachsen stellenweise wieder häufig und auch häufiger als der Asiatische Marienkäfer auf (Schiffnederová & Nuß 2020).

Der Siebenpunkt wird kommerziell gezüchtet, um ihn als Gegenspieler von Blattläusen in gärtnerischen Kulturen auszusetzen.

In Nordamerika ging die Einschleppung und Ausbreitung des Siebenpunkts mit einem starken Rückgang der dort einheimischen Marienkäferarten Coccinella novemnotata Herbst, 1793C. transversoguttata Mulsant, 1850 und Hippodamia convergens Guérin-Méneville, 1842 verdrängt (Horn 1991; COSEWIC 2012).

Literatur

Autor(-en): Matthias Nuß. Letzte Änderung am 04.01.2024

Arnsdorf, Oktober 2023
(© Peter Diehl)


Brand-Erbisdorf OT Langenau, Oberreichenbacher Straße, Feldrand, Juli 2019, Sommertreffen
(© Michael Happ)


Arnsdorf, April 2023
(© Peter Diehl)


Chemnitz-Hilbersdorf Schmetterlingswiese 294 BUND, Juni 2020
(© Benjamin Franke)


Chemnitz-Hilbersdorf Schmetterlingswiese 294 BUND, Juni 2020
(© Benjamin Franke)


Paarung vom Siebenpunkt-Marienkäfer im Juli 2015, Dauban
(© Tilmann Adler)


Arnsdorf, Oktober 2023
(© Peter Diehl)


Larve des Siebenpunkt-Marienkäfers. Plauen/Vogtland, Nach den drei Bergen, Juni 2015
(© Steffen Hintersaß)


Chemnitz Schönherrpark, 17.06.2019
(© Benjamin Franke)


Larve des Siebenpunkt-Marienkäfers an einer Blattlauskolonie. Dresden-Kaditz, Juni 2015
(© Steffen Hintersaß)


bei Hermannshagen-Heide (Landkreis Vorpommern-Rügen), 05.06.2020
(© Martin Feike)


Puppe des Siebenpunkt-Marienkäfers. Radeberg, Juni 2014
(© Tilmann Adler)


Chemnitz, September 2023
(© Reinhard Weidlich)


Chemnitz, Juni 2014
(© Reinhard Weidlich)
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