Diagnose
Körper halb-kugelförmig, 5,2–8 mm lang.
Kopf schwarz, an der Innenseite der Augen je ein kleiner weißer Fleck.
Thorax: Halsschild schwarz, die Vorderecken mit je einem großen weißen Fleck. Flügeldecken (Elytren) rot, mit sieben schwarzen Punkten; einer dieser Punkte an der Basis beider Flügeldecken und nach vorn je von einem kleinen weißen Fleck begrenzt. Beine schwarz. Unterseits ein Paar weißer Dreiecke (seitlich am Mesothorax).
Ähnliche Arten: Der Ameisen-Siebenpunkt-Marienkäfer ( Coccinella magnifica) auf der Unterseite des Thorax mit zwei Paar weißer Dreiecke. Rote Individuen des Asiatischen Marienkäfers ( Harmonia axyridis) besitzen meist zwei weiße Flecke auf der Mitte des Hinterrandes des Halsschildes sowie mehr schwarze Punkte auf den Flügeldecken.
Gesetzlicher Schutz und Rote Liste
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Merkmale
Die Eier sind etwa 1,3 mm lang, elliptisch, gelb.
Der Körper der Larven ist überwiegend grau gefärbt; Kopf überwiegend schwarz mit vier hellorangenen Flecken, die auch zu einem Ring verschmolzen sein können; Thorax und Abdomen mit schwarzen Warzen, die mit schwarzen Borsten besetzt sind, das dritte Thoraxsegment und das dritte Hinterleibssegment seitlich mit hellorangenen Warzen; die Beine sind schwarz.
Die Variabilität der Käfer ist im Gegensatz zu einigen anderen Marienkäferarten relativ gering. Die Anzahl der schwarzen Punkte ist konstant, nur ihre Größe nimmt innerhalb des Verbreitungsgebietes von West nach Ost zu.
Die beiden Geschlechter können anhand eines Haarbüschels in der Mitte des 6. Sternites unterschieden werden; bei den Männchen ist dieses Haarbüschel vorhanden, bei den Weibchen fehlt es (Klausnitzer & Klausnitzer 1997).
Verbreitung
Einheimisch von Nordeuropa bis Nordafrika und Israel sowie von Westeuropa bis Japan (GBIF; PESI).
1956 erstmals in die USA eingeführt (Hoebeke & Wheeler 1980); 1973 Erstnachweis in Quebec; Ende der 1980er hat sich die Art bis zur Pazifikküste ausgebreitet (Horn 1991; COSEWIC 2012: 9).
Lebensweise
Die Dauer der Entwicklung vom Ei bis zum erwachsenen Käfer beträgt unter Zuchtbedingungen 28,5 bis 33,7 Tage und ist abhängig von der Temperatur. Im Freiland dauert die Entwicklung in Mitteleuropa etwa 40 Tage, in den tropischen Gebieten Indiens nur 16 bis 18 Tage (Klausnitzer & Klausnitzer 1997; Krengel et al. 2012). Ein Weibchen legt etwa 10 bis 30 Eier, meist in der Nähe von Blattlauskolonien an Blattunterseiten ab. Insgesamt kann ein Weibchen bis zu 800 Eier ablegen. Die Larven entwickeln sich über vier Stadien und fressen im Laufe ihres Daseins über 400 Blattläuse. Die ausgewachsene Larve entwickelt sich zunächst zu einer Präpuppe und dann zu einer Mumienpuppe, das heißt, Fühler und Beine liegen nicht frei sondern sind fest mit dem Körper verbunden. Nach dem Schlupf aus der Puppe sind die Vorderflügel des Käfers zunächst gelb gefärbt und nehmen erst im Laufe von zwei Tagen ihre rote Färbung mit schwarzen Punkten an. Die Käfer überwintern, manchmal in Gemeinschaften. In Nord-, Mittel- und Westeuropa entwickelt sich eine Generation pro Jahr (eine partielle zweite Generation ist möglich), weiter südlich zwei Generationen und in den tropischen Bereichen Indiens entwickeln sich 15 bis 20 Generationen pro Jahr (Klausnitzer & Klausnitzer 1997). Die Larven sind aphidophag, also blattlausfressend, wobei nicht alle Blattlausarten gleichermaßen geeignet sind. 24 Blattlausarten gelten als essentiell, d.h., stehen diese zur Verfügung, können sich die Käferlarven gut entwickeln und die Käfer erfolgreich fortpflanzen. Andere Blattlausarten wirken sich negativ auf die Entwicklung aus, so dass diese nicht abgeschlossen wird oder es nicht zur Reproduktion kommt. Bei vorübergehendem Nahrungsmangel können sich Larven und Käfer auch von anderen Insekten und Pollen ernähren (Hodek & Michaud 2008).
Lebensräume
Der Siebenpunkt überwintert in Gehölzbeständen in der Streu. Im Frühjahr lebt er in der Strauch- und Baumschicht und wechselt später in die Krautschicht meist anderer Habitate (Klausnitzer & Klausnitzer 1997), was mit dem Entwicklungszyklus der Blattläuse korreliert. Auf Feldern lebende und dort erwünschte Marienkäfer benötigen also Gehölze, um in der Agrarlandschaft existieren zu können. Auch in Gärten und Parks.
Bestandssituation
Im Jahr 1989 trat der Siebenpunkt in Mecklenburg-Vorpommern massenhaft auf. An den Stränden von Ostsee und Schweriner See häuften sich kilometerlang mehrere Zentimeter hoch und bis zu einem halben Meter breit Siebenpunktmarienkäfer. Diesem Massenauftreten waren zwei milde Winter sowie 1988 eine Massenentwicklung von Blattläusen auf den Feldern in Mecklenburg-Vorpommern vorausgegangen (Nuß 1991).
Seit dem Jahr 2000 hat sich der Asiatische Marienkäfer (Harmonia axyridis) schnell über ganz Mitteleuropa ausgebreitet. Die Art ist dominant gegenüber einheimischen Marienkäferarten und verdrängt diese, weil in der Umwelt gleiche Ressourcen genutzt werden, sie direkt gefressen werden („intra-guild predation“) und untereinander konkurrieren (Majerus et al. 2006; Brown et al. 2011; Roy et al. 2012). Zudem besitzt Harmonia axyridis in der Hämolymphe parasitische Mikrosporidien der Gattung Nosema, gegen die der Käfer selbst immun ist. Wird er jedoch von anderen Marienkäferarten gefressen, die diese Immunität nicht besitzen, sterben diese. Dieser Zusammenhang wurde für den Siebenpunkt gezeigt (Vilcinskas et al. 2013, 2015), dürfte aber für alle einheimischen, blattlausfressenden Marienkäferarten gelten.
Im Jahr 2019 trat der Siebenpunkt in Sachsen stellenweise wieder häufig und auch häufiger als der Asiatische Marienkäfer auf (Schiffnederová & Nuß 2020).
Der Siebenpunkt wird kommerziell gezüchtet, um ihn als Gegenspieler von Blattläusen in gärtnerischen Kulturen auszusetzen.
In Nordamerika ging die Einschleppung und Ausbreitung des Siebenpunkts mit einem starken Rückgang der dort einheimischen Marienkäferarten Coccinella novemnotata Herbst, 1793, C. transversoguttata Mulsant, 1850 und Hippodamia convergens Guérin-Méneville, 1842 verdrängt (Horn 1991; COSEWIC 2012).
Literatur
- Brown, P. M. J., R. Frost, J. Doberski, T. Sparks, R. Harrington & H. E. Roy 2011: Decline in native ladybirds in response to the arrival of Harmonia axyridis: early evidence from England. – Ecological Entomology 36 (2): 231–240.
- Commitee on the Status of Endangered Wildlife in Canada (COSEWIC) 2012: COSEWIC Special Report on the Changes in the Status and Geographic ranges on the Canadian Lady Beetles Coleoptera: Coccinellidae: Coccinellinae and the selection of Candidate Species for Risk, in Canada. Committee on the Status of Endangered Wildlife in Canada. – Ottawa. 60 pp.
- Hodek, I. & J. P. Michaud 2008: Why is Coccinella septempunctata so successful? (A point-of-view). – European Journal of Entomology 105 (1): 1–12.
- Hoebeke, E. R. & A. G. Wheeler 1980: New distribution records of Coccinella septempunctata L. in the eastern United States (Coleoptera, Coccinellidae). – Coleopterists Bulletin 34: 209–212.
- Horn, D. J. 1991: Potential impact of Coccinella septempunctata on endangered Lycaenidae (Lepidoptera) in NW Ohio, U.S.A. S. 159–162. – In: L. Polgar, R. J. Chambers, A. F. G. Dixon & I. Hodek, Behavior and impact of Aphidophaga. SPB Academic Publishers, The Hague.
- Klausnitzer, B. 2006: Der Siebenpunkt Coccinella septempunctata. Insekt des Jahres 2006. Deutschland und Österreich. – Faltblatt des Kuratoriums Insekt des Jahres.
- Klausnitzer, B. & H. Klausnitzer 1997 (4. Aufl.): Marienkäfer (Coccinellidae). – Die Neue Brehm-Bücherei Band 451. – Westarp Wissenschaften, Magdeburg. 175 S.
- Krengel, S., G. I. Stangl, C. Brandsch, B. Freier, T. Klose, E. Moll & A. Kiowski 2012: A comparative study on effects of normal versus elevated temperatures during preimaginal and young adult period on body weight and fat body content of mature Coccinella septempunctata and Harmonia axyridis (Coleoptera: Coccinellidae). – Ecological Entomology 41 (3): 676–687.
- Majerus, M., V. Strawson & H. Roy 2006: The potential impacts of the arrival of the harlequin ladybird, Harmonia axyridis (Pallas) (Coleoptera: Coccinellidae), in Britain. – Ecological Entomology 31: 207–215.
- Nedvěd, O. 2020 (2. Aufl.): Ladybirds (Coccinellidae) of Central Europe. – Zoological Keys 4. – Academia Praha. 303 S., LXXIX Taf.
- Nuß, M. 1991: Ursachen des Massenauftretens von Marienkäfern im Sommer 1989 im norddeutschen Ostseeraum (Col., Coccinellidae). – Entomologische Nachrichten und Berichte 35 (1): 62–63.
- Roy, H. E., T. Adriaens, N. J. B. Isaac, M. Kenis, T. Onkelinx, G. S. Martin, P. M. J. Brown, L. Hautier, R. Poland, D. B. Roy, R. Comont, R. Eschen, R. Frost, R. Zindel, J. Van Vlaenderen, O. Nedvěd, H. Peter Ravn, J.-C. Grégoire, J.-C. de Biseau & D. Maes 2012: Invasive alien predator causes rapid declines of European ladybugs. – Diversity and Distributions 18: 717–725.
- Roy, H. & P. Brown 2018: Field guide to the Ladybirds of Great Britain and Ireland. – Bloomsbury Wildlife, London. 160 S.
- Schiffnederová, K. & M. Nuß 2020: Vorkommen von Marienkäferarten im Osterzgebirge (Coccinellidae). – Sächsische entomologische Zeitschrift 10: 81–91.
- Vilcinskas, A., K. Stoecker, H. Schmidtberg, C. R. Röhrich & H. Vogel 2013: Invasive Harlequin Ladybird Carries Biological Weapons Against Native Competitors. – Science 340 (6134): 862–863.
- Vilcinskas, A. & H. Schmidtberg 2014: Der Asiatische Marienkäfer als Modell - invasiv durch biologische und chemische Waffen. – Biologie in unserer Zeit 44 (6): 386–391.
- Vilcinskas, A. 2015: Pathogens as Biological Weapons of Invasive Species. – PLoS Pathog 11(4): e1004714.
Autor(-en): Matthias Nuß. Letzte Änderung am 04.01.2024
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Arnsdorf, Oktober 2023
(© Peter Diehl)
Brand-Erbisdorf OT Langenau, Oberreichenbacher Straße, Feldrand, Juli 2019, Sommertreffen
(© Michael Happ)
Brand-Erbisdorf OT Langenau, Oberreichenbacher Straße, Feldrand, Juli 2019, Sommertreffen (© Michael Happ)( Bild vergrößern)
Arnsdorf, April 2023
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Chemnitz-Hilbersdorf Schmetterlingswiese 294 BUND, Juni 2020
(© Benjamin Franke)
Chemnitz-Hilbersdorf Schmetterlingswiese 294 BUND, Juni 2020 (© Benjamin Franke)( Bild vergrößern)
Chemnitz-Hilbersdorf Schmetterlingswiese 294 BUND, Juni 2020
(© Benjamin Franke)
Chemnitz-Hilbersdorf Schmetterlingswiese 294 BUND, Juni 2020 (© Benjamin Franke)( Bild vergrößern)
Paarung vom Siebenpunkt-Marienkäfer im Juli 2015, Dauban
(© Tilmann Adler)
Paarung vom Siebenpunkt-Marienkäfer im Juli 2015, Dauban (© Tilmann Adler)( Bild vergrößern)
Arnsdorf, Oktober 2023
(© Peter Diehl)
Larve des Siebenpunkt-Marienkäfers. Plauen/Vogtland, Nach den drei Bergen, Juni 2015
(© Steffen Hintersaß)
Larve des Siebenpunkt-Marienkäfers. Plauen/Vogtland, Nach den drei Bergen, Juni 2015 (© Steffen Hintersaß)( Bild vergrößern)
Chemnitz Schönherrpark, 17.06.2019
(© Benjamin Franke)
Larve des Siebenpunkt-Marienkäfers an einer Blattlauskolonie. Dresden-Kaditz, Juni 2015
(© Steffen Hintersaß)
Larve des Siebenpunkt-Marienkäfers an einer Blattlauskolonie. Dresden-Kaditz, Juni 2015 (© Steffen Hintersaß)( Bild vergrößern)
bei Hermannshagen-Heide (Landkreis Vorpommern-Rügen), 05.06.2020
(© Martin Feike)
bei Hermannshagen-Heide (Landkreis Vorpommern-Rügen), 05.06.2020 (© Martin Feike)( Bild vergrößern)
Puppe des Siebenpunkt-Marienkäfers. Radeberg, Juni 2014
(© Tilmann Adler)
Puppe des Siebenpunkt-Marienkäfers. Radeberg, Juni 2014 (© Tilmann Adler)( Bild vergrößern)
Chemnitz, September 2023
(© Reinhard Weidlich)
Chemnitz, Juni 2014
(© Reinhard Weidlich)
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