Platanen-Gitterwanze (Corythucha ciliata (Say, 1832))

DE Deutschland , DE-SN Sachsen Druckansicht

Diagnose

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Merkmale

Die Art ist etwa 4mm groß und ähnelt im Erscheinungsbild den Gitterwanzen der Gattung Stephanitis. Sie weist eine charakteristische Körperform mit stark blattartig verbreiterten durchbrochenen Halsschildrändern auf. Die Fühler sind sehr dünn und mit langen abstehenden einzelnen Haaren besetzt. Das gesamte Tier ist weißlich gefärbt - ohne jegliche dunkle Zeichnung auf den Adern der Flügel- , die Abschnitte zwischen den Adern der Flügel sind transparent bis milchig weiß. Der Flügelrand und die Ränder des Halsschildes sind mit kleinen borstenartigen Stacheln besetzt. Der Kopf wird von einer helmartigen ebenfalls durchbrochenen Aufwölbung des Halsschildes verdeckt.

Verbreitung

Die Art stammt aus Nordamerika, wo sie im Westen in Wäldern mit verschiedenen Platanus-Arten beheimatet ist. Über Europa hat sich die Art sehr rasch ausgebreitet, wobei die ersten Einbürgerungen offensichtlich 1964 in Padua/Italien stattgefunden haben. Die Ausbreitungshistorie in Europa ist in der Literatur ausgiebig dokumentiert (z.B. Heiss 1995, Hoffmann 1996, 2002, 2004). Corythucha ciliata ist ein Neozon, welches in Europa auf eine bisher ausschliesslich durch den Menschen kultivierte Futterpflanze angewiesen ist.

Vorkommen in Sachsen

Die Art wurde in Sachsen zuerst in Dresden auf einem Parkplatz vor einem großen Bau- und Gartenmarkt gefunden (Münch & Münch 2007), ehe die großen Altplatanenbestände in der Innenstadt besiedelt wurden (Küchler & Drilling 2010). Mittlerweile wurde die Art auch mehrfach in Leipzig gefunden (Nigmann et al 2008; Mitteilung D.Matzke) .

Lebensweise

Die Platanen-Gitterwanze überwintert als erwachsenes Tier unter den Borkenschuppen der Platane, wobei sehr trockene Schuppen in mittleren bis oberen Stammbereichen bevorzugt werden. In Mitteleuropa durchläuft die Art nur eine Generation pro Jahr - während im Mittelmeerraum bis zu drei Generationen pro Jahr möglich sind. Larven findet man dann im Frühsommer, bevor ab Juli die erwachsenen Tiere der neuen Generation erscheinen. Die Tiere sitzen auf den Unterseiten der Platanenblätter und besaugen dort die Blattadern und die Blattunterseite in Nähe der Blattadern.Stark befallene Blätter zeigen dann ein recht typisches Schadensbild mit gelben Bereichen entlang der Blattaderung. Die Platanen werden durch die Saugtätigkeit der Platanengitterwanze geschädigt - ein direktes Absterben von Bäumen ist bisher nicht beobachtet worden, ist aber in Folge von einhergehendem Pilzbefall nicht auszuschliessen. Eine Bekämpfung der Art scheidet wegen der Nähe zu menschlichem Siedlungsraum aus und scheint wenig aussichtsreich (Hoffmann 2004).

Lebensräume

Corythucha ciliata lebt in Europa auf der in großen Mengen kultivierten Bastard-Platane (Platanus x hybridus [= Platanus x hispanica, = P. x acerifolia ]). In Nordamerika lebt die Art unter anderem auf der Amerikanischen Platane (Platanus occidentalis), die hier in Mitteleuropa nur sehr selten kultiviert wird und daher als Wirtspflanze keine nennenswerte Rolle spielt.

Bestandssituation

Die Art ist in Sachsen sehr selten und ungefährdet. Sie befindet sich derzeit noch in Ausbreitung.

Literatur

  • Arnold, K. 2009: Checkliste der Heteropteren des Freistaates Sachsen. – Mitteilungen Sächsischer Entomologen, Suppl. 8: 116–145.
  • Heiss, E. 1995: Die amerikanische Platanennetzwanze Corythucha ciliata  eine Adventivart im Vormarsch auf Europa (Heteroptera, Tingidae).  Stapfia 84: 143148.
  • Hoffmann, H.-J. 1996: Die Platanen-Gitterwanze Corytucha ciliata (Say) weiter auf dem Vormarsch (Hemiptera-Heteroptera: Tingidae).  Heteropteron, Köln 2: 1921.
  • Hoffmann, H.-J. 2002: Die Platanengitterwanze Corytucha ciliata (Say, 1872) erreicht den Niederrhein.  Heteropteron Köln 15: 2530.
  • Hoffmann, H.-J. 2003: Die Platanengitterwanze Corythucha ciliata (Say, 1872) erreicht den Niederrhein (Heteroptera). – Entomologische Nachrichten und Berichte 47 2003 (2):6770.
  • Hoffmann, H.-J. 2004: Insekten als Neozoen in der Stadt.  Insecta Berlin 9: 920.
  • Küchler, S. & K. Drilling 2010: Corythucha ciliata Say, 1832 (Heteroptera, Tingidae): Platanenschädling breitet sich weiter im Dresdener Raum aus.  Entomologische Nachrichten und Berichte Dresden 54: 70.
  • Münch, D. & M. Münch 2007: Neue und ehemals selten nachgewiesene Wanzenarten (Heteroptera) in Sachsen.  Sächsische Entomologische Zeitung 2: 1336.
  • Nigmann, U., D. Münch, M. Münch & R. Achtziger 2008: Verbreitung und Ausbreitung der Platanenwanze Arocatus longiceps St°al, 1872 in Ostdeutschland (Heteroptera: Lygaeidae).  Sächsische Entomologische Zeitung Leipzig 3: 7688.
  • Péricart, J. 1983: Hémiptères Tingidae euro-méditerranéens.  Faune de France 69: 1618.
  • Rabitsch, W. 1998: Zur Verbreitung von Arocatus longiceps Stal, 1873 (Heteroptera, Lygaeidae) im nördlichen Österreich mit Anmerkungen zur Merkmalsvariabilität.  Linzer Biologische Beiträge Linz 30 (1): 305310.
  • Wachmann, E., A. Melber & J. Deckert 2006: Wanzen Band 1. Dipsocoromorpha, Nepomorpha, Gerromorpha, Leptopodomorpha, Cimicomorpha (Teil 1).  Die Tierwelt Deutschlands 77.
Autor(-en): Michael Münch, Matthias Nuß. Letzte Änderung am 22.05.2023

Platanengitterwanze (Corythucha ciliata), Dresden-Übigau, Parkplatz vor Baumarkt (Deutschland, Sachsen, Stadt Dresden), 22.11.2006
(© Michael Münch)


Wintervergesellschaftung von Platanengitterwanzen unter Platanenborke. Stuttgart-Untertürkheim, Mercedesstrasse Höhe Gottlieb-Daimler-Stadion (Deutschland, Baden-Württemberg). Ende Februar 2004.
(© Michael Münch)
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