Vorderflügellänge: 24–29 mm (Männchen), 26–34 mm (Weibchen).
Vorderflügeloberseite: Grauweiß mit variabler dunkelgrauer Linienzeichnung. Von 1/6 bis 2/6 eine graue Querbinde. Diese innere Querbinde mehr oder weniger gerade verlaufend und mit kleinem, zum Flügelaußenrand zeigendem Zacken.
Ähnliche Arten: Cerura erminea besitzt eine reinweiße Grundfarbe und kein graues Querband. Die verwandten Furcula-Arten sind deutlich kleiner, besitzen breite dunkelgraue Querbinden und eine gelbe Beschuppung entlang dieser Querbinden.
Gesetzlicher Schutz und Rote Liste
Rote Liste Deutschland: ungefährdet
Merkmale
Cerura vinula ist ein mittelgroßer Nachtfalter, dessen Größe zwischen Männchen und Weibchen recht beträchtlich variiert. Seine Vorderflügel sind von weißgrauer Grundfarbe und tragen eine dunkelgraue Linienzeichnung. Auf dem Vorderflügel erstreckt sich von etwa 1/6 bis 2/6 eine mittelgraue, dunkelgrau gesäumte Querbinde, die am Flügelhinterrand einen Zacken besitzt, der zum Flügelaußenrand zeigt. Im äußeren Flügeldrittel befindet sich eine weißgraue, dunkelgrau gesäumte Querbinde, die jeweils zwischen zwei Flügeladern einen Zacken besitzt. Wie Cerura erminea und Furcula-Arten trägt Cerura vinula über der Diskoidalquerader einen schwarzen Querstrich. Der Kopf ist grauweiß. Beide Geschlechter besitzen weiße Antennen mit schwarzen Fiederästen; beim Männchen sind diese Fiederäste deutlich länger. Abdomen hellgrau, mit schwarzer Querbänderung. Die Beine sind grauweiß und bis zur Tibia stark beborstet; die Tarsen besitzen distal jeweils ein schwarzes Band.
Die Eier dieser Art sind rotbraun (oft aber auch cremefarben) mit einer leichten Aufhellung um die graue Mikropyle.
Die Raupe wird bis zu 80 mm lang und ist damit die größte aller Gabelschwanz-Arten (Cerura erminea, Furcula-Arten). Sie ist hellgrün und besitzt auf dem Rücken des dritten Abdominalsegments einen Höcker mit roter Spitze. Der Nachschieber ist zu einer "Gabel" umfunktioniert, die schwarz gekörnt ist und aus der bei Abwehrverhalten zwei dünne rote Schläuche ausgestülpt werden können. Vom Halsschild bis zum letzten Abdominalsegment erstreckt sich ein weißgesäumter, dunkelgrauer, dunkelgrüner oder weinroter Rückenstreifen mit feinen hellen Längsstrichen. Der Rückenstreifen ist auf Höhe des zweiten und dritten Bauchbeinpaares etwas verbreitert. Über dem zweiten Bauchbeinpaar befindet sich bisweilen ein dunkelgrauer, weißgesäumter Fleck. Auf dem ersten Segment besitzt sie um den Kopf herum einen leuchtend roten Ring, der erst gegen Ende der Larvalentwicklung zum Vorschein kommt. Auf diesem roten Ring befindet sich oberhalb des Kopfes auf jeder Seite jeweils ein großer schwarzer Punkt. Die Kopfkapsel ist braun und beiderseits mit jeweils einem schwarzen Streifen versehen, der sich von den Augen bis zur Oberkante des Kopfes zieht. Vor der Verpuppung verfärbt sich die Raupe erst dunkelgrün und dann weinrot.
Die Puppe ist dunkelrotbraun. Bein- und Fühlerscheiden treten deutlich hervor. Ihr Abdominalende ist stumpf mit einem feinen Häkchenfeld.
Verbreitung
Die Art kommt auf dem gesamten europäischen Festland und östlich im gemäßigten Asien bis nach China vor.
Lebensweise
Die Falter fliegen pro Jahr normalerweise in nur einer Generation von April bis August. Die Zucht unter künstlichen Bedingungen zeigte jedoch, dass ein kleiner Teil der Tiere noch im gleichen Jahr schlüpfte. Raupen erscheinen von Ende Mai bis in den Herbst hinein.
Die Weibchen legen ihre Eier einzeln oder in kleinen Gruppen mit bis zu 6 Eiern auf der Blattoberseite knie- bis mannshoher Pappel- oder Weidenbäumchen ab. Bevorzugt werden Zitter- und Schwarzpappel (Populus tremula, P. nigra), sowie Salweide (Salix caprea). Die Raupen sitzen bis zum vorletzten Larvalstadium auf der Blattoberseite auf einem dünnen, flächigen Seidengespinst. Werden sie im letzten Stadium zu groß und schwer, klammern sich bevorzugt an Blattstiele oder dünne Zweige. Im ersten Larvalstadium skelettiert die Raupe die Blattoberseite, in den folgenden Stadien beißt sie dann vollständige Blattteile von der Blattspitze beginnend ab. Bei Gefahr zeigt sie ein bemerkenswertes Abwehrverhalten: Sie zieht den Kopf ein und dreht ihn einwärts, sodass der leuchtend rote Ring mit den schwarzen Augenflecken um den Kopf herum deutlich zum Vorschein kommen. Zugleich biegt sie ihr Hinterende kopfwärts nach oben, spreizt die Gabelschwänze am Hinterende und stülpt aus ihnen kleine, um sich schlagende rote Schläuche. Zusätzlich ist sie befähigt, aus speziellen Drüsen am ersten Brustsegment Ameisensäure 20–30 cm weit zu spritzen.
Zur Verpuppung baut die Raupe am Fuße von Baumstämmen einen festen, dickwandigen Kokon aus Seide und Borkenstückchen, der bis 40 mm lang ist. Die Puppe überwintert.
Lebensräume
Cerura vinula bewohnt feuchte bis trockenwarme Standorte in der Nähe von kleinen Gewässern mit Vorkommen ihrer Raupennahrungspflanzen. Solche Plätze sind Auen, Schotterbänke an Flussufern, offen gelassene Kiesgruben, Ränder von Laubmischwäldern und Bahndämme.
Bestandssituation
Literatur
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Ebert, G. 1994: Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 4, Nachtfalter III. – Eugen Ulmer, Stuttgart. 535 S.
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- Lepidopterologen Arbeitsgruppe 2000: Schmetterlinge und ihre Lebensräume, Arten – Gefährdung – Schutz. Schweiz und angrenzende Gebiete, Band 3, Hepialidae, Cossidae, Sesiidae, Thyrididae, Lasiocampidae, Lemoniidae, Endromidae, Saturniidae, Bombycidae, Notodontidae, Thaumetopoeidae, Dilobidae, Lymantriidae, Arctiidae. – Hrsg. Pro Natura, Schweizerischer Bund für Naturschutz. – Verlag Neue Medien, Egg. 914 S.
- Schintlmeister, A. 2008. Palaearctic Macrolepidoptera, Volume 1, Notodontidae. – Apollo Books, Stenstrup, 482 S.
Links
- Großer Gabelschwanz im Lepiforum
- Tonie Kasiske 2023: Die Suche nach dem Großen Gabelschwanz (Cerura vinula). YouTube
Autor(-en): Franziska Bauer, Matthias Nuß. Letzte Änderung am 28.08.2023