Vorderflügel auffällig schmal, in Ruhestellung übereinander liegend, unregelmäßig braun gescheckt; Costa in der distalen Flügelhälfte mit dunkelbrauner Punktreihe; bei 2/5 und 4/5 jeweils eine stark gezackte dunkelbraune Querlinie; Mittelfeld mit zwei Ring- und einem Nierenmakel; Makel braun, dunkelbraun gesäumt, in der Mitte mit dunklem Fleck. Die Zeichnung variiert von sehr kontrastreich bis sehr undeutlich.
Ähnliche Arten: Keine.
Gesetzlicher Schutz und Rote Liste
Rote Liste Deutschland: ungefährdet
Merkmale
Verbreitung
Island, Makaronesien, ganz Europa, östlich bis Japan; Afrika, Madagaskar, Arabische Halbinsel, Indien, China, Hawaii (GBIF; Wolff 1971; Munroe 1973). Nomophila noctuella galt früher als weltweit verbreitet, bis Munroe (1973) zeigte, dass es sich hierbei um mehrere Arten handelt.
Die Art hat in der mediterranen Region permanente Vorkommen, wandert jährlich in nördlichere Breiten ein und bildet in mittleren Breiten eine temporäre, lokale Generation aus.
Lebensweise
Die Larven von Nomophila noctuella sind polyphag. Unter künstlichen Bedingungen fraßen sie an Polygonum aviculare, Trifolium repens sowie an Gräsern. Beobachtungen in der Natur liegen ausschließlich an Breitwegerich (Plantago major) vor (Beavan & Heckford 2009). Die Larven leben auf den Pflanzen in einem lockeren Gespinst und können so auch auf Algenfarnen (Azolla spp.) (Schwimmfarngewächse, Salviniaceae), die auf der Wasseroberfläche schwimmen, leben (Farahpour-Haghani & Jalaeian 2023). Die Verpuppung erfolgt in einem weißen Kokon zwischen Blättern oder Steinen; die Falter schlüpfen in Großbritannien im Herbst, teilweise im Frühjahr (Beirne 1952). Es ist nicht bekannt, ob die Art in Deutschland erfolgreich überwintern kann.
Die Migration von Faltern ist gut dokumentiert. Wolff (1971: 124) gibt eine Beobachtung des dänischen Entomologen Kryger wieder, der 1928 von New York nach Plymouth segelte und auf Höhe der Azoren bei SO-Wind einen Schwarm von Nomophila noctuella und einigen Udea ferrugalis-Individuen registrierte. Kettlewell (1961) dokumentierte 12 km nördlich von Oxford am 10. März 1960 einen radioaktiven Falter von Nomophila noctuella. Mittels Autoradiographie konnte eine Falloutpartikel nachgewiesen werden, die mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auf eine radioaktive Explosion in der Sahara im Feburar 1960 zurückgeführt werden konnte. Damit war erstmals bewiesen, dass ein Falter über eine Entfernung von 2.400 km wandern kann. Somit kann auch erklärt werden, wie die Falter auf entfernt gelegene ozeanische Inseln wie die Azoren gelangen. Auf Island wird Nomophila noctuella gelegentlich als Einwanderin im Herbst nachgewiesen, entwickelt dort aber keine bodenständige Generation (Wolff 1971: 45, 117). An der Südküste Englands wurde die Art zwischen 1982 und 2005 in 17 Jahren nachgewiesen und dies signifikant häufiger bei höheren Temperaturen (Sparks et al. 2007). In einigen Jahren werden in Großbritannien an einem einzigen Ort hohe Individuenzahlen registriert, so etwa 5.500 Falter auf Portland am 5. September 2003 (Parsons & Clancy 2023).
Lebensräume
Offenland wie Wiesen, Brachen, Feldraine und trockene Grasländer.
Bestandssituation
Reichholf (2004) zeigt für Südbayern, dass Nomophila noctuella im Zeitraum von 1979 bis 2003 vor allem in den Hitzesommern 1983, 1994 und 2003 auftrat. Für diese Jahre postuliert er eine Einwanderung der Falter im Juni und die Entwicklung einer lokalen Generation bis August und September.
Aus Sachsen ist Nomophila noctuella seit dem 19. Jahrhundert bekannt. Von 1994 bis 2003 wurde die Art in Sachsen aus allen Jahren und von 2012 bis 2024 aus neun Jahren nachgewiesen (siehe Daten auf Insekten Sachsen und Sobczyk et al. 2018). Allerdings gibt es keine lückenlose Erfassung dieser Art, da sie unter Lepidopterologen als häufig angesehen und deshalb nicht immer dokumentiert wurde. Schaut man jedoch auf Deutschland, wurde die Art seit 1987 jedes Jahr nachgewiesen (lepidoptera.de).
Literatur
- Beavan, S. D. & R. J. Heckford 2009: A note on the larva, foodplants and a hymenopterous parasitoid of Nomophila noctuella ([Denis & Schiffermüller], 1775)(Lep.: Pyralidae). – The Entomologist's Record and Journal of Variation, London 121: 79–84.
- Beirne, B. P. 1952: British Pyralid & Plume Moths. – Frederick Warne & Co., LTD., London and New York. 208 S.
- Farahpour-Haghani, A. & M. Jalaeian 2023: Comparative life stages and behavioral characteristics of two Spilomelinae moths with overlapping feeding periods on Azolla spp., in the northern Iran. – Journal of Crop Protection, Tehran 12 (1): 101–119.
- Kettlewell, H. B. D. 1961: Accidental radioactive labelling of a migratory moth. – Nature 189: 676–677.
- Munroe, E. G. 1973: A supposedly cosmopolitan insect: The celery webworm and allies, genus Nomophila Hübner (Lepidoptera: Pyralidae). – The Canadian Entomologist, Ottawa 105 (2): 177–216.
- Parsons, M. & S. Clancy 2023: A guide to the pyralid and crambid moths of Britain and Ireland. – Atropos Publishing, 508 S.
- Reichholf, J. H. 2004: „Flugjahre" des Wanderzünslers (Nomophila noctuella D. & S., 1775) nach Fangergebnissen mit Lichtfallen in Südbayern (Lepidoptera, Pyralldae). – Atalanta 35 (1–2): 27–32.
- Sobczyk, T., D. Stöckel, F. Graf, H. Jornitz, T. Karisch & S. Wauer 2018: Die Schmetterlingsfauna (Lepidoptera) der Oberlausitz. Teil 5: Kleinschmetterlinge (Microlepidoptera) 1. Teil. – Beiträge zur Insektenfauna Sachsens 20. – Entomologische Nachrichten und Berichte, Beiheft 22: 439 S.
- Sparks, T. H., R. L. H. Dennis, P. J. Croxton & M. Cade 2007: Increased migration of Lepidoptera linked to climate change. – European Journal of Entomology 104 (1): 139–143.
- Wolff, N. L. 1971: Lepidoptera. – Zoology of Iceland, Copenhagen & Reykjavik 3 (45): 1–193, Taf. 1–15.
Links
Autor(-en): Matthias Nuß, Franziska Bauer. Letzte Änderung am 28.10.2024