Rundaugen-Mohrenfalter (Erebia medusa (Denis & Schiffermüller, 1775))

DE Deutschland , DE-SN Sachsen Druckansicht

Diagnose

Vorderflügellänge 22–23 mm.

Flügeloberseiten dunkelbraun, je eine orange Binde, die in einzelne runde Flecke gegliedert ist (Name!); Vorderflügel mit bis zu fünf Augenflecken, Hinterflügel mit drei Augenflecken auf orangem Grund. Flügelfransen braun, nicht gescheckt.

Flügelunterseiten: Zeichnung wie auf den Oberseiten.

Ähnliche Arten: Der Graubindige Mohrenfalter (Erebia aethiops) mit kontrastarm schwarz-weiß gescheckten Flügelfransen und auf der Unterseite der Hinterflügel mit grauer Binde, die keine oder nur kleine, unscheinare Augenflecken aufweist.
Der Weißbindige Mohrenfalter (Erebia ligea) mit deutlich schwarz-weiß gescheckten Fransen sowie auf den Unterseiten der Hinterflügel die orange Fleckenreihe mit weiß gekernten Augenflecken und vom Vorderrand eine dünne weiße Punktlinie in den Flügel hineinreichend.

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Gesetzlicher Schutz (BArtSchV, BNatSchG): besonders geschützt
Rote Liste Sachsen: stark gefährdet
Rote Liste Deutschland: Vorwarnliste (noch ungefährdet)

Merkmale

Verbreitung

Lebensweise

Die Individualentwicklung von Erebia medusa verläuft nach einer Beobachtung von Matthias Hartung in den Jahren 2014–2015 wie folgend beschrieben (siehe auch die dazugehörigen Fotos). Die Weibchen legen die Eier vorwiegend an dürre Grashalme in Bodennähe. Zunächst sind die Eier gelblich weiß gefärbt. Schon am nächsten Tag bekommen sie im Innern kleine braune Flecken, was auch ein Zeichen dafür ist, dass die Eier befruchtet sind. Nicht befruchtete Eier bleiben weiß. Nach 10 Tagen schlüpfen die Räupchen aus den Eiern. Als Nahrungspflanze dienen Süßgräser (Festuca). Die Raupen halten sich vorwiegend am Boden auf, fressen hauptsächlich nachts, hin und wieder auch tagsüber. Die Raupen nehmen bis Anfang November Nahrung auf. Bei einer Temperatur von ca. 18°C stellen die Raupen die Nahrungsaufnahme ein und verkriechen  sich am Boden unter Blättern. Nach weiteren zwei Wochen wird die Temperatur schrittweise auf 6°C abgesenkt und die Luftfeuchte auf 60-70% eingestellt, wofür eine selbst gebaute Klimabox mit Kühlgerät verwendet wurde. Die Diapause kann am Ende des Winters, im Februar, durch schrittweise Erhöhung der Temperatur beendet werden. Die Raupen beginnen erst 14 Tage nach Erreichen einer Temperatur von mindestens 16°C wieder zu fressen, dass heißt, sie würden während einer kurzen Wärmeperiode im Winter keine Nahrung aufnehmen. Die Winterpause kann bis zum April andauern. Die Raupen machen außerhalb der Winterpause immer wieder längere Fresspausen und dies auch zusätzlich zur Häutungspause. Somit dauert die Entwicklungsphase vom Ei bis zum Imago fast ein Jahr. Die Raupen nehmen nach der Diapause wieder Nahrung auf und häuten sich noch einmal, bevor sie sich am Boden verpuppen.

Lebensräume

Bestandssituation

Literatur

  • Besold, J. & T. Schmitt 2014: More northern than ever thought: refugia of the Woodland Ringlet butterfly Erebia medusa (Nymphalidae: Satyrinae) in northern central Europe. – Journal of Zoological Systematics and Evolutionary Research 53 (1): 67–75.
  • Habel, J. C., M. Teucher & D. Rödder 2018: Mark-release-recapture meets Species Distribution Models: Identifying micro-habitats of grassland butterflies in agricultural landscapes. – PLOS ONE 13 (11): e0207052.
  • Hammouti, N., T. Schmitt, A. Seitz, J. Kosuch & M. Veith 2010: Combining mitochondrial and nuclear evidences: A refined evolutionary history of Erebia medusa (Lepidoptera: Nymphalidae: Satyrinae) in Central Europe based on the COI gene. – Journal of Zoological Systematics and Evolutionary Research 48: 115–125.
  • Münsch, T., F. Helbing & T. Fartmann 2019: Habitat quality determines patch occupancy of two specialist Lepidoptera species in well-connected grasslands. – Journal of Insect Conservation 23: 247–258.
  • Schmitt, T. & A. Seitz 2001: Intraspecific allozymatic differentiation reveals the glacial refugia and the postglacial expansions of European Erebia medusa (Lepidoptera: Nymphalidae). – Biological Journal of the Linnean Society 74: 429–458.
  • Stuhldreher, G. & T. Fartmann 2015: Oviposition-site preferences of a declining butterfly Erebia medusa (Lepidoptera: Satyrinae) in nutrient-poor grasslands. – European Journal of Entomology 112 (3): 493–499.
  • Stuhldreher, G. & T. Fartmann 2018: Threatened grassland butterflies as indicators of microclimatic niches along an elevational gradient – Implications for conservation in times of climate change. – Ecological Indicators 94 (1): 83–98.

Links

Autor(-en): Matthias Nuß, Matthias Hartung. Letzte Änderung am 26.02.2021

Rundaugen-Mohrenfalter, am Schluchsee-Uferrundweg im Schwarzwald, Ende Juni 2016
(© Bernd Garbe)


Die Falter legen ihre Eier an dürre Grashalme, ab Bild vom Falter.
(© Matthias Hartung)


Früher Mohrenfalter vom 7.6.2011 aus Zinnwald-Georgenfeld
(© Eva-Maria Bäßler)


Frühe Mohrenfalter im Mai 2014 bei Plauen/Vogtland
(© Steffen Hintersaß)


Ei von E. medusa, am 1. Juni 2014 bei Tiefenbrunn (Vogtland) abgelegt. Am nächsten Tag bildeten sich die im Bild sichtbaren Flecken aus. Das Ei ist jetzt wunderbar farblich an das dürre Gras angepasst.
(© Matthias Hartung)


Ei von E. medusa, am 1. Juni 2014 bei Tiefenbrunn (Vogtland) abgelegt. Die Falter legen ihre Eier an dürre Grashalme.
(© Matthias Hartung)


Erebia medusa-Raupe aus dem Ei vom 1. Juni 2014. Studioaufnahme vom 7.2.2015
(© Matthias Hartung)


Erebia medusa-Puppe aus dem Ei vom 1. Juni 2014. Studioaufnahme der Puppe am 16.3.2015.
(© Matthias Hartung)
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