Kleiner Silberfleckbläuling (Plebejus argus (Linnaeus, 1758))

DE Deutschland , DE-SN Sachsen Druckansicht

Diagnose

Vorderflügellänge 13–15 mm.

Männchen oberseits blau, mit breiten dunkelbraunen Flügelrändern. Weibchen mit braunen Flügeloberseiten und orangen Randflecken, die aber auch fehlen können.

Flügelunterseiten mit hellgrauem (Männchen) und hellbraunem (Weibchen) Grundton, beide Geschlechter mit schwarzen, weiß umrandeten Flecken sowie eine orange Fleckenreihe vor den Außenrändern der Flügel und am Ende der Hinterflügel metallisch blaue Flecke.

Ähnlichen Arten: Die Silberfleckbläulinge Plebejus argyrognomon und Plebejus idas größer, ohne Sporn an den Vordertibien (Lupe!) und die Männchen oberseits mit sehr schmalen dunkelbraunen Flügelrändern.

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Gesetzlicher Schutz (BArtSchV, BNatSchG): besonders geschützt
Rote Liste Sachsen: stark gefährdet
Rote Liste Deutschland: ungefährdet

Merkmale

Im männlichen Genital sind die Uncusseiten schmal, distal hakenförmig nach außen gebogen und das dorso-distale Valvenende weist große Zähne auf.
Im weiblichen Genital ist der Genitaltubus im Vergleich zu seiner Länge relativ schmal, überragt deutlich das Hinterende von Sternit VII und weist posterior eine polygonale Sklerotisierung auf.

Verbreitung

Von Großbritannien und Fennoskandien (bis 69° N) südlich bis zur Iberischen Halbinsel, Italien und Griechenland (PESI). Östlich ist die Art über die Türkei und die gemäßigten Klimabereiche bis nach Russisch Fernost, China und Japan verbreitet (Tolman & Lewington 1998; Sinev 2019).

Lebensweise

In Deutschland leben die Raupen in Heidegebieten an Calluna vulgaris, Erica tetralix sowie in anderen Gebieten auch Securigera (= Coronilla) varia, Helianthemum nummularium, Lotus corniculatus und Hippocrepis comosa, wobei letztgenannte Art nicht in Sachsen vorkommt (Weidemann 1995; Ebert & Rennwald 1993; Settele et al. 1999; Hardtke & Ihl 2000). In Moorgebieten kommt Lotus uliginosus als Larvennahrungspflanze in Frage.
Die Larven sind obligat myrmekophil und mit der Schwarzgrauen Wegameise (Lasius niger) vergesellschaftet (Weidemann 1995; Fiedler 1991, 2006).
An Nektarpflanzen wurde u.a. Lotus corniculatus beobachtet (Dietrich 2005).
Detaillierte Untersuchungen zur Lebensweise der Art in Sachsen sind notwendig.

Lebensräume

Plebejus argus kommt in Sachsen sowohl in Heidegebieten, auf Eisenbahngelände und Truppenübungsplätzen als auch in Mooren und moorigem Wiesengelände vor.

Bestandssituation

Die Art hat einen Großteil ihrer früheren Vorkommen in Sachsen eingebüßt. Durch eine bessere Datenlage sind aber zahlreiche Vorkommen bekannt geworden, die zuvor zumindest nicht dokumentiert waren (Hardtke & Nuss 2006; Reinhardt et al. 2007).

Literatur

  • Dietrich, W. 2005. Beitrag zur Kenntnis der Tagfalter im Mittleren Erzgebirge – Mitteilungen Sächsischer Entomologen 70: 3–9.
  • Ebert, G. & E. Rennwald 1993 (korrigierter Nachdruck der 1. Aufl.). Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 2, Tagfalter II. – Ulmer, Stuttgart, 535 S.
  • Fiedler, K. 1991: European and North West African Lycaenidae (Lepidoptera) and their associations with ants. – Journal of Research on the Lepidoptera 28 (4): 239–257.
  • Fiedler, K. 2006: Ant-associates of Palaearctic lycaenid butterfly larvae (Hymenoptera: Formicidae; Lepidoptera: Lycaenidae) – a review. – Myrmecologische Nachrichten 9: 77–87.
  • Hardtke H.-J. & A. Ihl 2000. Atlas der Farn- und Samenpflanzen Sachsens. – Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie, Dresden. – 806 S.
  • Hardtke, H.-J. & M. Nuss 2006: Die Silberfleckbläulinge Plebeius argus, P. idas und P. argyrognomon in Sachsen (Lepidoptera: Lycaenidae). – Sächsische Entomologische Zeitschrift 1: 33–44.
  • Münsch, T. & T. Fartmann 2021: Limestone quarries are the most important refuge for a formerly widespread grassland butterfly. – Insect Conservation and Diversity 15 (2): 200–212.
  • Reinhardt, R., H. Sbieschne, J. Settele, U. Fischer & G. Fiedler 2007: Tagfalter von Sachsen. – Entomologische Nachrichten und Berichte, Dresden Beiheft 11: 1–695, 1–48.
  • Settele, J., R. Feldmann & R. Reinhardt 1999. Die Tagfalter Deutschlands. – Ulmer, Stuttgart. 452 S.
  • Sinev, S. Ju. 2019: Catalogue of the Lepidoptera of Russia. – Zoological Institute, St. Petersburg. 448 S.
  • Tolman, T. & R. Lewington 1998: Die Tagfalter Europas und Nordwestafrikas. – Franckh-Kosmos, Stuttgart. 319 S., 104 Tafeln. (Übersetzung und fachliche Bearbeitung der 1. Aufl. von M. Nuss; 2. Aufl. 2012 von Heidrun Melzer).
  • Weidemann, H. J. 1995. Tagfalter beobachten, bestimmen. – Naturbuch-Verlag, Augsburg. 659 S.

Links

 

Autor(-en): Matthias Nuß. Letzte Änderung am 20.05.2022

Kleiner Silberfleckbläuling im Mai 2015 an einem Teich auf der Halde Berzdorf
(© Peter Diehl)


Männlicher Falter vom 22.6.2012
(© Matthias Hartung)


Kleiner als ein Hauhechelbläuling stritt sich am 4.07.2013 dieser Geißklee-Bläuling in der Luft über den Blüten einer artenreichen Wiese mit anderen Faltern um sein Revier im Prießnitztal in Glashütte.
(© Stefan Höhnel)


Weibchen am 4.5.2012 aus dem Ei vom 28.6.2011 an Lotus corniculatus. Ehemaliger Steinbruch Pechtelsgrün bei Lengenfeld
(© Matthias Hartung)


P. argus bei der Paarung in der Neißeaue bei Görlitz. Der Sporn an den Vordertibien ist beim Weibchen zu erkennen. 26.07.2010
(© Tommy Kästner)


Ei abgelegt am 28.6.2011 an Lotus corniculatus im ehemaligen Steinbruch Pechtelsgrün bei Lengenfeld
(© Matthias Hartung)


Nach der Überwinterung des Eies schlüpft die Larve am 11.3.2012 aus dem Ei. Ehemaliger Steinbruch Pechtelsgrün bei Lengenfeld
(© Matthias Hartung)


Larve aufgenommen am 11.4.2012, Ameisen werden zur erfolgreichen Zucht nicht benötigt! Ehemaliger Steinbruch Pechtelsgrün bei Lengenfeld
(© Matthias Hartung)


Erkennbare Duftdrüsen am Hinterleibsende der Larve, aufgenommen am 11.4.2012
(© Matthias Hartung)


Puppe aufgenommen am 22.4.2012. Ehemaliger Steinbruch Pechtelsgrün bei Lengenfeld
(© Matthias Hartung)


Dorn am distalen Ende der Vordertibia. Exemplar aus Coswig bei Dresden, coll. Ribbe, prep. Nuss 1050, Senckenberg Museum für Tierkunde Dresden
(© Matthias Nuß)


Männliche Genitalien von Plebejus argus. Uncus und Subuncus. Coswig bei Dresden, coll. Ribbe, prep. Nuss 1050, Senckenberg Museum für Tierkunde Dresden
(© Matthias Nuß)


Männliche Genitalien von Plebejus argus. Distales Valvenende. Coswig bei Dresden, coll. Ribbe, prep. Nuss 1050, Senckenberg Museum für Tierkunde Dresden
(© Matthias Nuß)


Weibliche Genitalien von Plebejus argus, Coswig, 01.08.1911, leg. Seiler, prep. Nuss 1051, Senckenberg Museum für Tierkunde Dresden
(© Matthias Nuß)
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