Früher Kommadickkopf (Ochlodes sylvanus (Esper, 1777))

DE Deutschland , DE-SN Sachsen Druckansicht

Diagnose

Vorderflügellänge 15–17 mm.

Flügeloberseiten orange und braun, Männchen in der Mitte des Vorderflügels mit schwarzem Längsstrich, der in der Mitte keinen Silberstrich aufweist und beim Weibchen fehlt.

Flügelunterseiten deutlich heller, mit braunen und olivgrünen Farben sowie hellen eckigen Flecken.

Fühlerenden spitz ausgezogen.

Ähnliche Art: Der Kommadickkopf (Hesperia comma) besitzt oberseits hellockerfarbene eckige Flecke und im schwarzen Längsstrich des Vorderflügels des Männchens einen länglichen Silberstreif sowie auf den Unterseiten der Flügel weiße Flecke.

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Gesetzlicher Schutz (BArtSchV, BNatSchG): Nicht besonders geschützt
Rote Liste Sachsen: ungefährdet
Rote Liste Deutschland: ungefährdet

Synonym

= Hesperia venata Bremer & Grey, 1853  

Merkmale

Männliches Genital: Uncus kurz zweizipfelig, Gnathos lang zweizipfelig; Valven dorso-distal mit einem dreieckigen Zahn, der nicht über die Costa hinausragt. Phallus posterior mit zwei großen asymmetrischen Skleriten.
Weibliches Genital: Der Ductus bursae ist kurz, so dass der Corpus bursae scheinbar direkt an das Antrum grenzt; Antrum wulstartig sklerotisiert; 8. Segment in der Mitte mit rechteckiger, nicht sklerotisierter Zone und der Hinterrand in der Mitte konkav; Papillae anales groß (doppelt so lang wie breit).

Verbreitung

Von Westeuropa bis zum Pazifik. Fehlt auf der Iberischen Halbinsel in den tieferen Lagen sowie auf zahlreichen Mittelmeerinseln. Nördlich bis etwa 64°N (Tolman & Lewington 1998).

Lebensweise

Die Hauptflugzeit der Falter erstreckt sich von Juni bis August. Sie sind eifrige Blütenbesucher, mit einer deutlichen Bevorzugung von rosa bis blauviolettfarbenen Blüten (Reinhardt et al. 2007; Brau et al. 2013). Die Eiablage erfolgt an verschiedenen Süßgräsern (Poaceae). Aus Sachsen gibt Ebert (1958–1960) Honiggras (Holcus), Rispengras (Poa), Quecke und (Elymus) an. Aus anderen Bundesländern werden weitere Gräser als Larvennahrungspflanzen genannt (Ebert & Rennwald 1993; Settele et al. 1999), die vermutlich auch in Sachsen genutzt werden. Die Larven gehen im vierten Entwicklungsstadium in die Winterpause, wofür sie ein Gespinst anfertigen (Ebert & Rennwald 1993).

Lebensräume

Ungenutzte Grasflächen mäßig trockener bis feuchter Standorte. Larven- und Falterhabitate können identisch sein, wenn genügend Nektarpflanzen für die Falter vorhanden sind; ansonsten können die agilen Falter zum Nektarsaugen auch auf nahegelegene blütenreiche Wiesen fliegen (Bräu et al. 2013).

Bestandssituation

Die Art gilt in Sachsen und Deutschland als nicht gefährdet (Reinhardt 2007; Reinhardt & Bolz 2012), muss jedoch durch intensivere Mahd des Grünlandes, der Urbarmachung von Randstreifen, großflächiger Mahd sowie dem Mulchen von Grasländern örtlich Verluste hinnehmen.
Mulchen sollte in den Lebensräumen gänzlich unterbleiben, da es zum einen die Tiere mechanisch zerstört, zum anderen unter dem liegenden Mulchmaterial zur Verpilzung der Entwicklungsstadien kommt. Die Mahd sollte sich stets nur auf Teilbereiche in den Lebensräumen beschränken, um nicht alle Individuen zu entfernen (Bräu et al. 2013). Die zu mähenden Teilbereiche können von Jahr zu Jahr gewechselt werden.

Literatur

  • Bräu, M., R. Bolz, H. Kolbeck, A. Nunner, J. Voith & W. Wolf 2013: Tagfalter in Bayern. – Eugen Ulmer, Stuttgart. 781 S.
  • Dennis R. L. H. & W. R. Williams 1987: Mate location behavior of the large skipper butterfly Ochlodes venata: flexible strategies and spatial components. – Journal of the Lepidopterists’ Society 41: 45–64.
  • Ebert, G. & E. Rennwald 1993: Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 1: Tagfalter 1. – Eugen Ulmer, Stuttgart. 552 S.
  • Ebert, W. 1958–1960: Die Schmetterlinge der Oberlausitz. – Nachrichtenblatt der Oberlausitzer Insektenfreunde 2, 3, 4: 1–7, 23–27, 41–44, 86–95, 122–127 / 1–15, 89–97, 115–124, 13.
  • Eckstein, K. 1913: Die Schmetterlinge Deutschlands mit besonderer Berücksichtigung der Biologie. 1. Band. – Schriften des Deutschen Lehrerveins für Naturkunde 26: 120 S., 16 Taf.
  • Esper, E. J. C. 1776–1779 („1776“): Die Schmetterlinge in Abbildungen nach der Natur mit Beschreibungen. Europaeische Gattungen 1 (1). 1–388, Taf. I–L. – Wolfgang Walther, Erlangen. [Originalbeschreibung]
  • Koch, 1984: Wir bestimmen Schmetterlinge. – Neumann Verlag, Leipzig & Radebeul. 792 S.
  • Lampert, K. 1907: Die Großschmetterlinge und Raupen Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der biologischen Verhältnisse. Ein Bestimmungswerk und Handbuch für Sammler, Schulen, Museen und Naturfreunde. – Schreiber, München und Eßlingen. 350 S.
  • Möbius, E. T. A. 1905: Die Grossschmetterlings-Fauna des Königreiches Sachsen. – Deutsche entomologische Zeitschrift Iris, Dresden 18 (1): i–xxi, [i]–[xi], 1–235, Taf. 1–2.
  • Ochsenheimer, F. 1808: Die Schmetterlinge von Europa 1 (2): XXX + 240 S. + Verbesserungen. – Leipzig, bey Gerhard Fleischer dem Jüngeren.
  • Reinhardt, R. 2007: Rote Liste Tagfalter Sachsens. – Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie (Hrsg.). 29. S.  
  • Reinhardt, R. & R. Bolz, unter Mitarbeit von S. Caspari, J. Gelbrecht, S. Hafner, J. Händel, A. Haslberger, G. Hermann, A. Hofmann, K.-H. Jelinek, D. Kolligs, A. C. Lange, J.-U. Meineke, A. Nunner, A. Schmidt, R. Thust, R. Ulrich, V. Wachlin und weiteren Spezialisten 2012 ("2011"): Rote Liste und Gesamtartenliste der Tagfalter (Rhopalocera) (Lepidoptera: Papilionoidea et Hesperioidea) Deutschlands. S. 165–194. – In: M. Binot-Hafke, S. Balzer, N. Becker, H. Gruttke, H. Haupt, N. Hofbauer, G. Ludwig, G. Matzke-Hajek & M. Strauch, Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands. Band 3: Wirbellose Tiere (Teil 1). – Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (3), herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz, Bonn - Bad Godesberg. 
  • Reinhardt, R., H. Sbieschne, J. Settele, U. Fischer & G. Fiedler 2007: Tagfalter von Sachsen. – Entomologische Nachrichten und Berichte, Dresden Beiheft 11: 1–695, 1–48.
  • Settele, J., R. Feldmann & R. Reinhardt 1999: Die Tagfalter Deutschlands. – Eugen Ulmer, Stuttgart. 452 S.
  • Tolman, T. & R. Lewington 1998: Die Tagfalter Europas und Nordwestafrikas. – Franckh-Kosmos, Stuttgart. 319 S., 104 Tafeln. (Übersetzung und fachliche Bearbeitung der 1. Aufl. von M. Nuss; 2. Aufl. 2012 von Heidrun Melzer).
  • Weidemann, H.-J. 1995: Tagfalter beobachten, bestimmen. – Naturbuch-Verlag, Augsburg. 660 S.

Links

Ochlodes sylvanus im Lepiforum
Ochlodes sylvanus in Wikipedia

Autor(-en): Matthias Nuß. Letzte Änderung am 27.05.2016

Männchen des Frühen Kommadickkopfes am Stockteich in Arnsdorf im Juni 2015
(© Peter Diehl)


Weibchen des Frühen Kommadickkopfes am Stockteich in Arnsdorf im Juni 2015
(© Peter Diehl)


Früher Kommadickkopf im Juni 2015, Karswald nähe Arnsdorf
(© Tilmann Adler)


Früher Kommadickkopf im Bereich der Schönauer Lachen am Stadtrand von Leipzig, Juni 2015. Im Portrait sind die spitz ausgezogenen Fühlerenden zu erkennen.
(© Bernd Garbe)


Männliches Genital von Ochlodes sylvanus (ohne Phallus). Exemplar: Dresden, Baumwiese, 01.06.1966, leg. J. Skell, coll. Museum für Tierkunde Dresden. Prep. MTD 311, S. Buschmann
(© Sebastian Buschmann & Matthias Nuß)


Phallus von Ochlodes sylvanus. Exemplar: Dresden, Baumwiese, 01.06.1966, leg. J. Skell, coll. Museum für Tierkunde Dresden. Prep. MTD 311, S. Buschmann
(© Sebastian Buschmann & Matthias Nuß)


Weibliches Genital von Ochlodes sylvanus. Exemplar: Dresden-Klotzsche, 11.07.1982, leg. M. Barkowski, coll. Museum für Tierkunde Dresden. Prep. MTD 312, S. Buschmann
(© Sebastian Buschmann & Matthias Nuß)


Ein Männchen des Frühen Kommadickkopfes wurde beim Blütenbesuch an Gewöhnlichem Natternkopf (Echium vulgare) von einer Veränderlichen Krabbenspinne (Misumena vatia) überrascht. Dresden-Heller, Juni 2015. [Nokia Lumia 930]
(© Matthias Nuß)
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