Rotflügelige Schnarrschrecke (Psophus stridulus (Linnaeus, 1758))

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Diagnose

Körperlänge: Männchen 19–25 mm, Weibchen 23–35 mm.

Körperfarbe der Männchen meist schwarz, bei Weibchen grau bis gelbbraun.

Kopf: Fühler kürzer als Körper.

Thorax: Halsschild durchgehend ohne Einkerbungen erhöht und mit seitlicher Vertiefung; Hinterflügel leuchtend rot mit schwarzbrauner Spitze; Hinterschienen am Ansatz hell gefärbt; Hinterschenkel mit drei helle Ringe oder Flecken, „Oedipodenstufe“ fehlt.

Gesang der Männchen: Flugschnarren, ein mit den Hinterflügeln laut klapperndes, ratschenähnliches Geräusch, welches sich deutlich von dem weicheren melodischen schnarrenden Flugton der Gefleckten Schnarrschrecke (Bryodemella tuberculata) unterscheidet. Bei Annäherung an Weibchen erzeugt das Männchen am Boden einsilbige, dunkel klingende „dju“-Laute. Beide Geschlechter sind in der Lage im Sitzen oder beim Springflug zu schnarren.

Ähnliche Art: Die Gefleckte Schnarrschrecke (Bryodemella tuberculata) besitzt rosarote Hinterflügel mit breitem, dunklem Rand und Hinterschienen welche innen gelb gefärbt sind. Die Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens) und die Rotflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda germanica) sind in Ruhe durch die bei den Schnarrschrecken fehlende Stufe oben am Hinterschenkel unterscheidbar.

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Rote Liste Sachsen: vom Aussterben bedroht
Rote Liste Deutschland: stark gefährdet

Merkmale

Verbreitung

Von Frankreich, Deutschland, Skandinavien und Russland, östlich über Spanien und Italien bis Mazedonien (Weihrauch 2003).

Lebensweise

Die Eiablage erfolgt paketweise als Ootheken mit durchschnittlich 27 Eiern in den Boden. Die Larven schlüpfen im folgenden Frühjahr und durchlaufen anschließend vier Larvenstadien (Weihrauch 2003). Imagines treten von Juni bis November auf, mit Höhepunkt im August und September. Gelegentlich tritt eine zweite Larvenschlupfwelle auf, wodurch teilweise auch noch später im Jahr Larven aufzufinden sind. Die Weibchen sind im Gegensatz zu den Männchen aufgrund ihrer verkürzten Flügel fluguntüchtig (Fischer et al. 2016). Daher handelt es sich trotz der guten Flugfähigkeit der Männchen bei der Rotflügeligen Schnarrschrecke weitgehend um eine immobile und standorttreue Art, welche als ausbreitungsschwach gilt (Fischer et al. 2016; Weihrauch 2003). Bei warmem Wetter fliegen die Männchen spontan laut schnarrend mit weit ausgebreiteten Hinterflügeln einen Bogen von mehreren Metern (Fischer et al. 2016). Die Tiere ernähren sich ausschließlich phytophag und besitzen eine ausgeprägte Präferenz für krautige Blütenpflanzen, besonders Doldengewächse und Korbblütler. Auch Blätter von Bohnen, Luzernen, Kartoffeln und Tomaten dienen als Nahrung. Zudem ist sie Schädling an Kiefersaat, Knospen und jungen Trieben von Weinstöcken (Weihrauch 2003).

Lebensräume

Die wärme- und trockenheitsliebende Art besiedelt vorrangig besonnte und vegetationsarme, steinige Stellen (Fischer et al. 2016; Weihrauch 2003). Auch eine gewisse Feuchtigkeit des entsprechenden Habitats wird für eine erfolgreiche Fortpflanzung und somit als geeigneter Lebensraum bevorzugt. Die Tiere besiedeln meist Magerrasen und Kalkmagerrasen (Weihrauch 2003). Fels- und Rohbodenhabitate, Schotterbänke der Alpenflüsse, sonnige Kiesbestände und alpine Rasen, Grünland, Sandabbauflächen sowie Uferbereiche werden ebenfalls besiedelt (Fischer et al 2016; Weihrauch 2003).

Bestandssituation

Die Rotflügelige Schnarrschrecke ist in Sachsen vom Aussterben bedroht (Klaus & Matzke 2011).

Literatur

  • Börner, J., K. Richter, M. Schneider & S. Straube 1994: Rote Liste Heuschrecken. - In: Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie (Hrsg.): Materialien zu Naturschutz und Landschaftspflege. Radebeul. 12 S. 
  • Fischer, J., D. Steinlechner, A. Zehm, D. Poniatowski, T. Fartmann, A. Beckmann & C. Stettmer 2016: Die Heuschrecken Deutschlands und Nordtirols - Bestimmen - Beobachten – Schützen. – Quelle & Meyer, 368 S.
  • Klaus, D. & D. Matzke 2010: Heuschrecken, Fangschrecken, Schaben und Ohrwürmer - Rote Liste und Artenliste Sachsens. – Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie – Druckerei Wagner GmbH. 36 S.
  • Weihrauch, S. 2003: Rotflügelige Schnarrschrecke Psophus stridulus (Linnaeus, 1758). S. 199–202. – In: H. Schlumprecht & G. Waeber, Heuschrecken in Bayern. – Eugen Ulmer, Stuttgart.
Autor(-en): Tommy Kästner, Charlotte Kricke. Letzte Änderung am 01.10.2020
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