Südlicher Ohrwurm (Euborellia annulipes (Lucas, 1847))

DE Deutschland , DE-SN Sachsen Druckansicht

Diagnose

Körperlänge mit Zange: 11–17 mm (Weibchen manchmal auch etwas größer).

Körper: glänzend braun bis schwarzbraun.

Kopf: Fühler schnurförmig, 16-gliedrig, braun, vor dem Fühlerende mit zwei hellen Gliedern.

Thorax: Flügel und Flügeldecken fehlen; Beine lichtgelb, Schenkel in der Mitte und Schienen am proximalen Ende mit braunem Band (Name Geringelter oder Gebänderter Ohrwurm); Seitenränder des Pronotums aufgebogen.

Hinterleib: 3. und 4. Abdominaltergit seitlich mit kleiner Falte. Zangen (Cerci) der Männchen asymmetrisch, meist mit leicht eingebogenem rechten Zangenarm, bei den Weibchen schlank, gerade und spitz zulaufend.

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Merkmale

Verbreitung

Kosmopolit, tropisch und subtropisch, auch auf den Kanarischen Inseln, wo er bis 1000 m vorkommt.

Lebensweise

Bei Untersuchungen im Labor wurde festgestellt, dass der Südliche Ohrwurm bis zu 3 Generationen im Jahr haben kann. Dieses könnte auch in der freien Natur der Fall sein, denn meist findet man Imagines und Larven in unterschiedlichen Stadien nebeneinander. Nach der Paarung legen die Weibchen etwa 22–74 weißlicheEier und fertigen ein Gelege in einer Brutkammer. Die Embryonalentwicklung kann je nach Umgebungstemperatur 6–15 Tage dauern. Die Larven werden dann wie bei den meisten Ohrwürmern üblich vom Muttertier betreut. Sie durchlaufen in der Regel 5 Häutungen bis zum Imago, aber es gibt auch Berichte von 6 und 7 Häutungen. Nachdem die Larven das Nest verlassen haben, bringen die Weibchen insbesondere in tropischen Regionen noch weitere Gelege hervor. Ohrwürmer sind im Allgemeinen Allesfresser, jedoch haben sich im Laufe der Entwicklung einige Arten mehr auf vegetarische oder tierische Nahrung spezialisiert. Der Südliche Ohrwurm ist eher ein Fleischfresser und wurde in weiten Teilen Brasiliens als Predator für bestimmte Schädlinge an Zuckerrohr und Baumwolle ausgemacht.

Lebensräume

Der Südliche Ohrwurm ist eher eine Bodenart, die lockere und sich leicht erwärmende Böden bevorzugt. Er lebt meist in Gängen, die unter Steinen angelegt werden, klettert aber auch an Pflanzen empor, so dass man ihn z. B. auf einer Bananenstaude finden kann. 

Bestandssituation

Der Südliche Ohrwurm wurde in den 1930er Jahren nach Deutschland wahrscheinlich mit Früchten aus dem tropischen Süden eingeschleppt. Er ist einer der wenigen Ohrwurmarten die es geschafft haben, für längere Zeit bei uns bodenständig zu werden.
Die ersten Nachweise aus Deutschland stammen von zwei Schuttplätzen: 1952 in Kiel sowie von 1930 bis etwa 1988 in Leipzig. Nach Einstellung der Arbeiten auf dem Müllberg Leipzig-Möckern-II erkaltete der Berg und wurde immer mehr mit Vegetation bedeckt, so dass sich die Bedingungen für den Südlichen Ohrwurm ständig verschlechterten und einheimische Ohrwurmarten nun dominierten. Seit etwa 1998 gab es aus Deutschland keine Nachweise mehr. Da der Südliche Ohrwurm jedoch recht oft mit Pflanzenmaterial verschleppt wird, kommt er synanthrop in Gewächshäusern von Botanischen Gärten und Zoos vor und wird so auch in Deutschland wieder nachgewiesen.

Literatur

  • Harz, K. 1960: Geradflügleroder Orthopteren (Blattodea, Mantodea, Saltatoria, Dermaptera). – In: F. Dahl, Die Tierwelt Deutschlands, Bd. 46. – G. Fischer Verlag, Jena, 232 S.
  • Matzke, D. 2011: Fauna der Ohrwürmer (Dermaptera) und Schaben (Blattoptera) Sachsens. – In: B. Klausnitzer & R. Reinhardt, Beiträge zur Insektenfauna Sachsens, Bd. 9. – Mitteilungen Sächsischer Entomologen, Suppl. 9 : 9–81.
  • Albouy, V. & C. Caussanel 1990: Faune de France: Dermaptères ou Perce-Oreilles. – Paris, 245 pp.
Autor(-en): Danilo Matzke, Matthias Nuß. Letzte Änderung am 08.11.2019

Larve (L1) frißt Collenbola
(© Danilo Matzke)


Eigelege aus einer Zucht v. 2008
(© Danilo Matzke)


Adultes Weibchen, Leipzig, 2012
(© Johanna Kaidel)


Männchen von Euborellia annulipes, Chemnitz, 2011
(© Danilo Matzke)
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