Diagnose
Gesetzlicher Schutz und Rote Liste
—
Merkmale
Verbreitung
Die Esskastanien-Gallwespe ist ursprünglich in China beheimatet und wurde in Japan, Korea und den USA (Kato & Hijii 1997; Rieske 2007) sowie in Nepal versehentlich eingeschleppt (Abe et al. 2007). Der Erstnachweis in Europa stammt aus Italien aus dem Jahr 2002; es folgten Nachweise aus Slowenien und Frankreich (Grazioli & Santi 2008). 2013 wurde die Art erstmals in Deutschland aus Baden-Württemberg nachgewiesen (Zimmermann et al. 2013).
Lebensweise
Die Art entwickelt sich ausschließlich an Arten der Gattung Castanea, Esskastanie (Castanea sativa) Japanische Edelkastanie (C. crenata), Amerikanische Edelkastanie (C. dentata), Chinesische Edelkastanie (C. mollissima) sowie C. seguinii und deren Hybriden. Befallen werden Bäume jeden Alters. Pro Jahr entwickelt sich eine parthenogenetische Generation. Die Weibchen treten Mitte Juni bis Mitte August auf, legen bis zu 100 Eier in Paketen von bis zu 30 Eier in neu gebildete Knospen, aus denen nach ca. 30 bis 40 Tagen die Larven schlüpfen. Die Larven überwintern in den Knospen und erst im Frühjahr werden die Gallen ausgebildet, so dass frühestens ab dem zweiten Baumlebensjahr die typischen Befallssymptome auftreten können (Schumacher 2013).
Die Esskastanien-Gallwespe ist häufiger in Gallen, die mit dem Pilz Gnomoniopsis castaneae befallen sind, aber die Gallwespe scheint nicht Überträger des Pilzes zu sein, da die Kolonisierung durch den Pilz und die Eiablage durch die Wespe unabhängig voneinander erfolgen (Lione et al. 2016).
Lebensräume
Bestandssituation
In Sachsen wurden Gallen der Esskastanien-Gallwespe erstmals im Mai 2012 in einem Hausgarten in Meißen an einer Esskastanie festgestellt (Sachsenforst, Waldschutz- Information 3/2012). Der 2011 gepflanzte ca. 1,5 m hohe Baum stammte von einem Internetversand und wurde vernichtet. Bei der Kontrolle weiterer Esskastanien im näheren und weiteren Umfeld wurde kein weiterer Befall festgestellt.
Im Mai 2022 wurden Gallen durch Michael Braune im „FND Edelkastatienhain Miltitz“ nachgewiesen. Neben frischen Gallen waren darunter auch verlassene Gallen aus dem Vorjahr, die eine Eiablage im Jahr 2020 voraussetzen, so dass die Art spätestens seit 2020 indigen in Sachsen auftritt. Nachsuchen an mehr als sechs weiteren Standorten mit Esskastanien blieben Anfang Juni 2022 noch negativ (Braune, Negativnachweise auf Insekten Sachsen).
Wirtschaftliche Bedeutung
Der Befall mit der Esskastanien-Gallwespe kann die Vitalität des Baumes stark beeinträchtigen und so zu Verlusten bei Zuwachs, Blüten- und Fruchtproduktion führen (Schröder & Schumacher 2013).
Zur biologischen Bestandsregulierung der Esskastanien-Gallwespe wurde die ursprünglich aus China stammende und in Japan eingeführte Schlupfwespe Torymus sinensis aus Japan in Italien eingeführt (Quacchia et al. 2008; Gibbs et al. 2011). In der Steiermark ist der Parasitoid in weiten Teilen seit 2016 nachweisbar, ohne dort zuvor ausgesetzt worden zu sein (Hausl-Hofstätter 2018). Für dessen Nachweis ist darauf zu achten, dass die Adulten erst im auf die Gallen folgenden Frühjahr schlüpfen (Hausl-Hofstätter 2018).
Literatur
- Abe Y., G. Melika & G. N. Stone 2007: The diversity and phylogeography of cynipid gallwasps (Hymenoptera, Cynipidae) of the Eastern Palearctic and their associated
communities. – Oriental insects 47 (1): 169–212.
- Gibbs, M., K. Schönrogge, A. Alma, G. Melika, A. Quacchia, G. N. Stone & A. Aebi 2011: Torymus sinensis: a viable management option for the biological control of Dryocosmus kuriphilus in Europe? – BioControl 56: 527–538.
- Kato, K. & N. Hijii 1997: Effects of gall formation by Dryocosmus kuriphilus Yasumatsu (Hym., Cynipidae) on the growth of chestnut trees. – Journal of Applied Entomology 121: 9–15.
- Grazioli, I. & F. Santi 2008: Chestnut gall wasp (Dryocosmus kuriphilus): spreading in Italy and new records in Bologna province. – Bulletin of Insectology 61 (2): 343–48.
- Hausl-Hofstätter, U. 2018: Die Edelkastanien-Gallwespe Dryocosmus kuriphilus Yasumatsu, 1951 (Hymenoptera, Cynipidae) und ihr Parasitoid Torymus sinensis Kamijo, 1982 (Hymenoptera, Torymidae), zwei Neozoa in der Steiermark. – Joannea Zoologie 16: 35–40.
- Kos, K., N. Lacković, G. Melika & D. Matošević 2021: Diversity and surge in abundance of native parasitoid communities prior to the onset of Torymus sinensis on the Asian chestnut gall wasp (Dryocosmus kuriphilus) in Slovenia, Croatia and Hungary. – Journal of Forestry Research 32: 1327–1336.
- Lione, G. L. Giordano, C. Ferracini, A. Alma & P. Gonthier 2016: Testing ecological interactions between Gnomoniopsis castaneae and Dryocosmus kuriphilus. – Acta Oecologica 77: 10–17.
- Quacchia, A., S. Moriya, G. Bosio, I. Scapin & A. Alma 2008: Rearing, release and settlement prospect in Italy of Torymus sinensis, the biological control agent of the chestnut gall wasp Dryocosmus kuriphilus. – BioControl 53: 829–839.
- Rieske, L. K. 2007: Success of an exotic Gallmaker, Dryocosmus kuriphilus, on chestnut in the USA: an historical account. – EPPO Bulletin 37: 172–174.
- Schröder, T. & J. Schumacher 2013: Japanische Esskastaniengallwespe Dryocosmus kuriphilus Yasumatsu. – Julius Kühn-Institut, Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen & Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg, Freiburg. Faltblatt.
- Schumacher, J. 2013: Die Japanische Esskastanien-Gallwespe. – waldwissen.net
- Zimmermann, O., T. Lehneis & M. v. Wuthenau 2013: Die Japanische Esskastaniengallwespe (Dryocosmus kuriphilus) in Baden-Württemberg. – Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg, 3 S.
Autor(-en): Matthias Nuß. Letzte Änderung am 19.01.2023
|
trockene Gallen aus Vorjahren, Miltitz, Mai 2022
(© Michael Braune)
trockene Gallen aus Vorjahren, Miltitz, Mai 2022 (© Michael Braune)( Bild vergrößern)
Gallen an Esskastanie, Miltitz, Mai 2022
(© Michael Braune)
Gallen an Esskastanie, Miltitz, Mai 2022 (© Michael Braune)( Bild vergrößern)
Gallen an Esskastanie, Miltitz, Mai 2022
(© Michael Braune)
Gallen an Esskastanie, Miltitz, Mai 2022 (© Michael Braune)( Bild vergrößern)
geöffnete Galle mit Larven, Miltitz, Mai 2022
(© Michael Braune)
geöffnete Galle mit Larven, Miltitz, Mai 2022 (© Michael Braune)( Bild vergrößern)
Kuens (Südtirol), Mai 2022, Gallen an Knospen und Blättern der Esskastanie
(© Michael Braune)
Kuens (Südtirol), Mai 2022, Gallen an Knospen und Blättern der Esskastanie (© Michael Braune)( Bild vergrößern)
Schadbild an Esskastanie nach mehrjährigem Befall, Wallrath (Rhein-Kreis Neuss), Mai 2022
(© Michael Braune)
Schadbild an Esskastanie nach mehrjährigem Befall, Wallrath (Rhein-Kreis Neuss), Mai 2022 (© Michael Braune)( Bild vergrößern)
Schadbild an Esskastanie nach mehrjährigem Befall, Wallrath (Rhein-Kreis Neuss), Mai 2022
(© Michael Braune)
Schadbild an Esskastanie nach mehrjährigem Befall, Wallrath (Rhein-Kreis Neuss), Mai 2022 (© Michael Braune)( Bild vergrößern)
|