Haselnussbohrer (Curculio nucum Linnaeus, 1758)

DE Deutschland , DE-SN Sachsen Druckansicht

Diagnose

Körperlänge: 6,0–8,5 mm.

Körper gelblich-braun.

Kopf: Fühlerkeule 2 x so lang wie breit. Rüssel des Männchens kürzer, beim Weibchen wenig länger als die Flügeldecken. Vorderschenkel mit kräftigem Zahn.

Thorax: Naht der Flügeldecken mit Borstenkamm vor dem Ende.

Ähnliche Arten: Der Adern-Eichelbohrer (Curculio venosus) besitzt wie der Haselnussbohrer einen aufgerichteten Borstenkamm an der Flügeldeckennaht und unterscheidet sich durch ein längeres Schildchen. Einige Individuen des Gewöhnlichen Eichelbohrers (Curculio glandium) besitzen an der Flügeldeckennaht ebenfalls einen Borstenkamm, unterscheiden sich aber durch eine kürzere Behaarung der Fühlergeißel.

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Merkmale

Verbreitung

Europa, Nordafrika, Westasien (Dieckmann 1988; Rheinheimer & Hassler 2010; Shanovich & Aukema 2022). 

In Ostasien kommen der verwandte Curculio dieckmanni sowie im Westen Nordamerikas Curculio occidentis und im Osten Curculio obtusus vor, die in diesen Regionen an Hasel (Corylus spp.) fressen (Treadwell & Storch 1997; Shanovich & Aukema 2022).

Lebensweise

Die Larven entwickeln sich ausschließlich in den Früchten der Gewöhnlichen Hasel (Corylus avellana) und sind zugleich die einzige Art, die sich in Haselnüssen entwickelt. Sie fressen in den sich entwickelnden Nüssen. Im August fallen die leergefressenen Nüsse mit den ausgewachsenen Larven herab, welche die Früchte verlassen und dabei typische Schlupflöcher in der Nussschale erzeugen, die die Anwesenheit der Art verraten (Böhme 2001; Rheinheimer & Hassler 2010). Die Larven bewegen sich nun in die Erde und es folgt eine obligatorische, zweijährige Phase, in welcher die Tiere nicht fressen. Während dieser Phase überwintern zunächst die Larven, die adulten Käfer schlüpfen im Frühjahr, überdauern im Boden den zweiten Winter und verlassen den Boden im zeitigen Frühjahr (Bel-Venner et al. 2009). Die Käfer fressen ab Mai an Blättern und Knospen von Hasel und anderen Gehölzen. Zur Eiablage bohrt das Weibchen mit ihren Mandibeln ein Loch in die grünen, noch nicht verholzten Haselnüsse, in welches ein Ei gelegt wird (Böhme 2001; Rheinheimer & Hassler 2010).
Meldungen des Haselnussbohrers von Eichen (Schwenke 1974) beruhen vermutlich auf Verwechslungen mit dem Gewöhnlichen Eichelbohrer (Curculio glandium) (Dieckmann 1988).

Lebensräume

Waldsäume und Hecken; kommt hier oft gemeinsam mit den ähnlichen Adern-Eichelbohrer (Curculio venosus) und Gewöhnlichen Eichelbohrer (Curculio glandium) vor, da die Futterpflanzen der drei Arten oft auch ineinander wachsen.

Bestandssituation

Der Gewöhnliche Haselnussbohrer ist wie seine Nahrungspflanze weit verbreitet. In der Natur wurde ein Befall von 9% der Früchte festgestellt (Kunz 1994). In Haselnusskulturen außerhalb Deutschlands können bis zu 40% der Früchte befallen werden (Schwenke 1974: 322 ff.).

Literatur

  • Bel-Venner, M.-C., N. Mondy, F. Arthaud, J: Marandet, D. Giron, S. Venner & F. Menu 2009: Ecophysiological attributes of adult overwintering in insects: insights from a field study of the nut weevil, Curculio nucum. – Physiological Entomology 34: 61–70.
  • Böhme, J. 2001: Phytophage Käfer und ihre Wirtspflanzen in Mitteleuropa: ein Kompendium. – Bioform, Heroldsberg. 132 S.
  • Dieckmann, L. 1988: Beiträge zur Insektenfauna der DDR: Coleoptera - Curculionidae (Curculioninae: Ellescini, Acalyptini, Tychiini, Anthonomini, Curculionini). – Beiträge zur Entomologie 38 (2): 365–468.
  • Kunz, R. 1994: Ökologisch-faunistische Studien über die Curculionidenfauna des Vogelsbergs. – Das Künanzhaus (Schotten) Suppl. 4, 179 S.
  • Rheinheimer, J. & M. Hassler 2010: Die Rüsselkäfer Baden-Württembergs. – Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg, Karlsruhe. 944 S.
  • Schwenke, W. 1974: Die Forstschädlinge Europas. 2. Band: Käfer. – Paul Parey, Hamburg und Berlin, VIII + 500 S.
  • Shanovich, H. N. & B. H Aukema 2022: The Biology, Ecology, and Management of the Hazelnut-Feeding Weevils (Curculio spp.) (Coleoptera: Curculionidae) of the World. - Journal of Integrated Pest Management 13 (1): 16.
  • Treadwell, L. W. & R. H. Storch 1997: Observations on phenology, development, and mortality of larvae of the hazelnut weevil (Curculio obtusus (Blanchard): Curculionidae) in nuts of beaked hazelnut (Corylus cornuta Marshall: Betulaceae) in thickets in Maine. – Journal of the New York Entomological Society 105 (3/4): 221–229.

Links

Autor(-en): Matthias Nuß, Maria Zacherl. Letzte Änderung am 22.04.2024

Blosenberg, Krahpöhl (Vogtlandkreis), 24.05.2013.
(© Michael Münch)


Blosenberg, Krahpöhl (Vogtlandkreis), 24.05.2013.
(© Michael Münch)


Haselnussbohrer beim Anbohren einer noch grünen Haselnuss. Garten in Dresden-Mockritz, 16.07.2021
(© Jörg Hartmann)


Garten in Dresden-Mockritz, Juni 2023
(© Jörg Hartmann)
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