Buchdrucker (Ips typographus (Linnaeus, 1758))

DE Deutschland , DE-SN Sachsen Druckansicht

Diagnose

Körperlänge: 4–4,5 mm.

Thorax: Beim Männchen der Absturz der Flügeldecken (Elytren) muldenartig vertieft und am Rand mit je vier Zähnen (deutscher Name: Großer achtzähniger Fichtenborkenkäfer).

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Merkmale 

Verbreitung

Europa, Russland (Sibirien, Fernost), China, Korea, Japan. Wiederholt in Nordamerika eingeschleppt, bislang dort aber nicht etabliert (CABI 2019).

Lebensweise

Der Buchdrucker ist ein Rindenbrüter, genau genommen lebt er im Bast sowie im Splintholz von Fichten (Picea sp.). Seltener wird er in Tannen, Lärchen und Douglasien gefunden.

Die Alttiere bringen Sporen von Bläuepilzen mit in die Brutgänge, die an den Wänden der Fraßgänge wachsen und später Nahrungsgrundlage für die Larven sind. Die Wechselwirkung zwischen Buchdrucker und Pilz ist eine Symbiose.

Der Primärbefall von Fichten erfolgt durch Männchen, die von leicht flüchtigen Bestandteilen des Harzes angelockt werden und durch ihre Fraßtätigkeit die Absonderung von Harz weiter stimulieren.
Aus dem zur Abwehr von der Fichte abgesondertem Harz gelangt α-Pinen mit den Harzdämpfen in das Tracheensystem der Käfer, wo es zu cis-Verbenol oxidiert und über die Malpighischen Gefäße in den Darm gelangt. Diese Pheromone werden mit den Kotresten und dem Bohrmehl aus dem Fraßgang geschoben und erhöhen erheblich die Anlockwirkung für weitere Käfer. Es handelt sich um Aggregationspheromone, die sowohl Männchen als auch Weibchen anlocken (Sekundärbefall) und einen Massenbefall an geeigneten Brutbäumen auslösen können (Jacobs & Renner 1989). 

Die Männchen legen im Bast eine Rammelkammer an. Die Fortpflanzung ist polygam mit ein bis sieben, meist zwei Weibchen, die jeweils ausgehend von der Rammelkammer einen eigenen Muttergang anlegen. Jeder Muttergang ist mit zwei bis vier Luftlöchern versehen. Ein Weibchen legt 30 bis 60 Eier, wofür es mehrerer Begattungen bedarf. Das Männchen  schafft mit seinem Flügeldeckenabsturz rückwärts das Bohrmehl aus den Fraßgängen. Die Larven fressen senkrecht zum Muttergang, ihre Gänge werden 5 bis 7 cm lang. Dieses Primärfraßmuster wird durch den Reifungsfraß der Weibchen und der Jungkäfer überlagert (Jacobs & Renner 1989).

Die adulten Käfer und zuweilen auch Brut überwintern unter der Rinde, die Käfer auch unter Moos. Im April beginnen die Käfer zu schwärmen, im Mai erfolgt die Eiablage und es folgt die Entwicklung der 1. Generation. Ab Juli fliegen die Käfer der ersten Generation, es kommt erneut zur Eiablage und es folgt die Entwicklung der 2. Generation bis September. Ab Oktober gehen die Käfer in die Winterquartiere, zuweilen verbleibt unvollendete Brut unter der Rinde. Der Jahreszeitliche Verlauf kann witterungsabhängig variieren (Ratzeburg 1839). In der Regel entwickeln sich zwei, selten drei Generationen im Jahr, wobei dasselbe Weibchen eine zweit Brut beginnen kann (Jacobs & Renner 1989). Ein dritte Generation hat sich im langen und heißen Sommer 2019 in Deutschland bis zum Oktober entwickelt (Niesar et al. 2019).

Lebensräume

Bestandssituation

Wirtschaftliche Bedeutung

Aufgrund der Fraßtätigkeit der adulten Käfer und der Larven im Bast wird das Phloem geschädigt und so die Versorgung der Wurzel mit Assimilaten eingeschränkt oder gar unterbrochen, was zum Absterben des Baumes führt. 
Der Buchdrucker verursacht immer wieder große Schäden in Fichtenforsten, was nicht zuletzt durch die ausgedehnten Fichtenmonokulturen befördert wird. Große Holzverluste gab es in Deutschland beispielsweise 1943–1953 (22 Mio. Kubikmeter) und in Hessen 1985–1987 (1,9 Mio. Kubikmeter) (CABI 2019). 

Literatur

  • Dacquin, P., E. Caiti, J. C. Grégoire & S. Aron 2023: Preemergence mating, inbreeding, and their consequences in the bark beetle Ips typographus. – Journal of Pest Science.
  • Eck, R. 1990: Die parasitischen Hymenopteren des Ips typographus in der Phase der Progradation. – Entomologische Abhandlungen, Staatliches Museum für Tierkunde Dresden 53 (11): 152–178.
  • Escherich, K. 1923: Die Forstinsekten Mitteleuropas. Zweiter Band. – Paul Parey, Berlin. 663 S.
  • Hilszczański, J., H. Gibb & C. Bystrowski 2007: Insect natural enemies of Ips typographus (L.) (Coleoptera, Scolytinae) in managed and unmanaged stands of mixed lowland forest in Poland. – Journal of Pest Science 80: 99–107.
  • Jacobs, W. & M. Renner 1989: Biologie und Ökologie der Insekten. – Gustav Fischer, Jena. 690 S.
  • Müller, J., H. Bußler, M. Goßner, T. Rettelbach & P. Duelli 2008: The European spruce bark beetle Ips typographus in a national park: from pest to keystone species. – Biodiversity and Conservation 17 (12): 2979–3001.
  • Niesar, M., S. Glück, F. Louen, M. Cescotti & A. Köhne-Dolcinelli 2018: Fichten-Borkenkäfer-Massenvermehrung in nie dagewesener Intensität. – http://www.waldwissen.net
  • Ratzeburg, J. T. C. 1839: Die Forst-Insecten. Erster Theil: Die Käfer. – Nicolai'sche Buchhandlung, Berlin. XVI + 247 S., 3 Tab., Druckfehler, Käferkalender, Taf. I–XXI. [typographicus: S. 169 ff., Taf. XII, XIV]
  • Reike, H.-P. & T. Sobczyk 2007: Aktuelle Situation der Borkenkäfer (Coleoptera: Curculionidae: Scolytinae) in Sachsen. – Sächsische Entomologische Zeitschrift 2: 55–76.

Links

 

Autor(-en): Matthias Nuß. Letzte Änderung am 05.07.2023

Fichtenborkenkäfer (auch Buchdrucker genannt) am 29.09.2017 am Viehtriftweg in der Nähe des Trinkwasserspeichers Altenberg.
(© Lothar Brümmer )


Rammenau, 30.04.2022
(© Gert Schulze)


Staufen im Breisgau, Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald, 20. Oktober 2018
(© Reinhard Weidlich)


Satzung, Erzgebirgskreis, 22. August 2012
(© Reinhard Weidlich)
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