Große Blutbiene (Sphecodes albilabris (Fabricius, 1793))

DE Deutschland , DE-SN Sachsen Druckansicht

Diagnose

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Synonym

Sphecodes fuscipennis (Germar 1819)

Merkmale

Größte heimische Blutbienen-Art mit einer Körpergröße von bis zu 15 mm. Größere Tiere können bereits dadurch von ähnlichen Arten unterschieden werden. Bei kleineren Exemplaren sollten sämtliche Merkmale zur Bestimmung herangezogen werden, da die Arten der Gattung oft sehr variabel sind.
Weibchen: Körpergröße 11–15 mm. Gesicht breit, queroval; Clypeus und Stirnschildchen deutlich vorgewölbt; Clypeus ohne Längsfurche. Gesicht mittig mehr oder weniger weiß behaart; Clypeus und Mesonotum größtenteils schwarz behaart. Scheitel hinten nicht durch eine aufgewölbte Kante begrenzt. Geißelglieder höchstens so lang wie breit. Mesonotum grob und dicht punktiert, Zwischenräume kleiner als Punktgröße; Tergite ebenfalls dicht punktiert. Tergite 1–4 rot; Tergit 5 mindestens basal rot, apikal schwarz; nur das letzte Tergit komplett schwarz. Beine schwarz. Flügel dunkel; Hinterflügel mit 8 oder mehr Hamuli; Cubitalader des Hinterflügels schwach gebogen; Winkel zwischen Cubital- und Analader spitz.
Männchen: Körpergröße 10–14 mm. Ähnlich dem Weibchen, aber Gesicht vollständig weiß behaart. Obere und untere Hälften der Fühlerglieder deutlich durch einen Vorsprung getrennt. Fühlerglieder vorn mit schmalen Filzbinden, diese sind an den äußeren Seiten gegen das Gliedende hin ausgezogen. Tergit 1 häufig mit basalem schwarzen Fleck; Abdomenende oft vollständig rot. Der ganze Körper wirkt matt.

Verbreitung

Süd-, Mittel- und Osteuropa bis 1400 m ü. M.; Türkei, nördlich bis Südfinnland, östlich bis nach Asien.

Lebensweise

Brutschmarotzer verschiedener Bienenarten, hauptsächlich bei der Frühlings-Seidenbiene Colletes cunicularius, außerdem bei Melitturga clavicornis und möglicherweise weiteren. Wie andere "Kuckucksbienen" baut das Weibchen von Sphecodes albilabris kein eigenes Nest, noch sammelt es Nahrungsproviant für seinen Nachwuchs, sondern bedient sich bereits fertiggestellter Zellen seiner Wirtsbiene. Das Weibchen dringt in Abwesenheit der Wirtin in deren Nest ein, öffnet eine Brutzelle, frißt das darin befindliche Ei und legt seinerseits ein Ei, woraufhin es die Zelle wieder verschließt. Die Larven ernähren sich von dem in der Zelle befindlichen Nahrungsproviant.

Die im Juli geschlüpften Jungtiere verpaaren sich noch im Spätsommer. Die Männchen sterben im Herbst. Die begatteten Weibchen überwintern, um im nächsten Frühjahr ein neues Wirtsnest zu belegen. In Bezug auf die Nektarnahrung ist Sphecodes albilabris unspezialisiert.

Flugzeit: Überwinterte Weibchen von Mitte März bis Anfang Juni. Neue Generation von Ende Juli bis August.

Lebensräume

Habitate der Wirtsbienen: Sandgebiete, Flußauen und Dünengebiete, Sand- und Kiesgruben.

Bestandssituation

Direkt abhängig vom Vorkommen der Wirtsarten.
Rote Liste Sachsen: Kategorie 3 – gefährdet (Burger et al. 2005).
Rote Liste Deutschland: ungefährdet (Westrich et al. 2012).

Literatur

  • Amiet, F., M. Herrmann, A. Müller & R. Neumeyer 2014: Apidae 2. Colletes, Dufourea, Hylaeus, Nomia, Nomioides, Rhophitoides, Rophites, Sphecodes, Systropha. – Fauna Helvetica 4: 239 S.
  • Bogusch P. & J. Straka 2012: Review and identification of the cuckoo bees of central Europe (Hymenoptera: Halictidae: Sphecodes) – Zootaxa 3311: 1–41
  • Burger, F., unter Mitarbeit von S. Kaluza, G. Baldovski, R. Franke, D. Langner, W.-H. Liebig, T. Sammorey & A. Scholz 2005: Rote Liste Wildbienen. – Materialien zu Naturschutz und Landschaftspflege. – Hrsg. Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie, Dresden. 37 S.
  • Scholz, A. 2013: Offen gelassene Sandgruben – Lebenswerte Welt für so manchen Spezialisten. – Naturschutzinformationen aus dem Landkreis Görlitz 01/2013: 1–3.
  • Westrich, P., U. Frommer, K. Manderey, H. Riemann, H. Ruhnke, C. Saure & J. Voith 2012 ("2011"): Rote Liste und Gesamtartenliste der Bienen (Hymenoptera, Apidae) Deutschlands. S. 373–416. – In: M. Binot-Hafke, S. Balzer, N. Becker, H. Gruttke, H. Haupt, N. Hofbauer, G. Ludwig, G. Matzke-Hajek & M. Strauch, Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands. Band 3: Wirbellose Tiere (Teil 1). – Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (3), herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz, Bonn - Bad Godesberg.    
Autor(-en): Matthias Nuß, Mandy Fritzsche. Letzte Änderung am 09.01.2016

Sphecodes albilabris, Weibchen, Radebeul, Juli 2019
(© Michael & Mandy Fritzsche)


Sphecodes albilabris, Männchen, Dresden, August 2017
(© Michael & Mandy Fritzsche)


Diagnostische Merkmale von Sphecodes albilabris.
(© Mandy & Michael Fritzsche)


Sphecodes albilabris, Weibchen
(© Wolf-Harald Liebig)


Sphecodes albilabris in der Gemarkung Hohenprießnitz, Mittelschlag, an sandiger Böschung, August 2014
(© Michael Happ)


Sphecodes albilabris in der Gemarkung Hohenprießnitz, Mittelschlag, an sandiger Böschung, August 2014
(© Michael Happ)


Große Blutbiene, Weibchen, gefunden im April 2012 bei Pegau
(© Tommy Kästner)


Sphecodes albilabris in der Sandgrube, Dresdner Heide, März 2014
(© Michael Fritzsche)
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