Kleine Zottelbiene (Panurgus calcaratus (Scopoli, 1763))

DE Deutschland , DE-SN Sachsen Druckansicht

Diagnose

Weibchen: Clypeus punktiert mit glänzenden Zwischenräumen. Mittelfeld des Propodeums stark eingedrückt und deutlich längs gerunzelt. Tergitendränder niedergedrückt und nur fein und zerstreut punktiert.
Männchen: Femur 3 unten in der Mitte mit abgestutztem Dorn.

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Merkmale

Weibchen: Mit 7 – 9 mm eher kleine, glänzend schwarze Biene mit langer aber spärlicher, dunkelbrauner bis schwarzer Behaarung. Das Tergit 5 ist fransig braun behaart. Die Behaarung der Sammelbürste (Scopa) ist lang braungelb und leicht gewellt (Gattungsname). Der Clypeus ist punktiert mit glänzenden Zwischenräumen. Die niedergedrückten Endränder der Tergite sind nur fein und zerstreut punktiert und glänzender als die Basis. Das Mittelfeld des Propodeums ist stark eingedrückt und deutlich längs gerunzelt.

Die Kleine Zottelbiene läßt sich anhand ihrer geringeren Größe bereits im Feld von der Großen Zottelbiene Panurgus banksianus unterscheiden, die bis 12 mm groß ist. Von ihrer selteneren Schwesternart Panurgus dentipes ist das Weibchen von Panurgus calcaratus nur unter dem Mikroskop anhand der stärkeren Runzelung des Propodeums und der schwächeren Punktierung der Tergitendränder zu unterscheiden.

Männchen: Klein, 8 – 9 mm. Ähnlich dem Weibchen mit sehr großem, eckigem Kopf (dieser oft breiter als der Thorax) und auffälligen, teilweise rötlichen Madibeln. Die Tibien der Hinterbeine sind gekrümmt und zum Ende zu keulenartig verbreitert. Die Femora der Hinterbeine tragen unten einen stumpfen Dorn. Hieran läßt sich das Männchen von Panurgus calcaratus leicht von Panurgus dentipes unterscheiden. Dieses trägt einen spitzeren Dorn an den Trochantern der Hinterbeine.

Verbreitung

Süd-, Mittel- und Nordeuropa bis 2000 m ü. M.

Lebensweise

Selbstgegrabene Nester in spärlich bewachsenem oder vegetationslosem, oft sandigem Boden, zwischen 5 und 20 cm tief. Oft in Kolonien. Kommunale Nistweise, bei der sich zwei bis zehn Weibchen ein Nest teilen. Das Nest besteht aus einem Eingangsschacht, der sich in einigen Zentimetern Tiefe in mehrere Hauptgänge verzweigt und von denen wiederum mehreren waagerechten Nebengängen abgehen. Diese werden nach Fertigstellung des Nestes mit Erde verschlossen.

Panurgus calcaratus zählt, wie alle Zottelbienen, zu den oligolektischen Arten – zum Pollensammeln ist sie auf Zungenblütler (Cichorioideae) spezialisiert, mit Bevorzugung auf Gewöhnlichem Bitterkraut (Picris hieracioides). Sie sammelt aber auch auf anderen Zungenblütlern, wie Wiesen-Pippau, Ferkelkraut, Habichtskraut, Löwenzahn, Wegwarte etc. Der Pollentransport erfolgt mittels der langen Haarbürste (Scopa) an den Hinterschienen und -fersen. Das Weibchen zeigt ein charakteristisches Pollensammelverhalten, bei dem sie mit krümmend-zuckenden Bewegungen seitlich zwischen den Blütenblättern der Zungenblütler hindurchkriecht und dabei den Pollen aufnimmt.

Auf der Suche nach Weibchen patrouillieren die Drohnen in der Nähe der Pollenpflanzen und Nester und warten teilweise in Blüten, wo sie auch schlafen. Die Weibchen verpaaren sich mehrfach mit verschiedenen Männchen.

Eine Generation im Jahr, die im Sommer fliegt. Die Larven spinnen keinen Kokon und überwintern als Ruhelarve.

Die Nester von Panurgus calcaratus werden von der Kuckucksbiene Nomada fuscicornis parasitiert

Flugzeit: Juni bis September

Lebensräume

Habitate mit Vorkommen der Pollenpflanzen und nur spährlichem Bewuchs. Bevorzugung auf lockerem (Sand-)boden. Magerrasen, Ruderalflächen, Wegrändern, Sandgruben, Brachflächen etc. In Sandgebieten häufiger.

Bestandssituation

Vor allem in Sandgebieten verbreitet; nicht gefährdet.

Aktive Förderung

Die für den Nestbau notwendigen Habitate mit lockerem Boden und spärlichem Bewuchs und die Spezialisierung auf Pollen von Zungenblütlern zu Larvenversorgung machen die Kleine Zottelbiene zu einem typischen Ruderalflächenbewohner. Zu den möglichen Schutzmaßnahmen gehören die bewußte Erhaltung bzw. die Schonung von vegetationslosen Bodenstellen und die "Duldung" von Ruderal- und Brachflächen ebenso, wie die Pflege und angepaßte Mahd von Magerrasenflächen für die benötigten Pollenpflanzen.

Literatur

  • Schmiedeknecht, O. 1907: Die Hymenopteren Mitteleuropas, Jena. 804 S.
  • Amiet, F., M. Herrmann, A. Müller & R. Neumeyer 2010: Fauna Helvetica – Apidae 6, Neuchâtel. 318 S.
  • Amiet F., Krebs, A. 2012: Bienen Mitteleuropas, Bern. 423 S.

 

Autor(-en): Mandy Fritzsche. Letzte Änderung am 08.11.2014

Panurgus calcaratus, Weibchen, Radebeul, August 2023
(© Michael & Mandy Fritzsche)


Panurgus calcaratus, Männchen, Weesenstein, Juli 2023
(© Michael & Mandy Fritzsche)


Weibchen von Panurgus calceatum mit beeindruckenden Pollentaschen auf Hypochaeris radicata in Radebeul, August 2015
(© Michael Fritzsche)


Männchen von Panurgus calceatum auf Hypochaeris radicata in Radebeul, August 2015
(© Michael Fritzsche)


Männchen von Panurgus calceatum auf Calendula officinalis in Radebeul, August 2015
(© Michael Fritzsche)


Männchen von Panurgus calceatum auf Calendula officinalis in Radebeul, August 2015
(© Michael Fritzsche)


Männchen von Panurgus calceatum auf Calendula officinalis in Radebeul, August 2015
(© Michael Fritzsche)


Paarung von Panurgus calcaratus auf Hypochaeris radicata in Radebeul, August 2015
(© Michael Fritzsche)
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