Weibchen: Hinterleibsbinden sehr schmal, Scopa und Endfranse rostrot.
Männchen: Geißelglieder am Ende stark knotig verdickt, Hinterleibssegmente ohne deutliche Endbinden, Sternit 6 flach, ohne Kiel.
Merkmale
Die Weibchen von Melitta haemorrhoidalis sind mittelgroß (12 – 13 mm), mit linienschmalen, teilweise ganz fehlenden weissen Haarbinden und rostroter, selten mitten schwarzer Endfranse. Sie sind von anderen Weibchen der Gattung neben der typischen Pollenquelle vor allem anhand der Behaarung zu unterscheiden:
Kopf, Thorax und Sternite sind dünn, das erste Tergit ist lang gelbbraun bepelzt. Das
Mesonotum ist mittig ausgedehnt schwarz und die Tergite 2 – 4 auf der Scheibe schütter schwarz behaart. Die Innenseiten der Metatarsen der Hinterbeine sind ebenfalls dunkelbraun bis schwarz behaart. Die Behaarung der Hinterbeinbürsten (Scopa) und der Tergite 5 und 6 ist rostrot. Eine in den Alpen vorkommenden Varietät ist vollständig schwarz bepelzt mit roter Endfranse.
Das Mesonotum erscheint matt und ist sehr fein und dicht quergerunzelt, mit einzelnen, flachen Punkten. Der Clypeus ist grob und vor allem mittig dicht punktiert, mit unpunktierter Mittellinie und fast bis zum Vorderrand gerunzelt. Die Fühler sind größtenteils schwarz und am Ende rotbraun.
Männchen: Mittelgroß (11 – 12 mm). Die Fühler sind vollständig schwarzbraun. Die Geißelglieder sind am Ende stark knotig verdickt und wirken unter Vergrößerung wie gesägt (Gattungsname).
Die Behaarung von Kopf, Beinen und Thorax ist gelbbraun, auf der Mitte des Mesonotums meist etwas dunkler bis schwarz. Die ersten drei Tergite sind ebenfalls gelbbraun, die hinteren schwarzbraun behaart und ohne helle Endbinden. Das Tergit 6 ist rostrot behaart mit ebenfalls rostroter Endfranse.
Mesonotum und Scutellum erscheinen matt. Das Scutellum ist gewölbt und die Tibien der Hinterbeine sind nicht auffällig verdickt. Das Sternit 6 ist flach und an der Basis ohne Kiel. Die Endplatte von Sternit 8 ist fast kreisförmig geformt und braunrot.
Verbreitung
Europa bis 2100 m ü. M., nördlich bis Mittelfinnland
Lebensweise
Solitäre Nistweise mit einzeln liegenden, selbstgegrabenen Nestern in ebenem bis leicht geneigtem Boden. Ein kurzer senkrechter Hauptgang mit mehreren waagerechten Nebengängen und eiförmigen Brutzellen an deren Ende. Die Zellwände werden mit einer wachsartigen Substanz imprägniert.
Melitta haemorrhoidalis zählt, wie alle Sägehornbienen, zu den streng oligolektischen Arten – zum Pollensammeln ist sie auf Glockenblumen (Campanula) spezialisiert, mit Bevorzugung auf die Nesselblättrige Glockenblume (Campanula trachelium).
"Beinsammler" – der Transport des klebrigen Glockenblumenpollens erfolgt mittels der dichten Haarbürste (Scopa) an den Hinterschienen und -fersen (Feuchtsammler).
Auf der Suche nach Weibchen patrouillieren die Drohnen in der Nähe der Pollenpflanzen und Nester und warten teilweise in den Blüten, wo sie auch schlafen.
Eine Generation im Jahr. Die Larven spinnen einen Kokon und überwintern als Ruhelarve.
Brutparasiten: Nomada emarginata und Nomada flavopicta parasitiert.
Flugzeit: Juli bis September
Lebensräume
Waldränder, Hecken, Gärten und Parks mit Glockenblumenbeständen
Bestandssituation
Häufig
Aktive Förderung
Obwohl die Glockenblumen-Sägehornbiene nicht zu den in Bezug auf ihre Larvennahrung unspezialisierten Bienenarten zählt, ist sie durch ihre Anspruchslosigkeit auf die Bodenverhältnisse für den Nestbau und das noch recht häufige Vorkommen von Glockenblumen öfter als andere Vertreter der Gattung zu beobachten.
Durch gezieltes Anpflanzen ihrer bevorzugten Pollenpflanze, der Nesselblättrigen Glockenblume (Campanula trachelium), einer ausdauernden, einheimischen, dekorativen Staude, läßt sich Melitta haemorrhoidalis relativ leicht in den eigenen Garten locken.
Literatur
- Schmiedeknecht, O. 1907: Die Hymenopteren Mitteleuropas, Jena. 804 S.
- Amiet, F., M. Herrmann, A. Müller & R. Neumeyer 2007: Fauna Helvetica – Apidae 5, Neuchâtel. 356 S.
- Scheuchl, E. 2006. Illustrierte Bestimmungstabellen der Wildbienen Deutschlands und Österreichs. Band II – Stenstrup. 192 S.
- Amiet F., Krebs, A. 2012: Bienen Mitteleuropas, Bern. 423 S.
Autor(-en): Mandy Fritzsche. Letzte Änderung am 05.12.2015