Bärtige Sandbiene (Andrena barbilabris (Kirby, 1802))

DE Deutschland , DE-SN Sachsen Druckansicht

Diagnose

Weibchen: Körperlänge 11–12 mm. Körperfarbe vollständig dunkel. Kopf auffallend klein. Fovea sehr hell. Fühlerglied 3 etwa so lang wie 4 und 5 zusammen. Behaarung auf Gesicht und Throaxrücken rötlichbraun, die Bauchseite deutlich heller. Abdomen eiförmig, nach hinten beidseitig abgeflacht und fast kahl. Tergite 2–4 mit dichten, schmalen, teilweise unterbrochenen, schneeweißen Endbinden. Endfranse dunkelbraun. Scopa zweifarbig, innen grauweiß, außen oben braun. Männchen: Körperlänge 9–11 mm. Körperfarbe vollständig dunkel. Gesicht und Thorax lang behaart, mit charakteristischem, dicht weiß behaarten Clypeus. Haarfärbung größtenteils silberweiss, an den Innenseiten der Komplexaugen oben schwarz, auf dem Thoraxrücken gelblich. Tergite 2–4 mit lockeren, schmalen, schneeweißen, teilweise unterbrochenen Endbinden.

Andrena barbilabris ähnelt in beiden Geschlechtern, der etwas kleineren Andrena argentata. Deren Tergite sind ab dem 2. dichter punktiert, glatt und seidig glänzend (zerstreut schwach punktiert und nur leicht glänzend bei A. barbilabris). Die ebenfalls unterbrochenen Endbinden sind breiter, mindestens so breit wie die Depression (deutlich schmaler als die Depression bei A. barbilabris).

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Synonym

Andrena sericea (Christ, 1791)

Merkmale

Weibchen: Körperlänge 11–12 mm. Gesicht und Thoraxrücken rötlich hellbraun bepelzt, Kopfunterseite und Bauchseite des Thorax heller, fast gelblich-weiß. Kopf vergleichsweise klein, deutlich schmaler als der Thorax. Gesicht breiter als lang. Fovea doppelt so breit wie ein Fühler und auffällig hell. Clypeus matt und groß punktiert, oft mit schmaler punktfreier Mittellinie. Labrumanhang oft dreieckig mit abgerundeter Spitze. Fühlerglied 3 etwa so lang wie 4 und 5 zusammen, diese kürzer als breit. Mesonotum dezent punktiert und sehr matt. Abdomen eiförmig und nach hinten beidseitig abgeflacht. Tergite komplett dunkel (ohne Rotfärbung oder Metallschimmer), lang etwas abstehend aber nur äußerst spärlich behaart und zerstreut fein punktiert. Tergit 1 glänzend, die Behaarung etwas dichter und länger. Die restlichen Tergite fein chagriniert, leicht glänzend. Endränder der Tergite 2–4 mit dichten, schmalen, weißen, in der Mitte teilweise unterbrochenen Haarbinden, diese deutlich schmaler als die Depression. Endfranse auf Tergit 5 dunkelbraun. Pygidialplatte mit sehr breiten, stufig abgesetzten Rändern, der erhöhte Mittelteil dreieckig mit leicht konkaven Seiten. Trochanter der Hinterbeine mit großer, dichter, grauweißer, lockenartig gebogenen Sammelfranse (Flocculus). Scopa der Hintertibia meist zweifarbig, innen grauweiß und außen mindestens in der oberen Hälfte dunkelbraun. Tibien und Metatarsen dunkel, ohne Orangefärbung. Tibiensporne hell.

Männchen: Körperlänge 9–11 mm. Gesicht kürzer als breit. Clypeus schwach chagriniert, seidig glänzend und dunkel, ohne Gelbzeichnung. Labrumanhang schmal. Mandibel nicht auffällig lang. Fühlerglied 3 kürzer als 4 und 5 zusammen, 4 so lang wie breit, 5 länger als breit. Behaarung auf Kopf und Thorax lang und vergleichsweise dicht. Haarfärbung größtenteils silberweiss, im Gesicht oben an den Innenrändern der Komplexaugen +/- schwarz, auf dem Thoraxrücken gelblich. Mesonotum matt, chagriniert und schwach punkiert. Abdomen lang abstehend aber spärlich behaart. Tergite zerstreut undeutlich punktiert und vollständig dunkel, ohne Metallschimmer oder Rotfärbung, nur die Tergitendränder leicht aufgehellt. Tergit 1 seidig glänzend, die restlichen Tergite chagriniert, matt. Endränder der Tergite 2–4 mit schmalen, lockeren, teilweise unterbrochenen, reinweissen, oft undeutlichen Haarbinden, diese deutlich schmaler als die Depression. Tibien und Metatarsen dunkel. Sternit 8 hinter der Mitte mit umlaufendem Haarbüschel, der dahinterliegende Teil leicht durchscheinend. Penisvalve an der Basis sehr breit, zum Ende zu stark verschmälert.

Verbreitung

Ganz Europa.

Lebensweise

Solitäre Nistweise mit selbstgegrabenen Nestern in sandigen, bevorzugt vegetationsfreien Bodenstellen; bei günstigen Bedingungen auch in größeren Aggregationen. Andrena barbilabris ist zum Pollensammeln nicht auf bestimmte Pflanzen spezialisiert (polylektisch), zeigt aber eine Vorliebe für blühende Bäume, insbesondere Weiden. Sie zählt zu den Beinsammlern – der Pollentransport erfolgt mittels der gattungsspezifischen Sammeleinrichtungen an den Hinterbeinen. Flugdistanz vom Nest bei der Nahrungssuche 300–500 m.

Flugzeit: Ende März bis Mitte Juni.

Brutparasiten: die Wespenbienen Nomada alboguttata und N. baccata sowie die Blutbienen Sphecodes pellucidus und Sphecodes reticulatus.

Lebensräume

Sandheiden, Sand- und Kiesgruben, aber auch Ruderalstellen, Magerrasen, Böschungen und Dämme; Waldränder, Parks und Gärten.

Bestandssituation

Rote Liste Sachsen: gefährdet (Burger et al. 2005).
Rote Liste Deutschland: Vorwarnliste (Westrich et al. 2012).

Aktive Förderung

Der englische Artname "Sandpit Mining-Bee" verweist auf die Bevorzugung vegetationsfreier Sandböden für die Nestanlage. Die Erhaltung vegetationsarmer Ruderalstellen und das gezielte Offenhalten von Binnendünenstrukturen und nicht mehr genutzten Sandgruben kann helfen, den fortschreitenden Habitatverlusten und damit dem in den letzten Jahren beobachteten Rückgang der Art entgegenzuwirken.

Literatur

  • Amiet, F., M. Herrmann, A. Müller & R. Neumeyer 2010: Apidae 6. Andrena, Melitturga, Panurginus, Panurgus. – Fauna Helvetica 26: 317 S.
  • Burger, F., unter Mitarbeit von S. Kaluza, G. Baldovski, R. Franke, D. Langner, W.-H. Liebig, T. Sammorey & A. Scholz 2005: Rote Liste Wildbienen. – Materialien zu Naturschutz und Landschaftspflege. – Hrsg. Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie, Dresden. 37 S.
  • Falk S. 2015: Field Guide to the Bees of Great Britain and Ireland, London. 432 S.
  • Griffin, F. J. 1938: The date of publication of Kirby's "Monographia Apum Angliae" 2 vols. 1802. – Journal of the Society for the Bibliography of Natural History 1 (5): 158.
  • Kirby, W. 1802: Monographia Apum Angliae. – Ipswhich, vol. 1: 258 S., Taf. 1–14, vol. 2: 388 S., Taf. 15–18.
  • Münze, R., D. Langner & M. Nuß 2006: Die Bienenfauna des Botanischen Gartens Dresden (Hymenoptera: Apidae). – Sächsische Entomologische Zeitschrift 1: 45–69.
  • Schmid-Egger C. & Scheuchl E. 1997: Illustrierte Bestimmungstabellen der Wildbienen Deutschlands und Österreichs. Band III: Andrenidae, Velden/Vils. 180 S. 
  • Scholz, A. 2013: Offen gelassene Sandgruben – Lebenswerte Welt für so manchen Spezialisten. – Naturschutzinformationen aus dem Landkreis Görlitz 01/2013: 1–3.
Autor(-en): Matthias Nuß, Mandy Fritzsche. Letzte Änderung am 16.01.2021

Diagnostische Merkmale von Andrena barbilabris.
(© Mandy & Michael Fritzsche)


Andrena barbilabris, Dresden, Mai 2023
(© Michael & Mandy Fritzsche)


Andrena barbilabris, Männchen, Dresden, Ende März 2019
(© Michael & Mandy Fritzsche )


Andrena barbilabris, Weibchen
(© Wolf-Harald Liebig)


Andrena barbilabris, Männchen
(© Wolf-Harald Liebig)
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