Frühe Adonislibelle (Pyrrhosoma nymphula (Sulzer, 1776))

DE Deutschland , DE-SN Sachsen Druckansicht

Diagnose

Körperlänge: 33–36 mm, Hinterflügellänge: 19–24 mm.

Kopf: Augen rot.

Thorax: Breite rote Antehumeralstreifen (Längsstreifen auf der Oberseite des mittleren Brustabschnitts), manche Weibchen mit gelben Antehumeralstreifen (f. "melanotum"); seitlich gelbe Färbung. Beine schwarz.

Hinterleib: Männchen überwiegend rot, nur die letzten Segmente (7 bis 9) mit schwarzen Zeichnungselementen. Weibchen polymorph: bei f. "typica" Segmente 2 bis 6 rot mit schwarzer Mittellinie, am Ende der Segmente schwarzer Fleck, schmale gelbe Ringe an Segmentbasis, Segemente 7 bis 9 überwiegend schwarz; bei f. "fulvipes" schwarze Zeichnungselemente weniger ausgedehnt als bei f. "typica", gelbe Ringe an Segementbasis vorhanden; f. "melanotum" mit (fast) komplett bronzeschwarzen Hinterleib.

Ähnliche Art: Aufgrund ausgedehnter roter Färbung unverwechselbar; die in Sachsen fehlende Späte Adonislibelle (Ceriagrion tenellum) besitzt hellrot gefärbte Beine.

Gesetzlicher Schutz und Rote Liste

Merkmale

Der wissenschaftliche Name verweist auf die Rotfärbung des gesamten Körpers („pyrrhos“ (gr.) – feuerfarben, „soma“ (gr.) - Körper).

Verbreitung


Das Verbreitungsgebiet der Frühen Adonislibelle umfasst mit Ausnahme der nördlichen Bereiche von Skandinavien fast ganz Europa und Nordwestafrika (Sternberg & Buchwald 1999).

Lebensweise


Die ausgedehnte Flugzeit dieser Art erstreckt sich in Sachsen von April bis September mit einem Flugzeithöhepunkt Ende Mai/Anfang Juni (Brockhaus & Fischer 2005), wobei der Schlupfzeitpunkt dieser Art von der Wärmegunst des Gewässers abhängt. Individuen, die sich in den Gewässern der Gebirge entwickeln, schlüpfen später als ihre Artgenossen im Flachland (Sternberg & Buchwald 1999).
Nach dem Schlupf, der in der Regel in den Vormittagsstunden (ab 07:00 Uhr) stattfindet, fliegen die Individuen in ihrer 5 bis 16 Tage dauernden Reifezeit oft weit umher. Nach der Reifezeit bleiben die Libellen in Gewässernähe und jagen sowie ruhen an Waldrändern, auf Lichtungen oder auf Gehölz bestandenen Brachflächen.
Die Eiablage findet zumeist im Tandem (Männchen und Weibchen aneinander gekoppelt) an verschiedenen Wasserpflanzen oder auch an ins Wasser hängenden Halmen der Ufervegetation statt. Da eierlegende Tandems Substrate bevorzugen, an denen bereits andere Tandems die Eiablage vollziehen, kommt es bei der Eiablage häufig zur Gruppenbildung. Diese Verhaltensweise vermindert das Prädationsrisiko durch Grünfrösche, da für jedes Tandem das Risiko erbeutet zu werden sinkt.
Die Entwicklungszeit der im Wasser lebenden Larven beträgt ein selten zwei, im Gebirge aber auch bis zu drei Jahre. Ihre Beute in Form von Zuckmückenlarven oder kleinen Planktonkrebsen fangen die Larven als Lauerjäger, wodurch sie auf ein ausreichendes Nahrungsangebot und Sitzplätze angewiesen sind (Sternberg & Buchwald 1999).

Lebensräume


Als Lebensraum dienen der Frühen Adonislibelle zahlreiche Still- und Fließgewässertypen. Eine besondere Bevorzugung besitzt die Art jedoch für kleine (<10 m²), nährstoffreiche Gewässer mit reicher Wasservegetation, während sowohl große als auch neu angelegte Gewässer von dieser Art eher gemieden werden (Sternberg & Buchwald 1999; Brockhaus et al. 2015). Darüber hinaus scheinen insbesondere Gehölze in Gewässernähe eine wichtige Bedeutung zu besitzen. Offensichtlich ist die Frühe Adonislibelle bezüglich ihrer hohen Schattentoleranz anderen Kleinlibellen überlegen und kann daher an stark beschatteten Gewässern eine hohe Konkurrenzkraft entwickeln.
Aufgrund dieser Lebensraumansprüche tritt die Art an Teichen, Weihern, langsam fließenden Gräben oder an Oberläufen von Bächen in hoher Individuenzahl auf. Auch Gewässer in Hochmooren außerhalb des baumfreien Hochmoorkerns werden besiedelt. An Gartenteichen oder kleinen Gewässern im Siedlungsbereich kommt die Art oft nur in geringer Individuenzahl vor. Obwohl die Larven ein periodisches Trockenfallen ihrer Gewässer überleben können, pflanzt sich die Frühe Adonislibelle nicht an temporären Gewässern fort. Daher eignen sich auch nur Fischteiche mit ganzjähriger Wasserführung als Fortpflanzungsgewässer dieser Art (Sternberg & Buchwald 1999).

Bestandssituation


Die Frühe Adonislibelle zählt sachsen- und deutschlandweit zu den häufigen und ungefährdeten Libellenarten (Günther et al. 2006; Ott et al. 2015). In Sachsen kommt sie in allen Naturräumen mit einer auffälligen Häufung in den Gebirgen vor (Brockhaus & Fischer 2005).

Literatur

  • Bellmann, H. 1993: Libellen: beobachten – bestimmen. – Naturbuch Verlag, Augsburg. 274 S.
  • Brockhaus, T. & U. Fischer 2005: Die Libellenfauna Sachsens. – Natur & Text, Rangsdorf. 427 S.
  • Brockhaus, T., Roland, H.-J., Benken, T., Conze, K.-J., Günther, A., Leipelt K.G., Lohr, M., Martens, A., Mauersberger, R., Ott, J., Suhling, F., Weihrauch, F. & C. Willigalla 2015: Atlas der Libellen Deutschlands. – Libellula Supplement 14: 1-394
  • Dijkstra, K. B. 2014: Libellen Europas. Haupt, Bern. 320 S.
  • Günther, A., Olias, M. & Brockhaus, T. 2006: Rote Liste Libellen Sachsens. – Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie, Dresden. 21 S.
  • Heidemann, H. & R. Seidenbusch 2002: Die Libellenlarven Deutschlands. – In: F. Dahl, Die Tierwelt Deutschlands (72. Teil). – Goecke & Evers, Keltern. 328 S.
  • Ott, J., Conze, K.-J., Günther, A., Lohr, M., Mauersberger, R., Roland, H.-J. & Suhling, F. 2015: Rote Liste und Gesamtartenliste der Libellen Deutschlands mit Analyse der Verantwortlichkeit, dritte Fassung, Stand Anfang 2012 (Odonata). – Libellula Supplement 14: 395-422
  • Sternberg, K. & R. Buchwald 1999: Die Libellen Baden-Württembergs, Band 1 Allgemeiner Teil, Kleinlibellen (Zygoptera). – Eugen Ulmer, Stuttgart. 468 S.

Autor(-en): Susanne Kurze, Matthias Nuß. Letzte Änderung am 28.12.2022

Männchen der Frühen Adonislibelle am Eisstadion in Seeligstadt, Ende Mai 2019
(© Peter Diehl)


Männchen der Frühen Adonislibelle. Sonneberg, Landkreis Sonneberg, Juni 2022.
(© Michael Happ)


Weibchen der Frühen Adonislibelle am Wegrand auf der Halde Berzdorf, Anfang Mai 2019
(© Peter Diehl)


Exuvie einer Frühen Adonislibelle im April 2015, Dresdner Heide
(© Tilmann Adler)
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